Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
beleidigtes Gesicht. »Es ist wunderbar ausgewogen und liegt leicht in der Hand. Mit dieser Klinge könnt Ihr ein Blatt Pergament spalten.« Er zögerte kurz. »Nun gut, fünfzehn, weil Ihr neu in der Stadt seid und wir Fremde hier gern willkommen heißen.«
Thunin schob das Schwert mit einer verächtlichen Miene in den Ständer zurück. »Dann sollten ich und meine Freunde heute und in Zukunft unsere Waffen wohl doch wieder in Ehniport besorgen.«
»Vierzehn, das ist ein wirklich guter Preis.«
Für zwölf Goldstücke wechselte das Schwert schließlich den Besitzer. Ibis erstand für eine Hand voll Silber zwei schlanke Wurfdolche, die sie sich in ihre Stiefel steckte. Den dritten, der auf wundersame Weise einen Weg in ihren Beutel gefunden hatte, nahm ihr Thunin mit finsterer Miene ab und legte ihn unbemerkt wieder an seinen Platz. Schmollend verschränkte Ibis die Arme vor der Brust.
»Wie wäre es denn mit diesem prächtigen Hammer für Euch?«, fragte Terfu und legte Thunin einen silberbeschlagenen Kriegshammer von beträchtlichem Gewicht in die Hände. Cay bewunderte ihn mit weit aufgerissenen Augen, doch Thunin gab ihn dem Händler zurück.
»Nein, nein, ich bin mit dem Mädchen an meiner Seite ganz zufrieden und würde es niemals gegen solch einen modischen Schnickschnack eintauschen.« Fast liebevoll strich er über den schartigen Griff seiner zweischneidigen Kriegsaxt, die immer an seinem Gürtel hing.
Endlich standen die Gefährten wieder auf dem Marktplatz. Es war schon weit nach Mittag, und da die Sonne heiß vom wolkenlosen Himmel schien und der Staub in den trockenen Kehlen brannte, beschlossen sie, sich im Grünen Drachen, in dem sie sich für die Nacht eingemietet hatten, ein kühles Bier zu genehmigen.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als Ibis Cay in den Arm kniff.
»Wir werden verfolgt«, murmelte sie und warf unter ihren langen schwarzen Wimpern einen prüfenden Blick den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Bist du sicher?«, erwiderte Cay ungläubig. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand für uns interessiert. Uns sieht man doch schon von weitem an, dass es da nichts zu holen gibt.«
»Wenn ich es dir doch sage!« Der Tonfall der Elbe war drängend.
Auch Thunin hatte ihre Worte vernommen und ließ sich nun unauffällig ein wenig zurückfallen.
»Wie viele sind es denn?«, raunte er.
Ibis hob den Zeigefinger.
»Gut«, sagte Thunin nickend. »Dann werden wir dem Kerl mal auf den Zahn fühlen.«
Er zweifelte nicht einen Augenblick an Ibis’ Worten. Obwohl er nur selten mit ihr einer Meinung war, wusste er doch, dass man sich auf ihre Augen und ihr scharfes Gehör verlassen konnte.
Als sie um die nächste Ecke bogen, gab der Zwerg Cay einen Wink. Die beiden drückten sich in die Schatten der schmalen Gasse, während die anderen scheinbar sorglosschwatzend weitergingen. Angewidert rümpfte Thunin seine große, meist leuchtend rote Nase, als ihm der scharfe Geruch von Fäulnis und Dung entgegenschlug. Durch einen beherzten Sprung zur Seite rettete er sich knapp vor dem Inhalt eines Nachttopfs, der aus einem Dachfenster des heruntergekommenen Gebäudes geleert wurde.
»Ich hasse Städte«, knurrte er.
Von ihren Schritten aufgescheucht, huschte eine Ratte aus dem Unrathaufen vor ihnen, der noch von einer Unmenge Fliegen und weitaus lichtscheuerem Getier bewohnt wurde. Lautlos erhob sich ein riesiger, getigerter Kater von seinem Beobachtungsposten auf einem niederen Fensterbrett und nahm dann die Spur des Nagers auf.
Die beiden Freunde mussten nicht lange in ihrem ungemütlichen Versteck warten. Nur wenige Augenblicke später lugte eine Gestalt vorsichtig um die Ecke und nahm dann, dicht an die Hauswand gedrängt, wieder die Verfolgung auf. Doch da stand plötzlich Cay hinter ihm und legte dem Fremden seine Pranken um den Hals. Vor ihm tauchte Thunin auf, stellte sich mit grimmiger Miene breitbeinig mitten auf den Weg und wog abschätzend die Axt in seinen Händen. War das nicht der vornehme Kerl, den sie bei Terfu gesehen hatten? Erstaunt hob Thunin die Augenbrauen. Er sah die panische Angst in den Augen des Gefangenen. Das würde ihnen die Sache erleichtern, die Wahrheit aus ihm herauszuholen. Grob schleifte Cay den Mann hinter sich her, bis sie die anderen erreichten, die hinter einer verfallenen Scheune warteten. Jetzt erst ließ Cay sein Opfer los. Der Mann rappelte sich auf und rieb sich den schmerzenden Hals, auf dem recht deutlich die Abdrücke von CaysHänden
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