Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
über ihnen schäumend gegen die Felsen donnerten. Farbige Seesterne krochen auf der Suche nach Beute über den weißen Sand, eine gebänderte Seeschlange schwebte elegant schlängelnd vorüber. Staunend folgten die Gefährten einer Spur leuchtender Steine, die fast wie die Begrenzung einer Straße wirkten.
Rolana sah das Wrack als Erste. Ihre Augen leuchteten. Auch Ibis deutete aufgeregt auf das versunkene Schiff. Rasch verbargen sie die Stäbe und näherten sich dann, hinter den Felsen Deckung suchend, dem geborstenen Kahn. Sie scheuchten zwei junge Meermänner auf, die in der Kajüte des Kapitäns geruht hatten. Beide trugen silberne Dreizacke bei sich, doch sie schienen an einer Auseinandersetzung nicht interessiert zu sein. Mit eleganten Bewegungen schwammen sie eilig davon.
Das Wrack war inzwischen Heimat von vielen Meeresbewohnern geworden. Sie fanden Krabben und Muränen, Tintenfische und Quallen, doch Menschen schienen sich hier schon lange nicht mehr aufgehalten zu haben. Enttäuscht folgten sie weiter den leuchtenden Steinen. Lautlos schritten sie über den weichen Sand. Die Schatten der Nacht vor ihnen nahmen langsam die Konturen von Gebäuden an. Türme schälten sich aus der Finsternis, eine goldene Kuppel schimmerte im Mondlicht. Mit offenen Mündern blieben die Gefährten stehen. Erst langsam begriffen sie, was die zurückweichende Dunkelheit ihnen offenbarte: eine Stadt im Meer! Nie hätten sie gedacht, dass die alten Legenden so viel Wahrheit in sich bargen. Aus einem großen, achteckigen Gebäude schimmerte warmes Licht auf die gepflasterte Straße. Jetzt verstanden die beiden Elben das vergangene Nacht belauschte Gespräch. Sie waren sich sicher: Sie hatten ihr Ziel erreicht.
Hastig verstauten die Freunde die Leuchtstäbe in ihren Bündeln und näherten sich im Dämmerlicht des langsam anbrechenden Tages dem großen Kuppelbau. Vielleicht hatten sie Glück, und ihr Kommen war unentdeckt geblieben.
»Hast du das gesehen?« Der dicke, unrasierte Mann trat schwerfällig näher ans Fenster und starrte in die bleiche Dämmerung. »Da waren drei Leuchtstäbe, und nun sind sie verschwunden.«
Der junge Pirat, der bisher dösend auf dem Boden gesessen hatte, war sofort hellwach. Er eilte zu einem zweiten Fenster und sah hinaus. Schweigend beobachteten sie, wiesieben schattenhafte Gestalten sich im Schutz der aufragenden Mauern näherten.
»Das gibt es doch gar nicht«, keuchte der Dicke. »Wir müssen dem Narbigen Bescheid geben!«
Eilig rannte der junge Pirat die Treppe hinunter, während der andere die nahenden Eindringlinge nicht aus den Augen ließ. Camon riss seinen Säbel aus der Scheide und stürzte ohne anzuklopfen in die Kammer des Piratenkapitäns. Er saß angezogen an seinem Schreibtisch und sprang erzürnt auf, als der junge Mann atemlos ins Zimmer schlitterte.
»Käpt’n«, keuchte er, »ich glaube, wir werden angegriffen!«
Ruhig schob der Narbige den Dolch, der auf dem Tisch gelegen hatte, in seinen Gürtel, erhob sich und legte die Hand an seinen Säbel.
»Wie viele sind es?«
»Ich habe sieben gesehen, doch vielleicht kommen noch mehr. Sie sind auf dem Weg zum Haupttor.«
»Gut, hol die Männer. Ich werde Refos Bescheid sagen.«
Camon lief davon, während der Narbige rüde den Magier aus seinem Schlaf riss und dann in die Eingangshalle eilte. So kam es, dass die Gefährten, als sie in dem kleinen Vorraum ihre Bleisohlen abgestreift hatten und dann vorsichtig die Flügeltüren zur großen Halle öffneten, von vier Piraten und dem Magier erwartet wurden. Die Piraten zogen ihre Waffen. Thunin, der mit Cay als Erster eintrat, fluchte laut, hob seine Axt und stürzte vor. Er fällte den dicken Seemann, der die Gefährten entdeckt hatte, wie einen Baum. Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel er tot zu Boden. Refos schrie erzürnt auf, und bevor Lahryn den Zwerg warnen konnte, hatte der Magier schon die Arme erhoben. Ein Energiestrahl schoss aus seinen Fingern und traf den Zwerg hart in die Brust. Die Metallplättchen auf seinem ledernen Brustpanzer reflektierten einen Teil der Energie, doch noch immer war die Kraft so stark, dass Thunin von den Füßen gehoben wurde, einige Schritte weit durch die Luft flog und dann hart mit dem Rücken gegen die Wand krachte. Er fiel zu Boden und blieb stöhnend auf dem Bauch liegen.
»Thunin!«, rief Cay und zerrte den Zwerg auf die Füße. Ein Blick in seine wild entschlossene Miene zeigte deutlich, dass Thunin bereit war weiterzukämpfen. Cay
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