Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
noch nicht gekommen.
Der rechte Augenblick! dachte sie wütend. Der rechte Augenblick! Worauf warteten sie noch? Bis die Monde grün wurden? Oder dieser hochmütige F'lar! Worauf wartete er? Auf das Vorüberziehen des Roten Sterns, an dessen Gefahr nur er zu glauben schien?
Sie atmete tief ein. Immer wenn sie an diesen Stern dachte, spürte sie in ihrem Innern eine kalte Drohung.
Unwillig schüttelte sie den Kopf. Diese Bewegung war unklug, denn sie erregte R'guls Aufmerksamkeit. Er sah von den Schriften auf, die er mit großem Eifer las. Als er ihre Tafel zu sich heranzog, weckte er den schlafenden S'lel.
»Wie? Ja?« stammelte der Drachenreiter und kehrte mühsam in die Wirklichkeit zurück.
Das war zuviel.
Lessa setzte sich mit S'Iels Tuenth in Verbindung, und der Drache ging sofort auf ihren Vorschlag ein.
»Ich muss gehen, Tuenth wird unruhig«, sagte S'lel prompt. Er eilte erleichtert zum Korridor, und Lessa hörte, wie er draußen jemanden begrüßte. Sie sah gespannt zum Eingang. Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, R'gul loszuwerden.
Es war Manora, die Aufseherin der Unteren Höhlen. Lessa empfing sie mit kaum verhohlener Freude, und R'gul, der in Manoras Gegenwart immer nervös wirkte, verabschiedete sich rasch.
Manora, eine stattliche Frau in mittleren Jahren, strahlte Ruhe und Zielstrebigkeit aus. Sie hatte sich mit ihren Aufgaben abgefunden und erfüllte sie mit würdevoller Gelassenheit. Ihre Geduld war ein stiller Vorwurf für Lessas aufbrausendes Temperament. Von allen Frauen im Weyr bewunderte und achtete Lessa Manora am meisten. Der Instinkt sagte ihr, dass sie es kaum fertig bringen würde, die Freundschaft einer dieser Frauen zu gewinnen. Aber die zurückhaltenden Gespräche, die sie mit Manora führte, befriedigten sie.
Manora hatte die Vorratslisten mitgebracht. Es gehörte zu ihren Pflichten, die Weyrherrin über Haushaltsprobleme auf dem laufenden zu halten.
»Bitra, Benden und Lemos haben ihre Abgaben zum Weyr gesandt, aber das wird diesmal nicht ausreichen, um uns über den Winter zu bringen.«
»Eine Planetendrehung zuvor wurden wir auch nur von diesen drei Burgen versorgt, und wir hatten doch reichlich zu essen.«
Manora lächelte liebenswürdig, aber man sah ihr an, dass sie mit dem Wort »reichlich« nicht einverstanden war.
»Gewiss, aber wir hatten noch getrocknete Vorräte von reicheren Erntejahren. Sie sind nun aufgebraucht.
Bis auf den Fisch von Tillek …«
Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
Lessa schüttelte sich. Fisch hatte es in letzter Zeit nur allzu oft gegeben, getrockneten Fisch, gepökelten Fisch …
»Und unser Mehl geht zur Neige, da Benden, Bitra und Lemos kein Getreide anbauen. «
»Wir benötigen also vor allem Getreide und Fleisch?«
»Auch Obst und Wurzelgemüse«, meinte Manora nachdenklich. »Damit können wir den Speiseplan abwechslungsreicher gestalten - besonders, falls die kalte Jahreszeit diesmal wirklich so lange währt, wie es die Wetterkundigen prophezeien. Wir haben zwar im Frühling und Herbst in der Igen-Ebene Beeren und Nüsse gesammelt…«
»Wir? In der Igen-Ebene?« unterbrach Lessa sie verblüfft.
»Ja«, erwiderte Manora. »Wir gehen immer dorthin. In den Sumpfgebieten gibt es eine wilde Getreidesorte, die wir ausdreschen und in den Weyr bringen.«
»Wie gelangt ihr dorthin?« fragte Lessa scharf. Es konnte nur eine Antwort geben.
»Die Alten fliegen uns. Ihnen macht es nichts aus, und die Drachen haben eine Aufgabe, die sie nicht zu sehr ermüdet. Das wussten Sie doch, oder nicht?«
»Dass die Frauen der unteren Höhlen mit den Drachenreitern fliegen?«
Lessa presste die Lippen ärgerlich zusammen.
»Nein. Das hat man mir nicht gesagt.«
In Manoras Blicken las sie Mitgefühl, und das demütigte sie noch mehr.
»Als Weyrherrin müssen Sie manche Beschränkung auf sich nehmen …«, begann sie vorsichtig.
Lessa spürte, dass Manora das Thema wechseln wollte, und bohrte unerbittlich weiter.
»Was geschähe, wenn ich den Wunsch äußern wurde, nach sagen wir -Ruatha zu fliegen?«
Manora betrachtete Lessa aufmerksam. Ihr Blick war besorgt. Lessa wartete. Sie hatte Manora absichtlich in eine Position gebracht, wo die Frau eine Ausrede gebrauchen musste, wenn sie direkte Lügen scheute.
»Sie dürfen den Weyr jetzt nicht verlassen, ganz gleich, welche Gründe Sie haben mögen«, sagte Manora fest. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass ihr das Blut in die Wangen stieg.
»Das hätte verheerende Folgen. Die Königin
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