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Die Drachenperle (German Edition)

Die Drachenperle (German Edition)

Titel: Die Drachenperle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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denke schon. Es ist kalt hier. Findest du nicht auch?“
    „Soll ich ein Feuer anmachen oder dir eine zweite Decke bringen?“
    „Lieber eine Decke.“
    Taiki tastete sich durch den nachtschwarzen Raum und fand die Truhe mit Decken und Kleidung, ohne sich die nackten Zehen anzustoßen. Jo hatte Recht, es war wirklich unangenehm kühl im Raum. Er nahm auch für sich eine Decke mit, warf eine auf Josayah und kuschelte sich dann in sein noch halbwegs warmes Lager. Muss diesen plattgelegenen Strohsack mal auffüllen, dachte er.
    „Pass auf wo du die Decke hinwirfst, du hast sie mir mitten ins Gesicht geworfen.“
    „Dann höre ich dein Geschnarche wenigstens nicht , “ grinste Taiki.
    „Ha, ha. Sehr komisch.“
    „Taiki?“
    „Ja, Jo?“
    „Jetzt wäre ein guter Moment.“
    Taiki verstand sofort. Wie weit sollte er gehen? Ihm wirklich alles sagen? Würde Jo ihn dann verachten? Er wusste, er musste früher oder später mit jemandem darüber sprechen. Mit dieser Scham wurde er nicht mehr alleine fertig. Vermutlich war Jo der Einzige, dem er sich rückhaltlos öffnen konnte. Er holte tief Luft und begann. „Ich habe auch eine Gabe. Aber ich weiß nicht mehr, ob sie Fluch oder Segen ist. Ich habe eine Seite an mir kennengelernt, die mir Angst macht. Ich wusste vorher nicht, dass ich böse bin.“
    „Du und böse? Nie und nimmer.“
    Josayah erinnerte sich an die herrlichen Farben, die er in Taiki gesehen hatte, als sie sich das erste Mal begegneten. Grün, golden, rosa… so sah kein böser Mensch aus. „Erzähl weiter. Ich höre dir zu.“
    „Es fing alles so schön an. Ich entdeckte, dass in meinen Händen ein goldenes Licht war. Im Traumland zum ersten Mal, wenig später aber auch in der anderen Welt, also hier in Gorotanien. In meinen Händen keimte Saatgut auf, als ich am Feldrand saß und der Frostschäden gewahr wurde. Wir hungerten. Die anderen Sklaven und ich, wir alle hatten Hunger. Nur nicht die Beutereiter. Ein unerwarteter Frost hatte das junge Gemüse zerstört. Also waren wir sehr glücklich über das schnelle Wachstum der Setzlinge durch das Licht meiner Hände. Ich musste mir nur vorstellen, dass ich genug zu essen hatte und einen herrlichen Acker sehe, dann keimte die Saat in Minutenschnelle, bis hin zu ersten grünen Blättern. Die andern halfen mir, die neuen Pflanzen in die Erde zu bringen. Ich hatte auch schon als kleiner Junge den Alten die Hände aufgelegt, wenn sie Gelenkschmerzen hatten, es half ihnen. Auch die Jungtiere, die eigentlich zu schwach zum Leben waren, gediehen unter meiner Fürsorge. Und Arik wurde wieder froh, wenn er mich singen hörte. Als ich dann später bei Mareika war – das ist meine Urgroßmutter, eine Geistheilerin aus Neusalzhausen – da lernte ich erst das Ausmaß meiner Kräfte richtig kennen. Jo, das war fantastisch! Ich kann mit meinem Geist in fremde Körper gehen. Ich sehe, woran sie leiden. Und ich kann dann Energie fließen lassen. Dorthin, wo sie vom Körper gebraucht wird. Mareika hat mir erklärt, zu was alles große Geistheiler fähig sind . Aber sie selber ist ohne Skrupel. Schauderhaft. Und sie sagte, ich würde sie alle an Begabung übertreffen. Weißt du, als Ulf da so lag und mit dem Tode rang, da habe ich, ohne groß nachzudenken, sein Herz geheilt. Ich ließ neue Blutadern wachsen. Kannst du dir das vorstellen? Ich wusste vorher nicht, dass ich das kann. Aber das war sehr anstrengend für mich. Und dann später, im Dorf, da war dieses kleine, kranke Kind. Ich war da schon mit den Gauklern unterwegs. Ja, und dieses Kind hatte ein kleines Loch im Herzen. Eigentlich traute ich mich nicht wirklich da ran, aber die Mutter bat mich so sehr. Sie vertraute mir völlig. Und ich habe es tatsächlich geschafft! Ich habe den kleinen Körperteilchen mit meinem geistigen Licht ein Bild gezeigt. Und sie folgten dem Bilde nach in ihrer Art, und das Loch wuchs zu. Sie haben nämlich auch Geist, weißt du? Ich kann zu ihnen sprechen. Aber dabei ging etwas schief. Meine Kräfte erlahmten. Ich schaffte es nicht schnell genug, mich innerlich vom Kind zu trennen, als sein Herz den Rhythmus verlor. Wir waren in dem Moment beide in Gefahr, unser Leben zu verlieren. Aber es ging dann doch noch gut. Ja, aber dann im Wald… als die Vogelfreien uns überfielen und wir kämpfen mussten. Da habe ich etwas Furchtbares getan. Ich habe meine Heilergabe dazu benutzt, diesen Mann zu quälen. Ich… ich war drauf und dran, ihn zu töten. Ich quetschte sein Herz, nahm ihm den

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