Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
Drachen dachte. Aber nun sehe ich die schwarzen und grauen Schatten, die dahinterliegen. Die Zeit auf Ruatha war eine gute Vorbereitung. Ich muss die Bewohner des Weyrs unter meine Kontrolle bringen. Ein Risiko, aber was verliere ich? Lessas Lächeln vertiefte sich. Ohne mich können sie mit Ramoth nichts anfangen. Und sie brauchen Ramoth. Niemand kann an Lessa von Ruatha vorbei! Und ich bin keine Jora! Ich lasse mich nicht zwingen.
Lessas Laune hatte sich gebessert, vor allem, als sie spürte, dass Ramoth allmählich erwachte. Sie stand auf. Zeit, Zeit. R'guls Zeit. Nun, Lessa würde sich nicht mehr darum kümmern. Sie beschieß, die Weyrherrin zu sein, die F'lar in ihr gesehen hatte.
F'lar … ihre Gedanken kehrten immer wieder zu ihm zurück. Sie musste sich vor ihm in acht nehmen, besonders, wenn sie lenkend in die Ereignisse eingriff. Aber sie besaß einen Vorteil, von dem er nichts ahnte - sie konnte mit allen Drachen Kontakt aufnehmen, nicht nur mit Ramoth. Selbst mit seinem heißgeliebten Mnementh …
Lessa warf den Kopf zurück und lachte. Der Laut hallte dröhnend im leeren Beratungssaal wider. Sie lachte wieder.
Ramoth warf sich unruhig hin und her. Hunger quälte sie im Halbschlaf. Lessa lief leichtfüßig durch den Korridor, glücklich wie ein Kind. Sie freute sich jedes Mal von neuem auf die Begegnung mit der Drachenkönigin.
Ramoths keilförmiger Kopf wandte sich suchend der Weyrgefährtin zu. Lessa strich rasch über das stumpfe Kinn. Langsam glitt die Schutzhaut von den Facettenaugen des Drachen, und wie magisch wurden Lessas Blicke von der Regenbogeniris angezogen.
Ramoth erzählte ihr, dass sie wieder so scheußlich geträumt habe, und Lessa musste sie trösten. Dann beklagte sie sich über ein Jucken am Kamm.
»Deine Haut schält sich wieder«, erklärte Lessa und rieb Öl auf die wunde Stelle. »Du wächst aber auch zu schnell!« fügte sie tadelnd hinzu.
Ramoth quengelte weiter.
»Wenn dich das Jucken so stört, musst du eben weniger essen.«
Während Lessa das Öl einmassierte, murmelte sie die Worte, die sie auswendig gelernt hatte.
»Die jungen Drachen müssen täglich mit Öl behandelt werden, da sich bei dem anfänglichen raschen Wachstum die Haut leicht überdehnen kann, was zu Rissen und Schuppenabstoßung führt.«
Es juckt, widersprach Ramoth verdrießlich. Sie zappelte voller Ungeduld.
»Still! Ich wiederhole nur, was ich gelernt habe.«
Ramoth stieß ein verächtliches Schnauben aus, das Lessas Rocksaum hoch wirbeln ließ.
»Still! Ein tägliches Bad mit anschließender Massage ist absolut notwendig. Schuppige Haut führt später zu Verhornungen, die das Fliegen erschweren.
»Weiterreiben! bettelte Ramoth.
»Fliegen - pah!«
Ramoth erklärte, dass sie hungrig sei. Sie fragte, ob sie nicht später baden könnte?
»Sobald du dir den Wanst vollgeschlagen hast, bist du sogar zum Kriechen zu träge. Und herumschleppen kann ich dich nicht mehr. Dein Gewicht ist beachtlich.«
Ramoth wollte schnippisch antworten, wurde jedoch von einem leisen Lachen unterbrochen. Lessa wirbelte herum. Am Eingang lehnte F'lar.
Er kam offensichtlich von einem Patrouillenflug, denn er trug noch das schwere Wherleder-Gewand. Sein kantiges, aber schön geschnittenes Gesicht war von der Kälte des Dazwischen gerötet. In seinen Bernsteinaugen las sie Spott und Belustigung.
»Sie wird schön«, stellte er fest und verbeugte sich höflich.
Lessa hörte, wie Mnementh die Drachenkönigin von seinem Sims aus begrüßte.
Ramoth sah F'lar kokett an. Sein stolzes Besitzerlächeln verärgerte Lessa.
»Die Eskorte findet sich nach Erwachen der Königin zur Begrüßung ein«, zitierte sie.
»Guten Tag, Ramoth«, sagte F'lar gehorsam. Er klatschte mit den schweren Handschuhen gegen seine Hüfte.
»Haben Sie unseretwegen die Patrouille unterbrochen?« fragte Lessa verdächtig freundlich.
»Es war nicht so wichtig - nur ein Routineflug«, erwiderte F'lar unbeirrt. Er trat neben Lessa, um die Königin besser betrachten zu können.
»Sie ist größer als die meisten Braunen. In Telgar hat es Überschwemmungen gegeben. Und die Küstensümpfe von Igen sind drachentief.«
Seine Zähne blitzten, als freute er sich darüber.
Da F'lar nichts ohne Grund sagte, merkte sich Lessa seine Worte genau. Sie würde später darüber nachdenken, was sie bedeuteten.
Ramoth unterbrach Lessas Überlegungen mit der gekränkten Feststellung, dass sie sofort baden wolle, wenn sie diese lästige Arbeit schon vor dem Essen
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