Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
trocken, doch ehe sie antworten kann, ist Thunin schon vorgetreten. Er verbeugt sich ehrerbietig vor dem großen Magier.
»Sie ist meine Schülerin, Meister Gerwalin, und wird mich begleiten. Ibis ist noch am Anfang ihrer Ausbildung, doch ich kann schon jetzt sagen, dass aus ihr eine gute Waldläuferin wird. Großer Meister, ich verbürge mich für sie.«
Der Alte sieht die Elbe noch einmal scharf an, doch dann scheint er das Interesse an ihr zu verlieren und bespricht mit Thunin die Einzelheiten der bevorstehenden Reise.
Großer Meister, ich verbürge mich für sie. Ibis muss heftig blinzeln, um eine aufsteigende Träne zu verdrängen. Das wird sie dem Zwerg nie vergessen.
7
Die Drachenhöhle
A m nächsten Tag veränderte sich ihre trostlose Umgebung. Die gemauerten oder von Menschen- und Zwergenhand bearbeiteten Gänge wurden von einem natürlichen Höhlensystem abgelöst. Domartige Hallen wechselten mit schmalen Spalten oder engen Schläuchen. Die Luft wurde zunehmend heißer und feuchter. Schweißperlen bahnten sich ihren Weg über die erhitzten Gesichter, tropften in die Krägen und rannen über Hals und Rücken. Die Schritte wurden langsamer und schwerfälliger, und immer öfter mussten sie schwer atmend stehen bleiben.
»Nur noch ein paar Biegungen, und wir landen mitten in der Hölle«, stöhnte Ibis und wischte sich mit ihrem dreckigen Ärmel über die Stirn. »Die Dämonen schüren bereits das Feuer unter ihrem Kessel, in dem sie uns dann zu ihrem Mittagsmahl verkochen.«
»Wie kannst du bei dieser Hitze noch scherzen?« Thunin verdrehte gequält die Augen.
Sie traten um eine Biegung und blieben staunend stehen. Die Spalte weitete sich unvermittelt zu einer riesigen Grotte, die mit rötlichem Wasser angefüllt war. Weiße Dampfschwaden wallten auf der Oberfläche. An einigen Stellen stiegen Gasblasen auf und platzten dann mit einem schmatzenden Geräusch. Träge schwappte das kochende Wasser gegen die Felsen, die am rechten Rand steil anstiegen. Der Geruch von Schwefel hing in der Luft. Der See war so groß,dass das gegenüberliegende Ufer in den Dampfschwaden verschwand.
Vlaros musterte die brodelnde Wasserfläche, kniete dann nieder und schöpfte seinen Becher voll, um das Wasser genauer zu untersuchen. Er roch daran und rieb einige Tropfen zwischen den Fingern, dann berührte er sie vorsichtig mit der Zungenspitze.
»Nur heißes Wasser mit ein wenig Schwefel«, gab er Auskunft. »Es ist nicht ätzend, wie ich zuerst befürchtet hatte.«
»Heißes Schwefelwasser soll ja gut gegen Gelenkschmerzen sein«, lästerte Ibis mit einem Seitenblick auf den Zwerg, aber der ging nicht auf die Frotzelei ein.
»Wenn mich meine Augen nicht täuschen, dann geht die Spalte auf der anderen Seite des Sees weiter.«
Die anderen strengten ihre Augen an, außer weißem Nebel war jedoch nichts zu erkennen. Nur Ibis nickte zustimmend, doch wie sollten sie dort hinüberkommen?
»Wir könnten bis zu den Stollen zurückgehen und Stämme für ein Floß holen«, schlug Cay vor.
Vlaros zuckte zusammen. »Weißt du, wie viele Stunden wir seitdem gegangen sind? Es dauert zwei Tage, bis wir das Holz hierher geschleppt haben.«
Cay runzelte wütend die Stirn. »Ja und? Hast du eine bessere Idee?«
Nun mischte sich auch der Zwerg ein und lehnte es rundheraus ab, auf einem wackeligen Floß über einen kochend heißen See zu paddeln. Zornige Worte flogen hin und her, bis Ibis die drei unterbrach.
»Ich störe nur ungern euren klugen Disput, doch fallses euch interessiert, hinter dem Felsen dort drüben liegt ein Floß.«
Sofort redeten wieder alle durcheinander, nur Rolana stand etwas abseits und schüttelte den Kopf. Da die Freunde immer noch uneinig schienen, ging sie um den Felsen herum, um sich das Floß, das die Elbe entdeckt hatte, anzusehen. Rolana verstand weder etwas von Booten noch von Flößen, doch dass dieses schon sehr alt und seine Seile morsch waren, das erkannte sie trotzdem. Sie kehrte zu den anderen zurück und griff Cay energisch am Arm.
»Sagtest du nicht, dass du zur See gefahren bist? Dann sieh dir das Floß an und sag uns, ob es noch zu gebrauchen ist.«
Ohne Widerrede folgte er ihr, kniete sich auf den Boden und untersuchte die Holzplanken, die Seile und die Fässer, die unter die Bretter gebunden waren. Neugierig traten nun auch die anderen hinzu. Nur Thunin blieb in einiger Entfernung stehen und verschränkte ablehnend die Arme vor der Brust. »Das Holz ist in Ordnung«, verkündete Cay nach
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