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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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ist, scheint mir, haben wir noch mehr Grund zur Freude, denn sie beschenkt uns nicht nur mit ihrem schönen Aussehen, ihrem zarten und liebenswerten Di alekt sondern auch mit gewitzter Rezitation und anmutigem Auftritt. Ihr werdet Euch“, und wieder lächelte der Herzog Cyril an, „ja kaum vor dem Sturm der Männerherzen, die Euch erliegen, zur Wehr setzen können.“
    Cyril machte erneut einen Knicks und sagte: „Ich muss Euch enttäuschen, Herzog. Ich bin kein hil floses Mägdelein im Morgentau.“ Wieder tobte der Saal.
    „Gut gegeben, Lady Cyril. Nun, das haben wir wohl schon erraten und wir möchten Euch darinbestärken, Euch hier immer wohl zu fühlen und keinem Anwerben zu früh stattzugeben.“
    Der Herzog setzte sich und ein neuer Gang wurde serviert, die silbernen Kelche wurden erneut mit köstlichem Wein aufgefüllt. Cyril badete in einem Meer von Zufriedenheit. Nur ihre Mutter zischte sie von der Seite an: „Darüber werden wir in Ruhe reden. Wie kannst du dich so lächerlich machen.“
    Die Tochter blickte zu ihrer Mutter hinüber und verspürte das erste Mal, seitdem sie in Aquist a ngekommen war, ja vielleicht das erste Mal in ihrem ganzen Leben keine Angst vor ihr.

    Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass es ihrer Mutter später, als die Festivitäten des Morgens beendet waren, und sich die Gesellschaft langsam zurückzog, gelang, sie zur Rede zu stellen - was verwunderlich war, da Lady Eleanor selbst früher jene Gesellschaften zu verlassen pflegte, die sie nun bis zum Schluss ertrug.
    Nachdem Cyril sich einen Handkuss empfangend von einem blonden Adligen aus dem Süden ve rabschiedet hatte und die Treppen hinauf in ihre Kemenate gegangen war, hatte ihre Mutter, geduldig auf einem Divan wartend, sie abgefangen, sie ins Zimmer geschoben und die Tür hinter sich verschlossen. Cyril war entschlossen ihrer Mutter die Stirn zu bieten.
    „Was ist, Mutter? Ich bin müde und will schlafen. Hat das, was du mir zu sagen hast, nicht bis zum Morgen Zeit?“
    „Närrin, elende Närrin“, zischte Lady Eleanor, sodass selbst die zuvor noch im Hochgefühl schw ebende Cyril etwas zurückschreckte. Das Gesicht ihrer Mutter war kreidebleich vor Wut. „Du glaubst, dass du die edlen Herren hier bei Hofe beeindrucken kannst mit deinen bäuerlichen Sprüchen und deinem dirnenhaften Gebaren. Du glaubst, dass sie dich ehrlich und wahrhaft lieben und bewundern, da du sie mit deinem tölpelhaftem Benehmen zu betören glaubst.“
    „Die Worte des Herzogs waren ja wohl eindeutig“, wehrte sich Cyril zaghaft, „keiner hat an me inem Benehmen etwas auszusetzen, ganz im Gegenteil.“
    Ihre Mutter drehte sich ruckartig zu ihr herüber und Cyril rechnete mit einem erneuten Wutau sbruch. Doch diesmal verzog sich das Gesicht von Lady Eleanor zu einem mitleidigen Grinsen.
    „Du verstehst das Leben hier bei Hofe nicht, Cyril. Du verstehst nicht, dass ich dich schützen will. Wie oft hat der Herzog schon junge Damen aufs Höchste gelobt, um sie dann wie heiße Kartoffeln fallen zu lassen. Wenn du glaubst, dass du an der Spitze des Erfolges angelangt bist, dann täuschst du dich.“ Mit diesen Worten umfasste Eleanor mit ihren Händen Cyrils Gesicht. „Der Weg nach oben dauert lange und er darf nicht zu schnell gegangen werden, denn sonst droht der Absturz.“
    Die Worte und die Geste der Mutter waren so beeindruckend, dass Cyril nicht anders konnte, als von ihrem ursprünglichen Vorhaben , sich zur Wehr zu setzen und die Worte zu ignorieren, abzulassen. Hatte ihre Mutter vielleicht doch Recht? Galten das Gekicher und das Gelächter der feinen Damen und der hohen Herren vielleicht weniger ihrem Charme als vielmehr ihrem lächerlichen Auftreten?
    „Es gibt einen Sport bei den hohen Herren hier bei Hofe“, keuchte die Mutter vor sich hin. „Neua nkömmlinge am Hofe, junge Damen ohne Mündel, versucht man als erstes in seine Bettstatt zu locken. Dem Sieger winken Anerkennung und Achtung der anderen. Es ist ein höfischer Zeitvertreib, mehr nicht. Wenn du dich also im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wähnst, dann denke daran, dass du der erste Preis bist, mehr nicht.“ Mit diesen Worten stand Lady Eleanor auf, legte ihre kalten Finger auf das Gesicht der Tochter, drehte sich dann um und ging zur Tür hinaus. Cyril dachte an die herzlichen Worte des Herzogs, den Zuspruch, den sie von den anderen Adligen, vor allem Hugues de Montplaissiere, an dessen fordernde Hände beim Tanzen sie sich schaudernd erinnerte,

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