Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
wärmendes Kaminbier. Die Leute im Norden ließen ihr Bier über dem Kamin brodeln, was ihm den unnachahmlichen Geschmack und die Würze verlieh.
Als sich die beiden Männer in eine Ecke des dunklen Wirtshauses gesetzt hatten und sich langsam in der Hitze der Stube aufwärmten, bemerkten sie, dass sich eine Menschentraube im anderen Eck der länglichen Stube gebildet hatte. Die beiden schauten sich kurz an, nickten einander zu und gi ngen daraufhin in die besagte Richtung, die Köpfe wegen der niedrigen Decke einziehend. Sie kamen am äußeren Ring der Beobachter an und stellten zu ihrem Erstaunen fest, dass in der einen Ecke des Schankraumes weder ein Skalde, ein Dichter, noch ein Zauberkünstler oder ein Spieler, der Kunststücke mit Münzen vollführte, saß. Über die Köpfe der anderen hinweg konnten sie einen einfachen Priester der Kirche der Sonne sehen, der laut und deutlich schimpfte. Die Männer, die die Neuankömmlinge wahrnahmen, betrachteten ihre grünen Umhänge und begannen etwas spöttisch zu lächeln. Nod und An’luin lauschten gebannt auf das, was der Priester sagte: „…nicht genug, dass sie nicht öfter als einmal in der Woche die heilige Messe besucht, wo sie doch in ihrer Position mindestens einmal täglich kommen sollte. Nein, sie hat sich der Sünde verschrieben, was man an ihrem Mal der Ungläubigkeit erkennen kann, das auf ihrem Hals gekennzeichnet ist. Die Sünde selbst hat ihr dieses Mal beschert, vom hexenhaften Treiben der Scicth genährt. Ich sage euch, sie ist es nicht wert eure Königin zu sein, sie…“
Nod und An’luin mussten nicht mehr hören, um zu wissen, dass der Priester von Cathyll sprach. Nod kannte diesen Priester auch. Er hatte ihn schon ein paarmal im Palast herumlaufen sehen, wobei er meistens den Eindruck machte als ob er etwas wolle, was er nie bekäme. Nod hob im gleichen Moment an etwas zu sagen wie An’luin, doch er übertönte diesen: „Wenn du noch ein Wort gegen Königin Cathyll aussprichst, Priester, dann wirst du die Gnade deiner Sonne gut gebrauchen können.“
Erstaunt fuhr der Priester hoch und fixierte den Sprecher. Einem kurzen Moment des Erkennens folgte ein Rundumblick – der Priester wollte offensichtlich abschätzen, wie die Männer in der Schänke reagieren würden. Nod spürte aufgrund der Reaktionen der Leute hier, dass diese sich eher amüsiert hatten, anstatt sich aufhetzen zu lassen. Die meisten waren offensichtlich erfreut darüber, dass eine Handgreiflichkeit bevorstand. Der Priester deutete mit dem Finger auf An’luin. „Ich kenne dich, du Lakai der Königin. Auch du bist ein Ungläubiger und hast dunkle Zauberei mit den Scicth betrieben. Wahrscheinlich bist du sogar der Initiator des Bösen. Männer, ergreift ihn.“
Die Rede des Mannes schien die Anwesenden nicht zu beeindrucken. Nod wusste, dass es bei den Ca’el im Norden, aber auch bei den Ankilan nicht gut ankam , von einem Priester herumkommandiert zu werden. Zwar hatte jeder Spaß an einem Streit, doch keiner hatte Lust selbst beteiligt zu sein. Und so rührte sich niemand auch der Aufforderung des Mannes der Kirche.
An’luin selb st stemmte seine Fäuste in die Hüften und erwiderte die harschen Worte: „Ich kenne Euch ebenfalls, Priester. Ihr seid Ersen, der Pater, der erst seit drei Monaten in Mal Kallin ist. Ihr habt Euch von Anfang an dadurch hervorgetan absurde Forderungen zu stellen und Euch über die Königin zu erheben. Ich frage mich, was ihr hier treibt. Seid ihr vielleicht des Hofes verwiesen worden?“ Statt zu antworten neigte der dunkelblonde, hagere Mann sein Gesicht und schien offensichtlich etwas hinunterzuschlucken.
An’luin hatte sic h noch nicht gefasst, offensichtlich war er ebenso erregt über die Worte wie Nod. Er ging direkt auf den Pater zu, zog ihn am Kragen hoch und zerrte ihn vor sich her in Richtung Tür. Dabei sagte er: „Ich werde es nicht dulden, dass ihr die Luft mit Eurem Gestank und den Raum mit Euren giftigen Worten verpestet. Hinaus mit Euch und lasst Euch nicht wieder blicken.“
Die Männer, die Platz machten für den jungen Ca’el lachten und klopften sich auf die Schenkel. Aber als An’luin den Priester der Sonne vor die Tür in den Regen schubste, hob dieser drohend se ine Hand und sagte: „Die Sonne stehe mir bei. Ich verfluche dich, du jämmerlicher Bückling einer Sünderin. Deine Worte und deine Taten werden nicht vergessen werden - weder von mir, noch von dem Glauben, den ich vertrete.“ Damit drehte die dunkle
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