Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
die sich mit dem Moder der Mondkammer mischte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass diese Umgebung, in der er sich gerade befand, die einzige Realität war. Seine Gedanken an Al’una waren nicht real, seine Gedanken an Cathyll waren nicht real und seine Vorstellungen über ein Leben als König, der gleichzeitig Legat der Kirche des Mondes war, waren nicht real. Die einzige Wahrheit, die er kannte, war, dass er in dieser Kammer saß.
Doch dieser Moment der Erkenntnis dauerte nur kurz. Denn dann wurde ihm klar, wa s er verloren hatte. Und er wusste, dass man ihn hier nie wieder herauslassen würde. Als sich die Panik in ihm breitmachte, sprang er auf, um die fünf Stufen, die zur Tür der kreisrunden Kammer führten, hinaufzustürzen. Er hatte dabei nicht bedacht, dass er stundenlang gesessen war und seine Beine darum nicht ordentlich durchblutet waren und fiel direkt auf den feuchten Stein. Dann schrie er. Es waren keine Worte, die aus seinem Mund kamen, sondern nur ein lauter, heulender Ton des Schmerzes. Er rappelte sich auf und kroch die gerundeten Stufen zur Tür hinauf. Dort hieb er ein paar Male gegen das schwere Holz, mit jedem Schlag denkend: Ich Idiot, ich Idiot, ich Idiot. Nach ein paar Schlägen blieb er am Fuße der Tür liegen. Kurz kam der Gedanke auf, dass er sich vielleicht täuschte. Vielleicht gab es einfach keine Nachrichten von außerhalb. Doch der Trost währte nur kurz. Drei Monde ohne Nachricht – er war abgeschoben worden. Wieder haute er mit seiner linken Faust gegen die Tür, so lange bis seine Knöchel bluteten. Dann brach er weinend zusammen. In seinem Kopf war fast Frieden eingekehrt, nur zwei Wörter tauchten immer wieder in seinem Inneren auf: „Ich“ und „Idiot“.
52. Regeln und Ausnahmen
er Herzog reichte ihr die Pastete und lächelte sie mit glänzenden Augen an. Sie lächelte zurück und ihr Blick wanderte den Tisch hinab zu Madame de Zazou, die sich nun mit dem unteren Ende der Tischordnung begnügen musste. Die ehemalige Herzogin starrte auf ihren Teller und machte ein Gesicht, als hätte sie gerade saure Gurken und keinen Fasan verspeist. Cyril lachte in sich hinein. Noch vor ein paar Tagen hatte ihr Madame Zazou gedroht, dass sie sich auf einem Schiff zurück nach Ankilan wiederfinden werde, wenn sie sich nicht ihrer Freunde besönne und sich vom Herzog fern halte. Aber die Angst vor Zurückweisung seitens des Herzogs hatte ihr schon damals im Gesicht gestanden, so dass sich Cyril noch nicht einmal die Mühe einer Antwort gemacht hatte. Sie war offiziell in die Schlafgemächer des Herzogs eingezogen und die Herzogin hatte im Untergeschoss ihr Quartier nehmen müssen.
Als Cyril dann dem Herzog erzählt hatte, dass Zazou sie bedroht hatte, hatte sie ihr Drängen, dass er sich von der He rzogin scheiden lassen solle, zum Erfolg geführt. Das einzige Problem, das sich nun ergab, war die Tatsache, dass eine Scheidung nach dem Ehegesetz der Kirche der Sonne nicht vorgesehen war. Und Cyril konnte Präfex Gouillon, Verkünder der Sonne, nicht wirklich einschätzen. Zumindest schien er dem Zauber ihres Lächelns nicht so leicht zu verfallen wie die meisten Männer. Er saß ihr gegenüber und riss das Fleisch des Vogels ausdruckslos mit seinem Kiefer vom Knochen. Männer des Glaubens schienen in der Tat immun gegenüber ihrer Reize zu sein. Auch bei Pater Balain war das so gewesen, als sie ihn darum gebeten hatte, nicht das Land verlassen zu müssen und bei ihrer Schwester zu bleiben. Balain hatte sie damals nur lange angeschaut und ihr lächelnd gesagt, dass ihr Schicksal in den Händen der Königin liege.
„So nachdenklich, mein Schatz?“, fragte der Herzog sie schmatzend.
Sie warf mit einer Handbewegung ihre Haare zurück und schüttelte den Kopf. „Ich bin nur so aufgeregt, mein Liebster. Es wäre so schön, wenn unsere Liebe den kirchlichen Segen erhalten könnte.“ Gouillons Miene blieb so unlesbar wie die Schriftzeichen der Scicth.
Herzog de Balard nahm ihre Hand in die seine und drückte sie. „Heute Abend werden wir alles Notwendige besprechen.“
„Was wird das für ein wunderbares Fest geben. Es ist so wunderschön, dass sich diese Liebe gefu nden hat. Ich habe immer gespürt, dass meine Tochter ein besonderes Schicksal erwartet.“ Cyrils Mutter, Lady Eleanor, war die einzige Kröte, die Cyril schlucken musste. Dass sie allerdings direkt neben ihr sitzen und sich ständig einmischen musste, war nur schwer zu ertragen.
„Mutter, bitte.“
„Ach, mein
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