Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
überprüfen und gegebenenfalls Beeren zu sammeln. Als sie einige Schritte vom Dorf entfernt waren, sprudelte es aus An’luin heraus: „Wie lange bist du schon hier, Balain?“ Dieser drehte sich nicht um während er antwortete. „Ich bin seit drei Tagen hier. In dieser Zeit habe ich Archa’itur davon überzeugen müssen, dass ich ihm wohlgesonnen bin und dass er sich nicht zu fürchten braucht. Der arme Mann ist völlig verstört. Er war neben Nod der einzige Überlebende des Dorfes.“ An’luin hatte noch viele Fragen, aber er traute sich nicht von sich aus zu reden, da er wusste, dass Balain nur sprach, wenn er es für notwendig hielt. Dieser bückte sich, um eine Tierfalle zu begutachten, die er aufgestellt hatte. Dann stand er auf und legte seinen Arm um An’luin. „Wie schön, dass du hier bist. Ich hatte nur mit Staer’cui gerechnet.“
„Was machen wir hier, Balain?“
Der Priester ging wieder voraus und näherte sich interessiert einem Brombeerstrauch.
„Wir suchen Antworten auf alte Fragen.“
„Welche Fragen?“
Während Balain die dicken, saftigen Beeren pflückte, von denen er sich probeweise einige in den Mund geschoben hatte, antwortete er: „Nun, die offensichtliche Frage, wie es kommt, dass Fölsir, das Runenschwert hier in Sin’dha gelandet ist. Ich hatte gehofft, die Antwort von Archa’itur zu erfahren, aber der gute Mann ist noch ein wenig misstrauisch. Vielleicht zeigt er sich Nod gegenüber etwas redsamer.“ An’luin dachte über die Worte des Priesters nach. Natürlich war es interessant zu wissen, wie das Schwert hierhergekommen war, bevor es von Rabec nach Mal Kallin verschleppt worden war, aber war das so wichtig, dass Balain extra hierher kommen würde? Lachend sagte Balain: „Ich sehe, du hast nichts von deiner Intelligenz verloren. Nein, An’luin, etwas anderes ist noch wichtiger: Die Frage, ob es sein kann, dass auch Thursbana, der Riesentöter, die Drachenlanze, hier in diesem Ort war.“ Damit drehte sich der alte Mann um und schaute An’luin zum ersten Mal an diesem Morgen direkt in die Augen.
„Ich war in Athin’stan, um an einem Konzil der beiden Kirchen, der der Sonne und der des Mondes teilzunehmen. Da die Bibliothek von Athin’stan einmalig in der nordischen Welt ist, und der Verlauf des Konzils so überaus enttäuschend war, habe ich die Zeit genutzt, zu ergründen, wann genau das letzte Mal von den beiden Insignien der Herrschaft über die Norr zu hören war. Das ist schon einige Generationen her, zu Zeiten des Königs Svitorm [xvi] . Jener Drakingerkönig hatte sich mit dem Wolfingerkönig Harald [xvii] getroffen, um über zukünftige Politik zu reden. In einer alten Historie ist noch die Rede davon, wie beide Männer stolz ihre Waffen, die ihre Herrschaft begründeten, trugen. Danach gibt es nichts mehr. Keine weitere Erwähnung des Runenschwerts oder der Drachenlanze. Nun, ich hoffte und hoffe noch, hier in Sin’dha Antworten zu finden. Oh, was haben wir denn da?“
Balain hob einen Hasen hoch, der in eine der Fallen gelaufen war. „Ein Frühstück“, sagte er gri nsend.
20. Von Geistern verfolgt
ie gab ihrem Pferd die Sporen. Die vor ihr auftauchende Steinmauer war kaum ein Hindernis. Sie war vielleicht ein Mädchen vom Land, aber eines konnten die Ankil: reiten. Nachdem sie lachend die Mauer überflogen hatte, schaute sie sich um und sah mit einiger Befriedigung, dass Hugues weit abgeschlagen war. Sein blauer Umhang flatterte vor den bunten Blättern des Herbstlaubs. In Mal Kallin würde es jetzt regnen und die Bäume hätten ihre Blätter schon verloren.
Sie hätte glücklich sein können, richtig glücklich. Wenn da nicht die eine Sache an ihr nagen würde, dieser „Gefallen“, um den sie ihre Mutter gebeten hatte.
Vorgestern waren die beiden zum Hofmedicus gegangen, um sich ein wirksames Gift „für die Tierjagd“ zu holen. Als der Medicus angefangen hatte unbequeme Fragen zu stellen, hatte sich ihre Mutter peinlich lachend mit einer unsinnigen Ausrede aus der Affäre zu ziehen versucht. Der alte Mann hatte ihnen misstrauisch hinterhergeschaut.
Am Nachmittag waren sie dann in die Stadt gegangen und hatten sich auf dem Markt von einer Kräuterfrau beraten lassen. Die Frau brauchte nicht lange, um herauszufinden welche Eigenschaften das Rosenwasser, das ihre Mutter verschenken wollte, haben sollte. Sie erhöhte den Anfangs g enannten Preis um das Vierfache und versprach Schweigsamkeit.
Es war eine Sache jemanden zu hassen, aber
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