Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Ratte in ihren Händen hielt. Ein Scharren und dann ein lauter Knall ließen sie zusammenfahren. Dann erklang die fröhliche Stimme der Elbe.
»Ha! Wusste ich es doch! Ein Stein in der Mauer war locker.«
»Und?«, drängte Thunin und hastete heran.
Ibis’ Arm verschwand in der Öffnung, und als sie ihn wieder hervorzog, hielt sie eine drei Fuß lange Eisenstange in der Hand. »Das ist alles«, seufzte sie enttäuscht, doch der Zwerg riss sie ihr aufgeregt aus den Händen. Er hatte eine rostige Gitterstrebe entdeckt, aber mit bloßen Händen konnten er und Cay nichts ausrichten. Vielleicht jedoch ließ sich der unerwartete Fund als Brechstange einsetzen. Der Zwerg führte Cay zum Gitter hinüber und hakte die Stange ein. Vier kräftige Hände umklammerten das Eisen.
»Eins, zwei, drei – zieh!«, zählte Thunin.
Nichts geschah. Nur das Ächzen und Stöhnen der beiden Männer war zu hören.
»Los, noch einmal!«
Wieder packten sie die Stange. Die Muskeln schwollen an. Erst rührte sich das Gitter nicht, dann plötzlich gab der Stab mit einem hässlichen Knirschen nach. Aufgeregt tastete Cay nach der Lücke.
»Noch viel zu schmal«, meldete der Zwerg, und enttäuscht musste ihm Cay Recht geben. Thunin schob sich die Hemdsärmel hoch, und die beiden nahmen sich den Eisenstab daneben vor, doch sosehr sie sich auch abmühten, er gab um keinen Zollbreit nach. Erschöpft ließen sich Cay und Thunin auf den Boden fallen. Ibis trat heran, betrachtete die Lücke und ließ die Fingerspitzen über das rostige Metall wandern. Sie streckte vorsichtig den Kopf durch das Gitter und zog ihn dann mit einem zufriedenen Lächeln wieder zurück. Nur Thunin konnte sehen, wie die zierliche Elbe sich schlangengleich durch das Gitter wand und einen Augenblick später mit einem triumphierenden Lächeln aufder anderen Seite stand. Sie eilte zu den Rucksäcken, kramte die Laterne hervor und entzündete den Docht. Ungläubig betrachtete Rolana die schmale Lücke und dann die Elbe, die noch immer breit grinste.
»Du überraschst mich immer wieder«, sagte die junge Priesterin bewundernd.
»Danke, danke«, lachte die Elbe und fügte mit einem Blick auf den Zwerg hinzu: »Es ist manches Mal schon von Vorteil, wenn man nicht so viele Reserven für schlechte Tage mit sich herumträgt.«
»Nun sieh aber zu, dass du das Gitter endlich öffnest«, drängte Thunin, die Stichelei ignorierend.
»Es ist ein Fallgitter«, meldete Ibis kurz darauf. »Und es ist nur von irgendwo außerhalb zu bewegen, eine Tür kann ich hier nicht sehen.«
Thunin fluchte unfein, doch plötzlich mischte sich Vlaros, der bisher nur leise sein Schicksal bejammert hatte, aufgeregt ein. Er bat die Elbe, seinen Rucksack ans Gitter zu bringen, und kramte dann hektisch in den unzähligen Taschen und Beuteln. Endlich schien er das Gewünschte gefunden zu haben. Mit triumphierendem Blick zog er ein Fläschchen hervor, entfernte den Glasstopfen und begann dann eine träge Flüssigkeit an zwei Stellen auf den verbogenen Stab zu tropfen. Es zischte. Beißender Dampf Stieg auf. Vlaros wartete, bis der Rauch verwehte, dann winkte er Cay zu sich und forderte ihn auf, an der Stange zu ziehen.
Der junge Kämpfer packte den Stab und zog mit aller Kraft. Das Eisen brach so plötzlich, dass Cay nach hinten fiel, das herausgebrochene Stück noch in der Hand. Nunwar die Lücke so groß, dass auch die anderen sich durch das Gitter zwängen konnten. Vlaros lächelte glücklich, als der Zwerg ihm anerkennend auf den Rücken schlug. Schnell zogen sich die Freunde ihre Kleider wieder an und schulterten ihre Bündel. Anscheinend hatte die Zauberin sie nur durchwühlt, glücklicherweise jedoch nichts herausgenommen.
Während die anderen sich ankleideten, nutzte Ibis die Zeit, den Gang genauer zu untersuchen, und entdeckte dabei eine Steinplatte, die sich durch einen Mechanismus beiseite schieben ließ. Aufgeregt winkte sie den Freunden, ihr zu folgen.
»Nun warte doch!«, rief Thunin und eilte ihr hinterher, und so blieb den anderen nichts übrig, als es ihm gleichzutun. Kaum war der letzte der Freunde durch die Öffnung geschritten, schloss sich die Steinplatte geräuschlos hinter ihnen und ließ sich nicht wieder öffnen. Thunin schimpfte wütend auf die Elbe ein, doch diese zuckte nur die Schultern.
»Dann sehen wir uns eben an, wohin dieser Gang führt«, sagte sie heiter und wollte schon wieder losstürmen, doch Cay packte sie am Arm.
»Ich werde jetzt vorangehen, und Thunin macht
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