Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Kleines. Du bist so bescheiden. Schämst dich, wenn deine Mutter in lobenden Tönen von dir spricht, nicht wahr?“
Cyril wandte sich ab. Gott sei Dank mischte sich nun Marfon de Hufflue ein, der links neben Lady Eleanor saß. Seitdem Cyrils Aufstieg in die höchsten Schichten der Gesellschaft offensichtlich geworden war, hatten sich die unverheirateten Herren wie Blutsauger an ihre Mutter geheftet, um einen Rest der Gunst des Herzogs abzubekommen. „Die Kinder, ja die Kinder. Sie kommen ganz nach ihren Eltern. Sie ist einfach so bescheiden wie Ihr, Madame.“ Beide kicherten und Cyril konnte sich wieder auf den nächsten Schritt konzentrieren. Wie konnte man Gouillon davon überzeugen, eine Scheidung durchzuführen?
Später saßen sie in einem der unzähligen edel eingerichteten Zimmer, die der Palast des Herzogs zu bieten hatte. Sie saß neben dem Herzog auf einem blau-weiß gestreiften Divan und gegenüber, hinter dem Mahagonitisch saß der mürrisch blickende Präfex. Es war nicht das erste Mal, dass er vom Wunsch des Herzogs erfuhr, die Ehe mit seiner Frau scheiden zu lassen und er schien keinesfalls weniger abgeneigt zu sein, als bei ihrem ersten Treffen.
„ ,Im Angesicht der heiligen, goldenen Strahlen der Sonne haben wir zwei uns hier zusammen gefunden, um unser Leben auf immer zu vereinen.‘ Das waren Eure Worte, Herzog. Wie sollte diese Worte in Zukunft irgendjemand ernst nehmen, wenn sie von Euer Gnaden missachtet wurden? Ihr könnt eine Trennung ja im Äußeren vollziehen, räumlich, körperlich. Doch kann ich Euch nicht von Eurem Schwur entbinden, auch wenn ich Euer Bedürfnis verstehe.“ Damit blickte er missachtend auf Cyril.
„Aber dies ist eine Ausnahmesituation, Eure Eminenz. Meine Ehefrau hat die arme Cyril bedroht. Sicherlich wird die Kirche dann eine Möglichkeit haben, die Ehe zu trennen?“, wandte der Herzog ein. Gouillon legte seine Fingerspitzen vor seinem Gesicht zusammen. „Die Kirche kann in diesem Falle nicht handeln. Für weltliches Handeln müsst Ihr einen weltlichen S trafkatalog anwenden, Herzog. Aber sicherlich wäre der Tod durch den Strick nicht unbedingt angemessen, vermute ich.“ Herzog de Balard machte ein erschrecktes Gesicht und hob abwehrend die Hände. „Nein, nein. Das wäre nicht angemessen.“
Cyril folgte der ganzen Unterhaltung nur mit halber Aufmerksamkeit. Sie dachte angestrengt da rüber nach, was den Präfex dazu bewegen könnte, eine Ausnahme zu machen. Natürlich sahen die Schriften der Kirche keine Scheidung vor, das wusste sie. Aber sie wusste auch, dass man alles möglich machen konnte, wenn nur ein Wille vorhanden war.
„Wir dürfen den Feinden des Circulum Solae keinen Anlass geben einen Makel zu finden, Herzog, das versteht Ihr“, schloss Gouillon seine Ausführungen ab. Fieberhaft dachte Cyril nach. Sie wusste, dass ihre Position nur auf dünnen Stelzen stand, wenn sie keine Ehe mit dem Herzog einging. „Und nun entschuldigt mich, Herzog. Ich möchte Eure Zeit nicht länger in Anspruch nehmen und ich denke, dass die Angelegenheit nun in aller Ausführlichkeit besprochen wurde.“ Der Präfex stand auf und ging zur Tür.
„Wartet“, rief Cyril ihm nach. Selbst der Herzog blickte sie erstaunt an. „Ihr spracht eben von den Feinden der Kirche, Präfex.“ Gouillon drehte sich um und lächelte herablassend. „Ja?“
„Was wäre, wenn…, wenn Ihr einen entscheidenden Schlag gegen diese Feinde führen könntet?“ Der Präfekt lächelte immer noch. „Das wäre schön. Aber ich wüsste nicht, wie…“ Cyril unterbrach ihn. „Meine Cousine sitzt auf dem Thron von Ankilan. Sie betet heidnische Götter an und ihr Ehemann, der König von Sathorm, ist Anhänger der Kirche des Mondes. Ich könnte Euch Informationen beschaffen, die beweisen, dass Königin Cathyll den wahren Glauben verlassen hat und auf falschen Pfaden wandelt, damit das Land jenseits des Kanals endlich die Herrscher bekommt, die es verdient.“
Präfex Gouillon, Ver künder der Sonne, drehte sich langsam um und das erste Mal an diesem Abend zeigte sich der Ansatz eines ehrlichenLächelns auf seinem Gesicht. „Das klingt interessant.“
53. Aufwachen
in Hauch von Frühling wehte in Form eines warmen Windes durch die Weiden, deren schiefes Geäst bis hinab zum Wasser des Fjordes hing. Das Abendlicht war rötlich-golden und verlieh der Szenerie etwas magisch Übersinnliches. Als Ketill und seine Männer aus dem Wald ritten und an der Anlegestelle vor Hallders Halle
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