Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
lächelte, als er auf Lessa zuging.
Verwirrt durch seine unerwartete Haltung, trat sie einen halben Schritt zurück.
»Auch Königinnen können fliegen«, stieß sie hervor.
Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Er fasste sie an beiden Schultern und schüttelte sie freundschaftlich.
»Natürlich können sie fliegen«, versicherte er ihr. »Deshalb haben sie Flügel!«
Teil III
Der Finger weist
auf ein Auge rot.
Die Fäden fallen,
in Pern herrscht Not.
»Sie zweifeln immer noch, R'gul?« fragte F'lar mit einem schwachen Lächeln. Die Hartnäckigkeit seines Vorgängers amüsierte ihn.
R'gul tat, als habe er die Herausforderung nicht gehört. Er biss die Zähne zusammen.
»Seit mehr als vierhundert Planetenumdrehungen sind keine Fäden auf Pern gefallen. Es gibt keine mehr.«
»Diese Möglichkeit besteht natürlich«, räumte F'lar liebenswürdig ein. Aber in seiner Haltung erkannte man Unnachgiebigkeit, und seine Bernsteinaugen leuchteten hart.
R'gul fand, dass er zuviel Ähnlichkeit mit F'lon, seinem Vater, besaß. Immer so selbstsicher, immer ein wenig verächtlich den anderen gegenüber.
Arrogant, jawohl, so konnte man ihn nennen.
Und unverschämt.
Dazu diese Lessa!
Er, R'gul, hätte eine der berühmtesten Weyrherrinnen aus ihr gemacht. Noch vor Beendigung der Einweisung hatte sie sämtliche Balladen und Sagen auswendig gekannt. Und dann musste sich die einfältige Kleine F'lar zuwenden! Besaß sie nicht Vernunft genug, die Vorzüge eines älteren, erfahrenen Mannes zu würdigen? Zweifellos hatte sie sich F'lar verpflichtet gefühlt, weil er sie während der Suche entdeckt hatte.
»Aber Sie geben zu, dass die Wintersonnenwende eintritt, wenn die Sonne beim Aufgang hinter dem Fingerfelsen steht?« fuhr F'lar fort.
»Jeder Narr weiß, welchen Zweck der Fingerfelsen erfüllt«, meinte R'gul unwirsch.
»Weshalb wollen Sie alter Narr dann nicht eingestehen, dass das Felsöhr auf dem Sternstein angebracht wurde, um das Vorüberziehen des Roten Sterns zu markieren?« stieß K'net hervor.
R'gul lief rot an. Einen Moment lang sah es so aus, als wolle er aufspringen und den jungen Drachenreiter für seine Unverschämtheit zur Rechenschaft ziehen.
»K'net!«
F'lars Stimme klang wie ein Peitschenhieb.
»Haben Sie Lust, noch ein paar Wochen die Igen-Patrouille anzuführen?«
K'net duckte sich verlegen.
»Es gibt unumstößliche Beweise für meine Theorie«, fuhr F'lar trügerisch freundlich fort. »Der Finger weist auf ein Auge rot…«
»Kommen Sie mir nicht mit Versen, die ich Ihnen beigebracht habe«, rief R'gul zornerfüllt.
»Dann glauben Sie an das, was Sie mich gelehrt haben!« entgegnete F'lar ebenso heftig. Seine Bernsteinaugen blitzen.
R'gul ließ sich verwirrt zurücksinken.
»Sie können nicht leugnen, R'gul, dass vor einer halben Stunde die Sonne hinter dem Felsfinger aufging und gleichzeitig der Rote Stern im Felsöhr sichtbar war«, erklärte F'lar ein wenig ruhiger.
Die übrigen Drachenreiter nickten und murmelten zustimmend. R'guls ständige Skepsis F'lars Politik gegenüber ging ihnen allen auf die Nerven. Selbst der alte S'lel, einst ein glühender Anhänger von R'gul, hatte sich der Mehrheit angeschlossen.
»Wir hatten seit vierhundert Planetendrehungen keine Fäden«, wiederholte R'gul. »Es gibt keine mehr..
»Dann waren alle Ihre Lehren verlogen«, entgegnete F'lar gelassen. »Die Barone haben mit ihrer Behauptung recht, dass wir Drachenreiter keine Existenzberechtigung mehr besitzen. Der Weyr ist ein Anachronismus.
Ich beabsichtige keineswegs. Sie gegen Ihren Glauben hier festzuhalten, R'gul. Ich gestatte Ihnen, jederzeit den Weyr zu verlassen und anderswo Ihren Wohnort aufzuschlagen.«
Jemand lachte.
R'gul war von F'lars Ultimatum so betäubt, dass er nicht darauf achtete. Den Weyr verlassen? War der Mann wahnsinnig? Wohin sollte er gehen? Er kannte nichts außer dem Weyr. Seine Vorfahren lebten seit Generationen hier. Zugegeben, nicht alle als Bronzereiter, aber auch daran hatte es nicht gefehlt. Sein Vater beispielsweise war Weyrführer gewesen wie er selbst - bis F'lar ihn verdrängte.
Drachenreiter verließen niemals den Weyr, außer sie verloren durch Ungeschicklichkeit ihren Drachen wie dieser Lytol von Ruatha. Aber er besaß seinen Hath noch.
Was wollte F'lar von ihm? Genügte es nicht, dass er jetzt Weyrführer war? Blähte er sich nicht vor Stolz, weil es ihm gelungen war, die Armee der Barone zurückzuweisen? Musste F'lar jeden einzelnen
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