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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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kurzen Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil an. Sorgfältig spannte sie die Sehne und visierte den fliehenden Schatten an. Träge nahm der Pfeil seinen Flug durch das Wasser auf, sie konnte aber nicht sagen, ob er sein Ziel auch getroffen hatte. Ibis eilte weiter, doch da spürte sie eine Bewegung hinter sich. Die Elbe fuhr herum und erkannte Seradir, der ihr folgte.
    Der Pfeil der Elbe hatte den Fliehenden in die Kniekehlegetroffen. Er war eingeknickt und zur Seite gefallen. Heftig mit den Armen rudernd, versuchte er sein Gleichgewicht wiederzufinden. Warme, dunkle Schlieren quollen aus seiner Wunde und wallten durch das klare Wasser. Langsam wie in Trance zog er den Säbel, als er die beiden Schatten auf sich zukommen sah, doch bevor er zu einem Stoß ausholen konnte, stach Ibis mit ihrem kurzen Schwert zu. Der Stahl fuhr dem Piraten zwischen die Rippen. Noch mehr Blut mischte sich mit dem Wasser und wirbelte in schwärzlichen Wolken um den Sterbenden. Einige Fische kamen neugierig näher.
    Plötzlich spürte Ibis das Wasser in ihrer Kehle, Hustenreiz krampfte ihre Brust zusammen. In der Aufregung des Kampfes hatte sie nicht auf das Ziehen in ihrem Hals geachtet, als die Wirkung des Pulvers langsam nachließ. Ibis ließ ihr Schwert fallen. Die Lippen fest zusammengepresst, stieß sie sich heftig vom Grund ab und ruderte mit den Armen. Ihr Brustkorb pumpte, ihre Lungen schrien nach Luft. Wie weit die rettende Oberfläche noch entfernt war! Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Der Atemreiz wurde immer stärker. Krämpfe begannen ihren Körper zu schütteln. Wie ein Pfeil schoss sie der lebensrettenden Atmosphäre entgegen und durchbrach die Oberfläche. Gierig saugte sie die kühle Nachtluft in ihre Lungen. Sie hustete und keuchte noch immer, als Seradir neben ihr auftauchte und ihr ihr Schwert vor die Nase hielt. Schwer atmend lehnte sie sich an seine Schulter, und es dauerte noch eine ganze Weile, bis ihr Atem wieder ruhig ging und sie mit ihm zum Steg zurückschwimmen konnte.
    »Er hat nicht die Richtung eingeschlagen, aus der wir gekommen sind«, berichtete Seradir den anderen. »Er wollte zur Grotte hinaus fliehen. Das kann nur bedeuten, dass es dort draußen noch ein Versteck der Piraten gibt.«
    Sie saßen auf dem Steg und ließen ihre Beine ins Wasser hängen. Ibis nickte. »Ja, ich denke, wir sollten uns das Gelände vor der Grotte etwas genauer ansehen.«
    Dieses Mal stimmte der Zwerg ihr zu. »Ja, vielleicht finden wir dort die Gräfin. Es wird Zeit, dass wir sie aus den Klauen dieser Gesellen befreien.« Er schluckte sein Atempulver und stapfte dann mit festen Schritten voran. Nachdem sein erster Ausflug unter Wasser so erfolgreich verlaufen war, schien er seine Abscheu vor dem Meer – zumindest solange er unter Wasser atmen konnte – abgelegt zu haben.
    Die Freunde banden sich die schweren Metallsohlen, die sie in einer der Höhlen entdeckt hatten, unter die Schuhe, zogen die Leuchtstäbe hervor und folgten dann dem Zwerg am Grund der Grotte entlang, bis sie an die Stelle kamen, an der Ibis den Piraten getötet hatte.
    Plötzlich schnellte ein Schatten auf sie zu und drehte erst kurz vor dem Schein des Stabes ab. Für einen Moment erhellte das Licht einen mächtigen grauen Leib und einen aufgerissenen Rachen mit unzähligen spitzen Zähnen. Ein zweiter Schatten schoss über die Elbe hinweg. Haie! Behutsam ging Ibis einige Schritte zurück, ohne die vor ihr schwebende Leiche aus den Augen zu lassen. Einer der großen Jäger tauchte aus der Dunkelheit auf, packte den noch immer blutenden Körper des Toten mit seinen messerscharfen Zähnen und löste durch kräftiges Schütteln einen Arm von der Leiche. Seine Beute im Maul, verschwand der Hai,doch ein zweiter näherte sich und umkreiste den Piraten gierig.
    Vorsichtig setzte die Gruppe ihren Weg fort. Sie hatten die Waffen gezogen, wollten aber keinen Kampf mit den Haien provozieren, deren Zahl mit jeder Minute wuchs. Neugierig schwammen sie auf die Lichter zu, umkreisten die Freunde ein paar Mal, wandten sich dann aber der leichteren Beute zu.
    Der Mond trat hinter den Wolken hervor und sandte sein silbriges Licht bis hinunter auf den sandigen Meeresgrund. Rund um sie herum offenbarten sich den Gefährten die Wunder des Meeres, und sie wussten gar nicht, wo sie zuerst hinsehen sollten. Fischschwärme aller Farben kreuzten ihren Weg, bizarre Felsen ließen die Fantasie spielen, schimmernde Gewächse wiegten sich sanft im Takt der Wogen, die weit

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