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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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zu lassen. Mykina betrachtete die gefesselten Freunde. Die Chance, sie mit ihrem einfachen Charmezauber zu überrumpeln und zu erfahren, was sie hier wollten und wie sie überhaupt hier hereingekommen waren, war vertan. Die überraschende Immunität der kleinen Priesterin hatte dazu geführt, dass sie sie allesamt mit einem Schlafzauber hatten belegen müssen. Die Magierin zögerte. Mächtigere Zauber konnte sie nicht anwenden. Ganz deutlich stand ihr Lahryns leerer Blick vor Augen. Ihr Zorn hatte sie zu dieser unüberlegten Tat getrieben, und dann hatte sie die Kontrolle über den Zauberspruch verloren. Sie hatte versagt, und das nicht zum ersten Mal. Das Bild des Grafen tauchte vor ihr auf. Schaudernd schob sie die Gedanken an ihre erste große Niederlage beiseite. Sie wollte sich die Wut ihres Meisters nie wieder ins Gedächtnis rufen, nicht seine Worte und vor allem nicht die teuflischen Schmerzen, mit denen sein wütender Fluch sie gequält hatte, so dass sie Tage brauchte, um sich wieder zu erholen.
    Nachdenklich glitt ihr Blick über die fünf Gefährten. Dann löschte sie das Licht und verließ den Kerker. Sie eilte in ihr Gemach und setzte sich vor die schimmernde Kristallkugel. Zart strich sie mit den Fingerspitzen über die kühle Wölbung. Die Nebel in ihr wallten unruhig auf, doch der Meister antwortete nicht auf ihr Rufen.
    Wollte Astorin nicht mit ihr sprechen? Sollte sie das Portal benutzen, das er ihr eingerichtet hatte, und zu ihm reisen? Ja, das war eine gute Idee. Sie warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Das Bild, das ihr entgegenlächelte, war perfekt. Mykina drehte sich langsam um ihre eigene Achse.
    Sie wusste um die Schwäche des großen Meisters, und so sehr sie dessen gierige Blicke sonst verabscheute, nun war es Zeit, seinen Schwachpunkt für sich zu nutzen. Sie korrigierte noch ein wenig den Glanz ihres Haars, dann öffnete sie das Portal zur Astralebene und trat in den Nebel, der sie zu Astorins Festung brachte.
    Cay regte sich und wälzte sich stöhnend umher. Es war völlig finster um ihn. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Brust. Er fuhr zusammen, doch sein erschreckter Aufschrei verlor sich in seinem Knebel. Warme Finger tasteten über sein Gesicht, und er spürte, wie sich der Knebel lockerte und dann verschwand.
    »Dreh dich zur Seite, dann löse ich dir deine Fesseln«, hörte er voller Erleichterung Ibis’ Stimme neben seinem Ohr. Nur wenige Augenblicke später saß der junge Kämpfer im Schneidersitz da und massierte sich die Handgelenke, um das taube Gefühl aus seinen Fingern zu vertreiben.
    »So ein Glück, dass sie dich nicht richtig gefesselt hat«, seufzte Cay, doch Ibis kicherte.
    »Sie hat es zumindest versucht«, antwortete die Elbe, »doch anscheinend waren meine Lehrjahre in Ehniport nicht umsonst.«
    Cay hörte das Stroh rascheln und dann das unterdrückte Stöhnen der Gefährten, die die Elbe nacheinander von ihren Fesseln befreite. Rolana kroch zu ihm hinüber und kauerte sich neben ihn, so dass er ihren Körper an seiner Seite erahnen konnte. Sie zitterte vor Kälte, doch Cay wagte nicht, sie an sich zu ziehen, um sie zu wärmen.
    »Was machen wir jetzt?«, wisperte Rolana, als sie alle eng aneinander gedrückt beisammensaßen. »Habt ihr gesehen, unsere Rucksäcke stehen dort draußen vor dem Gitter, doch ich vermute, viel zu weit weg, als dass wir sie erreichen könnten.«
    Ibis huschte zum Gitter hinüber, konnte aber Rolanas Befürchtung nur bestätigen.
    »Ja, dann werden wir wohl gemeinsam unsere Zelle nach einer Schwachstelle absuchen müssen«, schlug die Elbe in ihrem üblichen heiteren Tonfall vor, so als würden die Freunde noch immer beim Kartenspiel im Grünen Drachen beisammensitzen. »Jedes Verlies hat einen Schwachpunkt«, fügte sie überzeugt hinzu. »Man muss ihn nur finden.«
    »Ich möchte nur wissen, woher du diese Zuversicht nimmst«, brummte Thunin und erhob sich mit einem Stöhnen. »Was ich hier sehe, sieht mir nicht nach Schwachstellen aus.«
    Auch die anderen, die nicht einmal etwas sehen konnten, fühlten sich mutlos, doch was blieb ihnen anderes übrig, als dem Vorschlag der Elbe zu folgen? Sie krochen auf den Knien über den kalten, feuchten Steinboden, tasteten in jede Ritze, rüttelten an den Gitterstäben und klopften jeden Mauerstein ab. Rolana durchwühlte das alte Stroh. Modergeruch wirbelte auf und nahm ihr den Atem. Sie keuchte und hustete und hätte fast einen Schrei ausgestoßen, als sie plötzlich eine tote

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