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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Josuttis
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sich zudem mit diesem Gareth Baith verheiratet hat, ist ein weiteres Zeichen ihrer seelischen Verwirrung. Die Kirche des Mondes ist ein gefährlicher Gegner unserer Sache geworden, da sie sich ihres Platzes in der göttlichen Konstellation nicht bewusst ist. Sagt mir, Cyril, was scheint heller, die Sonne oder der Mond?“
    Cyril tat so, als müsste sie nachdenken und rief dann entrüstet aus: „Natürlich die Sonne, Eure Eminenz!“ Prior Ihnatio lächelte.
    „Natürlich. Es scheint aber, als wüssten das nicht alle Menschen. Nun Cyril, mir scheint aber auch, dass Ihr selb st eine große Schuld auf Euch geladen habt.“
    Cyril zuckte innerlich zusammen. „Wie?“
    „Ihr habt uns viel zu spät von dieser Ungeheuerlichkeit wissen lassen. Das mag damit zu tun haben, dass Ihr selbst, wie ich höre, keine fleißige Kirchgängerin seid, oder? Und schließlich habt Ihr noch Eure Schwester in den Klauen dieser Ungläubigen gelassen, obwohl Euch doch hätte klar sein müssen, dass diese Königin von wirren Gedanken besessen war.“
    Es drehte sich in Cyrils Kopf. Irgendetwas lief schief. Sie hatte ihre Schwester völlig vergessen. Wie hatte das nur pa ssieren können. Sie musste sich schnell etwas ausdenken. Sie legte ihren Kopf in ihre Hände und schluchzte.
    „Ja, meine kleine Sybil. Niemals hätte ich sie bei dieser Mörderin lassen sollen. Aber Mutter mei nte, dass es besser so wäre.“ Wieder kritzelte der Schreiber. Cyrils Klage wurde jetzt von einzelnen Schluchzern durchzogen. „Hätte ich gewusst, dass Cathyll die Unverfrorenheit besitzt, meine Schwester zu töten…“
    „…und dann Euch die Schuld in die Schuhe zu schieben.“
    Cyril blickte auf, in ihren Augen gespielte Überraschung. „Ihr wisst davon?“
    Als Antwort lächelte der Prior nur. Cyril blickte verzweifelt auf den Boden als sie sprach.
    „Ja, sie hat Sybil umbringen lassen, wahrscheinlich hat sie sie heidnischen Göttern geopfert und dann wollte sie mich dafür verantwortlich machen, mich, die ich viele Meilen entfernt bin, mit einem Meer dazwischen.“
    Der Prior erhob sich. Quälend langsam stieß er seinen gebeugten Körper von den Lehnen seines Stuhles ab, um sich mit seinen Armen am Schreibtisch abzustützen.
    „Nun, Cyril. Was ihr da sagt ist Zeugnis genug, um die Königin von ihrem Thron zu stürzen und die Ordnung der Sonne in Ankilan zu etablieren.“
    Cyril jubelte innerlich. Der Prior fuhr fort: „Was aber wohl gar nicht nötig sein wird, da sie mome ntan ihre Krone abgegeben hat. Das Land ist im Umbruch, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ich mache mir mehr Sorgen um Eure Seele, mein Kind.“
    „Meine Seele?“
    „Nun, wie ich schon sagte, Ihr müsst Euch schuldig fühlen, dass Ihr so spät den Schutz der heiligen Kirche der Sonne gesucht habt. Und ich denke, dass Ihr Euch innerlich reinigen wollt, bevor Ihr eine Ehe mit dem Herzog eingeht.“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Wir sehen es als notwendig an, dass Ihr ein Jahr in einem Kloster verbringt. Hier in Aquist gibt es nicht viele Frauenorden, daher werden wir Euch nach Aerhue senden, das liegt in Narband. Ihr werdet die Zeit dort nutzen können, um die reinen Tugenden einer liebenden Gattin zu erlernen.“
    Cyril starrte den Prior an.
    „Aber…, wir sind mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Der Herzog und ich wollen in zwei Wochen…“
    „Ich habe bereits mit dem Herzog gesprochen. Er ist einverstanden.“
    Zum ersten Mal in der ganzen Zeit blickte der Schreiber in Blau hoch, sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Begehren und Schadenfreude. Doch Cyril war zu perplex, um mit einem giftigen Blick zu antworten. Sie war wie betäubt, auch als sie später in der Kutsche saß, die sie direkt nach Narband bringen würde.

59. Ein alter Bekannter

    äre sie ein Mann, dann wäre alles anders. Vielleicht könnte sie ein paar Bettlaken zusammenknoten und sich dann von dem Fenster hinabseilen, von dem aus sie jeden Tag auf die Stadt sehen konnte. Dann würde sie die Wachen, die unterhalb der Mauern von Thodenhall standen, überwinden können, sich ein Pferd aus den Stallungen entführen und zurück nach Mal Kallin reiten. Aber sie war kein Mann. Sie war eine Frau mit einem schwachen Körper, der nachts zu viel fror, wenn das Feuer im Kamin verloschen war und nur noch einzelne Kohlestücke glommen.
    Nun stand Cathyll vor eben jenem Fenster, das ihr die Flucht per Laken verweigerte und starrte auf die dunkle Stadt von Mal Tael, vereinzelt illuminiert durch Lichtstrahlen,

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