Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Stadt würde er kaum eine Gelegenheit bekommen, sie mit seiner Fechtkunst zu beeindrucken. Er konnte es gar nicht glauben, dass erst drei Wochen vergangen waren, seit er sie zum ersten Mal erblickt hatte. Auch mit der flinken Elbe und dem knurrigen Zwerg hatte er schnell Freundschaft geschlossen. Er genoss es, nachdem sie die älteren Teilnehmer der Reisegruppe sicher an ihr Ziel geleitet hatten, an diesem herrlichen Morgen mit den Gefährten gemeinsam die kleine Hafenstadt Fenon zu erkunden.
Die Reisegruppe schlenderte über den Markt. Vlaros und Rolana blieben an den Ständen mit seltenen Kräutern und weit gereisten, seltsamen Pulvern stehen. Cay jedoch interessierte sich eher für die Metzgerstände mit ihren saftigen Würsten und geräucherten Schinken. Ibis stibitzte sich eine Hand voll Dörrpflaumen und kaute genüsslich vor sich ihn, während sie kritisch die verschiedenen Besucher des Markts musterte.
Nachdem schließlich einige Kräutersäckchen und Münzen in entgegengesetzten Richtungen über den Tisch gewandert waren, konnten sich Vlaros und Rolana von den Auslagen der Krämer losreißen und folgten den anderen zumLaden des weithin berühmten Waffenhändlers Terfu. Neugierig betraten sie die große Diele, in deren Halbdunkel der kalte Stahl von unterschiedlichen Klingen glänzte. Ibis’ Augen funkelten vor Begeisterung, und auch Cay und Thunin schlenderten interessiert an den Ständern mit Schwertern, Säbeln und Degen entlang und strichen prüfend über die eine oder andere Klinge. Hände reibend kam der ehemalige Schmied Terfu auf seine Kunden zu. Sein Lächeln fiel überschwänglich freundlich aus, denn er witterte ein gutes Geschäft. Er ging auf Cay zu, sah ihn einige Augenblicke mit zusammengekniffenen Augen an und eilte dann davon, um genau das richtige Schwert für ihn zu holen.
Terfu war ein breitschultriger Zwerg aus dem Silbergebirge, der sich im Schurz des Schmiedes wohler fühlte als in den Gewändern eines Händlers. So trug er das Hemd offen und hatte die schmutzigen Hosen hochgekrempelt. Seine haarigen Füße steckten in ausgetretenen Lederpantoffeln.
Terfu kam zurückgewuselt und reichte Cay ein prächtiges Schwert. Es lag fantastisch in der Hand, die Balance war perfekt, seine Klinge schimmerte makellos. Mit glänzenden Augen ließ Cay es durch die Luft zischen, gab es Terfu jedoch bedauernd zurück, als der den Preis für die herrliche Waffe nannte.
»Wir werden für den jungen Herrn schon das Richtige finden«, sagte er und bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen. Behutsam nahm er das Schwert wieder in Empfang. Er führte Cay und Thunin zu einem Ständer mit einfachen, doch solide gearbeiteten Waffen. Ibis griff sich ein paar Wurfmesser und ließ sie quer durch den Laden wirbeln. Erschreckt zuckte Rolana zusammen, als die Dolche in den schwarzen Kreis in der Mitte einer hölzernen Scheibe fuhren, die kaum einen Schritt neben ihr an der Wand hing.
Eine Glocke erklang, als ein weiterer Kunde den Laden betrat. Vlaros, der gelangweilt inmitten des Kriegswerkzeugs stand, betrachtete den Fremden neugierig. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt, und der unter seinem langen Gewand sich wölbende Bauch zeigte deutlich, dass er keinen Hunger litt. Sein Umhang war aus edlem Barchent, und das graue Haar zierte ein Samtbarett mit einer langen Adlerfeder. Nicht nur seine Kleidung, auch die stolze Haltung zeugte von Ansehen und Wohlstand. Terfu ging ihm entgegen und zog ihn in eine düstere Ecke. Die beiden flüsterten miteinander und warfen den Freunden bedeutungsvolle Blicke zu. Als der Fremde Vlaros’ Blick auf sich ruhen spürte, verabschiedete er sich rasch und eilte hinaus.
Terfu wandte sich wieder Thunin und Cay zu.
»Nun, habt Ihr Euch entschieden?«, fragte er. Thunin hielt ihm ein Schwert mit langer Klinge und einem schmucklosen Griff entgegen.
»Eine gute Wahl«, meinte der Waffenhändler, »und für nur siebzehn Goldstücke ist es Eures.«
Mit betrübter Miene nahm Cay die Waffe, um sie in den Ständer zurückzustellen. Obwohl er das vergangene Jahr über sehr sparsam gelebt und für die Begleitung der Reisegruppe nach Fenon einige Münzen bekommen hatte, waren nicht mehr als ein Dutzend Goldstücke in seinem Beutel.
»Siebzehn?«, knurrte der Zwerg und hielt Cay am Arm fest. »Ihr seid heute wohl zu Scherzen aufgelegt, MeisterTerfu? Ich bin weit herumgekommen, und ich sage Euch auf den Kopf zu, es ist nicht mehr als zehn Goldstücke wert.«
Der Händler machte ein
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