Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Verbündeter. Das ist wohl der Grund, dass Ihr hier seid.“
„Was? Ich bin eine Königin.“
„Sobald Derek weiß, dass er auf Ghaighs Unterstützung setzen kann…“
„Was ist dann, Ed mund?“
Ed mund druckste herum. „Ihr seid hier nicht sicher.“
Erneut fasste Cathyll Ed mund an den Armen. „Dann befreit mich, Edmund. Ich will nicht sterben.“ Sie war selbst erschüttert von diesen Worten, die ihr so fremd und melodramatisch vorkamen, aber offensichtlich der Wahrheit entsprachen.
„Ich tue mein Bestes, Mylady. Doch jetzt muss ich gehen.“
„Sagt mir noch eines, Edmund. Wann erwartet man die Abgesandten von Ghaigh zurück?“
Ed mund drehte sich wortlos herum und ging zur Tür hinaus.
60. Verbündete
ie lange er schon alleine in der Dunkelheit lag – er wusste es nicht. Die Dunkelheit schreckte nicht mehr. Sie war voller Abenteuer. Sie hüllte ihn ein, beschützte und wärmte ihn, auch wenn von draußen bittere Kälte in den Turm drang. Sie redete mit ihm, flüsterte ihm Worte des Trostes zu und der Zuversicht.
Am Anfang hatte er die Worte nicht verstanden. Da waren die verzerrten Laute seiner Peiniger g ewesen, die über ihn lachten, Vorwürfe, die Edmundihm gemacht hatte, ein enttäuschter Seufzer seiner Frau hier und da. Aber unter all dem war eine Stille gewesen, die ihn streichelte und ihm Mut machte. Die Stille, die vor allem war und die noch bestehen würde, wenn alles vorbei wäre: die Stille des Mondes.
Hatte Meliandra ihm von der Stille des Mondes erzählt, hatte er von ihr gelesen oder hatte er sich diesen Begriff einfach nur ausgedacht? Er wusste es nicht. Er wusste, dass diese Stille existierte, alles durchdrang und immer und überall ve rnehmbar war, unabhängig davon, ob ein Mond schien oder nicht. Die Stille und die Dunkelheit zusammen, mit denen seine Feinde ihn brechen wollten, sie machten ihn Tag für Tag stärker.
Gareth hatte erkannt, dass er verloren hatte. Sie würden ihn auf Lebenszeiten in der Mondkammer lassen. Aus irgende inem Grund wollten sie ihn nicht töten, sonst hätten sie dies schon lange getan. Wahrscheinlich wollten sie ihn brechen, um dann möglichen Zweiflern zu zeigen: Seht, dies ist der ehemalige König von Sathorm, ein Verrückter, nicht in der Lage ein Land zu führen. Ein schlauer Plan. Das musste er zugeben.
Und so hatte er beschlossen, ihnen zu geben, was sie wollten: einen Verrückten, der sich am Boden wälzte und stöhnte und heulte. Wenn sein Essen durch die Klappe kam, hechelte er wie von Sinnen die Steinstufen hinauf, um sich auf den klebrigen Haferbrei zu stürzen und das brackige Wasser aus dem Krug zu trinken. Doch innerlich umhüllte n ihn die Dunkelheit und die Stille. Sie redeten ihm Mut zu.
Er hatte versucht, mit Al’una Kontakt aufzunehmen. Das war am Anfang gewesen. Doch die Göttin des Mondes hatte sich in Schweigen gehüllt. Er war alleine, auf sich gestellt. Am Anfang hatte er mit dieser Tatsache noch gehadert, hatte sich verloren, im Stich gelassen gefühlt. All seine Freunde hatten ihn vergessen. Doch langsam, mit der Zeit, lernte er diese Tatsache zu akzeptieren. Und sobald er das getan hatte, waren neue Freunde zu ihm gekommen und hatten mit ihm geredet: die Dunkelheit, die Stille und die Kälte. Er hatte sich gewehrt und nicht gehört, was sie ihm zu sagen hatten. Doch sie waren unerbittlich. Sie bedrängten ihn, setzten ihm mit zärtlichem Geflüster zu, bis er sie nicht mehr ignorieren konnte. Und dann lernte er zuzuhören. Das war nicht leicht. Er musste sich erst einmal an die Sprache seiner neuen Freunde gewöhnen. Sie hatten die Angewohnheit alles zu wiederholen, zehnmal, hundertmal, tausendmal. Aber er hörte zu und er ließ ihre Botschaft in sich hinein. Sie sprachen seinen Namen, unzählige Male. Am Anfang hatte es wie eine Anklage geklungen. Doch dann hatte er bemerkt, dass es nur sein Name war, nichts weiter. Erst als er seinen Namen hören konnte, sprachen sie weiter. Sie trösteten ihn. Und erst als er ruhiger wurde und ihre Stimmen ihm Zuversicht und Frieden schenkten, sagten sie ihm, dass er so tun müsse, als würde er verrückt werden, damit seine Peiniger keinen Verdacht schöpften.
Und so wurde Gareth Baith, ehemaliger Hochkönig von Sathorm, verrückt.
Es war befreiend. Gareth durfte alles machen, was er sich vorstellen konnte. Er tanzte, sang und dann starrte er tagelang in die Leere, innerlich jubilierend ob seiner Täuschung. Er war nicht nur frei, er war überlegen. Die äußeren Umstände
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