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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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vorne. „Es braucht dir nicht leidzutun. Es war meine Entscheidung dir zu folgen.“
    „Aber du hast Rollo… geliebt.“
    Sie lachte auf, das erste Mal seit langem, allerdings war es kein frohes Lachen. „Du glaubst ihm diese Geschichte? Nein, ich habe Rollo nicht geliebt. Er war ein Idiot und dazu ein grausamer Mann. Er hat bekommen, was er verdient hat.“
    „Warum bist du dann so lange bei ihm geblieben?“, fragte Nod.
    „Wenn man in der Mitte des Landes in einem kleinen Ort aufwächst, hat man nicht viele Wahlmöglichkeiten, Staer’cui. Rollo wirkte sehr nett und freundlich, als er mich aus meinem Dorf holte, von meinem Vater, der mir keine bessere Zukunft hätte geben können oder wollen als Rollo. Als mir klar wurde, was Rollo wirklich von mir wollte, war es außerdem zu spät umzukehren und mein Stolz hätte es nicht zugelassen. Ich dachte, dass ein Leben als Hure nicht so schlecht wäre. Dass mich eines Tages ein Prinz retten kommt, hatte ich nicht zu hoffen gewagt.“ Daaria lachte nicht und doch wusste Nod nicht, ob sie sich über ihn lustig machte.
    „Und nun gehe ich mit dir durch den Regen, wo ich in meinem Haus an einem Kaminfeuer sitzen könnte oder in einem Bett mit einem fremden Mann liegen könnte. Kein schlechter Tausch, finde ich.“
    Nod war erleichtert. Offensichtlich bereute es Daaria nicht, mitgekommen zu sein. Zumindest nicht so sehr, wie er es bereute, sich auf den Weg gemacht zu haben. Das Wasser sammelte sich in seinen Stiefeln und quatschte bei jedem Schritt.
    „Irgendwann muss doch irgendein verdammter Ort kommen oder ein Gasthaus…“, brummelte Nod, da er keine direkte Antwort auf ihr Bekenntnis hatte.
    Daaria blieb stehen und schüttelte mit dem Kopf. „Hier im Tha‘niam-Gebirge kann man wochenlang laufen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.“
    Nod schluckte. Dann ging er weiter und sagte: „Wenigstens könnte es mal bergab gehen.“

51. Eine Erkenntnis

    s war der zweite Vollmond, als Gareth der vollkommenen Panik verfiel. Die erste Zeit in der Mondkammer war er entschlossen gewesen kein Zeichen der Schwäche oder des Zweifels von sich zu geben und den Aufenthalt als Prüfung zu sehen. Er wusste, dass er auf einem schnellen Pfad war, der ihn in kürzester Zeit zum Legaten des Mondes machen würde. Er wusste ebenfalls, dass er seine Gedanken an die Außenwelt in den Hintergrund drängen musste. Sein Eifer rührte zum einen daher, sein Gesicht vor dem Großmeister und dem Legaten nicht zu verlieren, zum anderen wollte er unbedingt noch einmal eine Vision von Al’una haben, der Frau im Mond, die zu ihm hinabgestiegen war.

    Nun aber, da der Mond schon wieder voll stand und außer seiner Sehnsucht und seinem inneren Widerstand nichts mit ihm die Kammer teilte, wurde ihm klar, dass er seit mehr als drei Monden nichts mehr vom Hof gehört hatte, weder von Sab, Col, Meliandra, Edmund oder von den Oberen der Kirche. Man hatte ihn ganz einfach alleine gelassen. Und obwohl die Vereinbarung, die er vor langer Zeit - war es wirklich erst drei Monde her - mit Tarhorg geschlossen hatte, in der Einsamkeit seiner Gedanken verschwommen war, meinte er sich doch erinnern zu können, dass der Großmeister ihm einen Austausch mit der Außenwelt zugesichert hatte. Nun aber war seine einzige Verbindung zur Außenwelt das unerreichbare Fenster am Dach der Kammer, das ab und zu die Strahlen des Mondes zu ihm herabließ.
    Und ihm wurde klar, dass man ihn getäuscht hatte. Er war kein Adept in der Ausbildung. Er war ein Gefangener. Man hatte ihn schlicht abgeschoben.
    Der Moment, als ihm das klar geworden war, war gekommen, als er frierend am Boden saß, die geschlossenen Augen gen Mond gerichtet, und er versuchte Al’una zu erreichen. Statt ihrer Person drängten sich ihm aber immer nur Zweifel auf, Zweifel, die er die lange Zeit seines Aufenthaltes immer wieder unterdrückt und als Versuchung abgetan hatte. Was aber, wenn diese Zweifel einen wahren Kern hatten? Was wäre, wenn der Großmeister schlicht gekommen wäre, um sich seiner zu entledigen? Als dieser Gedanke das erste Mal in aller Deutlichkeit in sein Bewusstsein trat, öffnete Gareth die Augen und sah auf den durch das runde Fenster scheinenden Mond. Der Mond stand klar am Himmel, darunter konnte er die Dunkelheit des Daches erkennen und die Mauer, die an einer Seite silbern vom Mondlicht bestrahlt wurde. Er spürte die Kälte des Steinbodens unter ihm, sah die Atemwolken, die aus seiner Nase kamen und roch die kühle Nachtluft,

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