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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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so als wolle er den Rest der kühlen Feuchtigkeit des nächtlichen Meeres von sich abstreifen. Langsam durchquerte er eine Säulenhalle und folgte dann dem hell erleuchteten Korridor bis zu einer schweren Eichentür. Er hob die Hand, um anzuklopfen, zögerte dann aber. Obwohl er das Holz mit den Fingerknöcheln noch nicht berührt hatte, forderte eine Stimme von innen ihn auf einzutreten. Wie schon so oft fragte sich der Mann, ob der Narbige etwa über magische Kräfte verfügte. Leise öffnete er die Tür. Der Mann am Schreibtisch sah nicht einmal auf.
    »Nun, Refos, was führt Euch mitten in der Nacht zu mir?« Wie seltsam fehl er in diesem prächtigen Gemach wirkt, dachte der Magier wieder einmal mit einem Hauch von Neid, als er den ungepflegten Mann in seinen achtlos zusammengesuchten Gewändern sah. Das lange, ungewaschene Haarhing ihm bis auf den Rücken, sein Gesieht war von Narben entstellt. Nun hob er doch den Blick von der Karte, die er durch einen Kristall studierte, und sah Refos aus seinen saphirblauen Augen fragend an. Die unbewegliche Miene konnte den Magier nicht mehr täuschen.
    »Verzeiht, verzeiht«, stotterte Refos schnell und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, die plötzlich aus allen Poren traten. »Das Schiff ist zum Auslaufen bereit. Die Kisten sind in der Grotte verstaut, und es ist noch genug Platz, um die Ladung der Karawane unterzubringen. Außerdem habe ich die Leuchtstäbe fertig gestellt, die Ihr geordert habt.« Atemlos hielt er inne.
    »Gut«, sagte der Narbige nur und beugte sich wieder über die Karte.
    »Ah«, wagte der Magier ihn noch einmal zu unterbrechen. »Wann rechnet Ihr mit der Larissa? Das Atempulver wird bald knapp.«
    »Ja«, antwortete der Narbige sanft, »und Ihr seid noch immer nicht in der Lage, selbst welches herzustellen, obwohl ich Euch schon des Öfteren dazu aufgefordert habe. So bleiben wir von Astorins Launen abhängig.«
    Refos ballte hinter seinem Rücken die Fäuste. Was verstand dieser ungehobelte Pirat schon von der hohen Kunst der magischen Tränke? Wut kochte in ihm hoch, doch seine Stimme blieb leise und höflich.
    »Ich arbeite daran. Es ist eine schwierige Aufgabe.«
    Der Narbige kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern ließ den Kristall langsam über die Karte wandern. Unschlüssig blieb der Magier noch einige Augenblicke stehen, dann griff er nach der Türklinke.
    »Und vergesst nicht, den Riss in der Lufthülle zu schließen«, traf ihn die scharfe Stimme des Piraten in den Rücken. »Ich dulde keine Nachlässigkeit.«
    Refos schloss leise die Tür und stürmte dann durch den Gang davon. Erst als er sicher sein konnte, dass selbst die scharfen Ohren des Piraten ihn nicht mehr hören konnten, machte er seinem Unmut Luft. Er hob drohend die Fäuste, schimpfte und fluchte und verwünschte den Narbigen. Dann fühlte er sich besser. Er strich sein Gewand glatt, setzte eine hoheitsvolle Miene auf und machte sich daran, den Riss zu schließen, um den Piratenkapitän nicht weiter zu reizen.

4
Gefangen
    D as Erste, was wieder in ihr Bewusstsein drang, war der kalte, feuchte Boden, auf dem sie lag. Die Luft roch modrig, und ab und zu fiel ein Wassertropfen von der Decke. Rolana versuchte sich zu bewegen und den Nebel aus ihrem Kopf zu vertreiben. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie, nur noch mit ihrem knielangen Hemd bekleidet, an Armen und Beinen gefesselt war und in ihrem Mund ein übel schmeckender Knebel steckte.
    Sie öffnete die Augen und wälzte sich auf die Seite, doch die tiefe Finsternis um sie herum ließ sich dadurch nicht vertreiben. Plötzlich flammte ein grünliches Licht auf. Rolana blinzelte. Sie sah, dass sie sich in einer steinernen Kerkerzelle befand. Die anderen lagen nur wenige Schritte von ihr entfernt, ebenfalls entkleidet, gefesselt und geknebelt. Die junge Priesterin ließ den Blick über die feuchten Wände und dann über das deckenhohe Gitter wandern, das ihre Zelle von einem schmalen Gang trennte, in dem nun die schwarzhaarige Magierin unruhig auf und ab ging. Als sie den Blick der anderen Frau spürte, schloss Rolana schnell die Augen. Erst nach einer Weile traute sie sich, die Magierin unter ihren Wimpern hervor zu beobachten. Sie sah nervös aus, ja fast ängstlich. Rolana ahnte, dass sie darüber nachgrübelte, was sie mit ihren Gefangenen nun anstellen sollte. Die junge Frau betete inbrünstig, dass sie nicht zu dem Ergebnis kam, es wäre das Beste, die jungen Abenteurer unauffällig für immer verschwinden

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