Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Kopf. Tarhorg war sichtlich um Fassung bemüht, dann sagte er krächzend: „Er sagte: ‚Ich bin fertig mit ihr.‘“
Cathyll hatte gehofft, die Tränen zurückhalten zu können, doch sie kamen schon, bevor sie sich u mdrehen konnte. Man geleitete sie in ihre Residenz, nach Thodenhall, wo sie seitdem ein fürstliches, aber einsames Leben führte.
Am folgenden Tag hatte sie darum gebeten, ihren Mann besuchen zu dürfen, doch sie wurde davon unterrichtet, dass ihr Mann sie nicht sprechen wolle. Sie wollte Bran und Ma’an entgegenreiten, um sich bei ihrer Zofe ausweinen zu können, doch ihr wurde versichert, dass man versuchen würde, die beiden mit Boten zu erreichen und zu ihr zu bringen.
Es vergingen drei Tage und sie wusste, dass die beiden schon längst in Mal Tael angekommen sein müssten. Da überbrachte man ihr die Botschaft, dass ein Reiter mit dem Zeichen des Hauses Marc und eine Frau in einer Kutsche aufgefunden worden waren. Die Kutsche musste von Räubern überfallen worden sein und die beiden gemeuchelt. Bran hatte sich wohl tapfer gewehrt, an seinem Schwert solle noch Blut geklebt haben, so sagte man ihr.
Cathyll hatte die ganze Nacht durch geweint und sich selbst und ihre dummen Ideen verflucht.
Am nächsten Tag hatte sie gewünscht nach Hause eskortiert zu werden. Man hatte ihr ausrichten lassen, dass die Straßen im Moment zu unsicher seien, und dass sie zu gegebener Zeit natürlich aufbrechen könne. Auf ihren Hinweis, dass sie ja auch per Schiff fahren könne, was sogar schneller gehen würde, hatte man geantwortet, dass die Meere momentan von Norr unsicher gemacht würden. All diese Nachrichten hatte sie schriftlich bei „König Derek“ eingereicht und jedes Mal hatte sie ein Schreiben von seinem Hofmarschall zurück erhalten. Wenn sie Thodenhall verlassen wollte, stellten sich ihr die Wachen „zu ihrem eigenen Schutz“ entgegen und ließen sie nicht passieren.
Mittlerweile wusste sie nicht, wen sie mehr verfluchen sollte, Derek, Gareth oder sich selbst.
Sie starrte aus dem Fenster und sah hinab auf die Straßen dieser riesigen Stadt, die ihr verschlossen blieb. Die Residenz war auf einem Hügel an der Westseite der Stadt erbaut worden und man konnte über die größeren Häuser der Händler und Edelmänner blicken, über einen Tuchmarkt bis hinunter zum Dis Tham, der in vier Bögen durch die Stadt floss.
Das Essen stand noch auf einem Tisch hinter ihr und würde wohl kalt werden. Wie jeden Tag gab es feine Köstlichkeiten, die sie bisher nur vom Namen her kannte. Aber sie hatte kein Interesse an g utem Essen. Stattdessen stand sie am Fenstersims und blickte hinaus, wie lange schon, das hatte sie vergessen.
50. Regengüsse
er Regen war unerbittlich. Es hatte tagelang und ohne Unterlass geregnet, seitdem sie Khal’iur verlassen hatten. Nod und Daaria waren tagsüber geritten und hatten nachts Unterschlupf unter dicht zusammenstehenden Bäumen gesucht. Dennoch war der Regen durch alle Kleidungsstücke und Decken durchgedrungen und hatte sie bis auf die Poren durchnässt. Drei Tage hätten es von Khal’iur bis zum nächsten Ort sein sollen, laut Daaria, doch sie mussten irgendwann den Pfad verlassen haben ohne es zu bemerken. Seit zwei Tagen orientierten sie sich an der Sonne, die milchig trüb hinter der Wolkendecke schimmerte.
Am Anfang hatte Daaria noch versucht mit ein paar Liedern oder Geschichten die Stimmung aufz ubessern, aber mittlerweile war sie selbst am Rande ihrer nervlichen Belastbarkeit angelangt. Nod fühlte sich verantwortlich für ihr Unglück und schwieg aus Angst, sie könnte ihm Vorwürfe machen. Er hatte sie aus ihrem „elenden“ Dasein gerettet und führte sie seit Tagen durch die Kälte und Nässe der Berge, ohne eine Ahnung zu haben wohin er gehen musste.
Obwohl sie vier Pferde hatten, lief Daaria neben dem reitenden Nod her. Die ersten zwei Tage hatte sie versucht sich hinter Nod zu setzen, doch mittlerweile tat ihr das Gesäß so weh, dass sie nur noch laufen konnte. Sie kamen um eine Ecke hinter der sich, wie schon unzählige Male zuvor, der Weg weiterhin empor schlängelte. Die Tannen, die nun zum größten Teil die Laubbäume abgelöst hatten, ließen ihre blassen Zweige hängen und sahen so traurig aus, wie sich Nod elend fühlte. Er stieg ab und ging neben Daaria her.
„Es tut mir leid“, sagte er. Es war das erste, was er ihr sagte, nachdem sie ihr Lage r am Morgen abgebrochen hatten. Sie schaute ihn kurz an und blickte dann wieder nach
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