Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
erledigen müsse.
Lessa horte Mnemenths amüsiertes Brummen.
»Mnementh meint, dass wir der Kleinen nachgeben sollen«, stellte F'lar von oben herab fest.
Lessa unterdrückte den Wunsch, ihm zu sagen, dass sie Mnementh genau verstanden habe. Eines Tages sollte er es jedoch erfahren, und sie freute sich schon heute auf sein erstauntes Gesicht.
»Ich vernachlässige sie entsetzlich«, sagte sie mit zerknirschter Miene.
F'lars Augen wurden schmal, aber er antwortete nicht. Mit einer liebenswürdigen Geste gab er ihr den Weg frei. Sie betrat als erste den Korridor.
Lessa wusste selbst nicht, was sie dazu zwang, F'lar immer wieder herauszufordern. Sie hoffte nur, dass es ihr einmal gelingen würde, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Aber das konnte lange dauern. Er war ein ebenbürtiger Gegner.
Die drei traten zu Mnementh auf den Sims hinaus. Der Bronzedrache schwebte schützend über Ramoth, als sie mit ungeschickten Flügelschlägen auf die andere Seite des ovalen Weyr-Becken zusteuerte. Nebel stieg aus dem warmen Wasser des kleinen Badesees auf. Lessa, die auf Mnemenths Nacken saß, sah der staksigen Drachenkönigin ängstlich nach.
Königinnen fliegen nicht, weil sie es nicht können, sagte sich Lessa mit bitterer Offenheit vor, als sie Ramoths grotesken Flug mit dem eleganten Gleiten des Bronzedrachen verglich.
»Mnementh lasst ausrichten, dass sie schöner fliegen wird, sobald sie voll ausgewachsen ist«, sagte F'lar dicht an ihrem Ohr.
»Aber die jungen Drachenmännchen wachsen ebenso schnell, und sie …«
Lessa unterbrach sich. Diesem F'lar konnte sie ihre Gedanken nicht preisgeben.
»Sie wachsen langsamer, und sie üben ständig …«
»… das Fliegen!« stieß Lessa hervor. Sie schwieg, als sie den Blick des Bronzereiters auffing. Sie hatte Angst vor seinen spöttischen Bemerkungen.
Ramoth lag im Wasser und wartete ungeduldig darauf, mit Sand abgeschrubbt zu werden. Der Rückenkamm juckte fürchterlich! Lessa rieb pflichtschuldig die angegebene Stelle.
Nein, ihr Leben hatte sich im Weyr nicht geändert. Sie schrubbte immer noch. Und Ramoth wurde mit jedem Tag größer. Sie schickte das Tier ins tiefe Wasser, damit es den Sand abspülte. Ramoth wälzte sich in den Fluten. Sie tauchte bis zur Nasenspitze unter. Die Augen, von einem dünnen Innenlid überzogen, leuchteten wie Edelsteine.
Jede Tätigkeit im Weyr ruhte, wenn Ramoth in der Nähe war. Lessa bemerkte die Frauen, die sich an den Eingängen der Unteren Höhlen zusammendrängten und Ramoth fasziniert betrachteten. Drachen kauerten auf ihren Felsvorsprüngen oder kreisten über dem See. Selbst die jüngsten Bewohner des Weyrs kamen neugierig herbei.
Unerwartet trompetete ein blauer Drache in der Nähe des Sternsteins. Sein Reiter lenkte ihn in einer breiten Schleife nach unten.
»Ein ganzer Wagenzug mit Abgaben, F'lar!« rief der Mann freudestrahlend. Zu seiner Enttäuschung blieb F'lar völlig ruhig.
»F'nor wird sich darum kümmern«, erklärte der Bronzereiter gleichgültig. Der Bote steuerte seinen Drachen gehorsam zur Felshöhle des braunen Reiters.
»Wer könnte das sein?« fragte Lessa F'lar. »Die drei weyrtreuen Burgen haben ihre Abgaben bereits entrichtet.«
F'lar wartete, bis er F'nor mit seinem Braunen Canth aufsteigen sah. In seinem Gefolge befanden sich einige grüne Reiter.
»Wir werden es bald erfahren«, meinte er. Er wandte den Kopf nach Osten, und seine Mundwinkel zuckten einen Moment lang grimmig. Lessa folgte seinem Blick. Auch jetzt, da die Sonne voll am Himmel stand, konnte der geübte Beobachter ganz schwach den Roten Stern erkennen.
»Wir werden die Getreuen schützen, wenn der Rote Stern kommt«, sagt F'lar leise.
Lessa wusste nicht, weshalb ausgerechnet sie beide so fest an die Drohung des Roten Sterns glaubten. Sie hatte ihn nie gefragt nicht aus Trotz, sondern weil die Gefahr so offensichtlich war. Er wusste es. Und sie wusste es.
Und gelegentlich schien sich das Wissen auch in den Drachen zu regen. Im Morgengrauen wälzten sie sich oft unruhig hin und her, und ihre Flügel zuckten. Manora glaubte ebenfalls an die Gefahr. Und F'nor. Vielleicht hatte F'lar sogar einige Reiter seines Geschwaders durch seine unbeirrte Haltung beeindruckt. Jedenfalls wachte er scharf darüber, dass sie den alten Gesetzen gehorchten.
Ramoth kam aus dem See und flatterte zur Futterstelle. Mnementh wartete am Rand. Er ließ es zu, dass Lessa sich auf seine Vorderpfote setzte. Der Felsboden war kalt.
Ramoth fraß. Sie
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