Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
hatten den Beratungsraum bereits betreten. R'gul beschwerte sich über die ungewöhnliche Zusammenkunft.
»Hath befahl mir, mich hier zu melden«, erklärte er empört. »Wenn schon der eigene Drache …«
»R'gul, T'sum, trommelt eure Geschwader zusammen! Gebt ihnen so viel Feuersteine, wie sie tragen können, und versammelt euch über dem Sternstein. Ich komme in ein paar Minuten nach. Wir gehen nach Nerat, zurück zur Zeit des Morgengrauens.«
»Nerat? Ich bin Wachoffizier und keiner Patrouille zugeteilt.« »Es handelt sich um keine Patrouille«, schnitt ihm F'lar das Wort ab.
»Aber, Sir«, unterbrach ihn T'sum mit großen Augen.
»Wie sollen wir zurück zur Zeit des Morgengrauens gehen?«
»Wir haben entdeckt, dass die Drachen die Fähigkeit besitzen, auch die Zeit zu überwinden, wenn sie das Dazwischen durchqueren. Im Morgengrauen sind in Nerat die ersten Fäden gefallen. Wir wollen sie vom Himmel sengen.«
F'lar achtete nicht auf R'guls gestammelte Fragen. T'sum belud sich bereits mit Feuersteinsäcken und lief zum Landevorsprung, wo sein Munth wartete.
»Gehen Sie endlich, Sie alter Narr«, rief Lessa R'gul zornig zu. »Die Fäden sind hier! Sie behielten nicht recht. Nun benehmen Sie sich wie ein echter Drachenreiter! Oder verschwinden Sie für immer im Dazwischen!
Ramoth, die von dem Aufruf geweckt worden war, stupste R'gul mit ihrem massiven Kopf an, und der ehemalige Weyrführer schreckte aus seiner Trance. Wortlos folgte er T'sum in den Korridor.
F'lar hatte den schweren Wherleder-Umhang übergeworfen und zwängte sich nun in seine Reitstiefel.
»Lessa, sorge dafür, dass alle Burgen verständigt werden. Die Fäden erreichen bei diesem Einfall zwar höchstens Ista, aber die Barone sollen sich vorbereiten.«
Sie nickte.
»Zum Glück hat der Rote Stern erst mit der Annäherungsphase begonnen. Wir können also mit einer Verschnaufpause von mehreren Tagen bis zum nächsten Angriff rechnen.
Ach ja, Manora und die Frauen der Unteren Höhlen sollen Bottiche mit Öl und Salben herrichten, um die Brandwunden der Drachen versorgen zu können. Und das Allerwichtigste, Lessa falls uns etwas zustößt, musst du warten, bis einer der Bronzedrachen ein Jahr alt ist, um Ramoth …«
»Niemand außer Mnementh bekommt Ramoth«, rief sie mit blitzenden Augen.
F'lar drückte sie an sich und küsste sie hart. Dann ließ er sie so abrupt los, dass sie gegen Ramoth taumelte. Einen Moment lang stützte sie sich auf die Drachenkönigin.
Das heißt, wenn Mnementh mich einholt, erklärte Ramoth eitel.
Gleitet, taucht, Feuer haucht, Dazwischen fliegt, Die Kälte siegt. Weicht aus, greift an, Tier und Mann.
Drachenreiter müssen streiten, Silberfäden vom Himmel gleiten.
Als F'lar den Korridor entlang zum Landevorsprung rannte, war er mit einemmal dankbar für die vielen Erkundungsflüge, die ihn selbst in die entlegensten Winkel von Pern geführt hatten. Er sah die Landschaft Nerats deutlich vor sich. Er sah die Ranken, die zu dieser Jahreszeit breite weiße Blüten trugen. In den ersten Strahlen der Morgensonne leuchteten sie wie Drachenaugen zwischen den Blättern hervor. Mnementh erwartete ihn voller Ungeduld. In seinen großen Augen spiegelte sich Erregung. F'lar warf sich auf den Bronzenacken.
Der Weyr war aufgescheucht. Es herrschte eine knisternde Atmosphäre, aber F'lar spürte nirgends Panik. Drachen und Drachenreiter strömten aus den Felsöffnungen des Weyrkessels. Vor den Unteren Höhlen hasteten die Frauen hin und her. Die Kinder, die am See gespielt hatten, erhielten die Anweisung, Feuerholz aufzulesen. C'gan versammelte die Jungreiter. Über der Klippe warteten die Geschwader in enger Flugformation. F'lar erkannte seinen Halbbruder auf dem Rücken von Canth.
Er befahl Mnementh aufzusteigen. Der Wind war kalt und roch nach Schnee.
R'guls und T'bors Geschwader schwärmten nach links aus; T'sum und D'nol dirigierten ihre Leute nach rechts. Er stellte fest, dass alle Drachen schwer mit Feuersteinsäcken beladen waren. Dann übermittelte er Mnementh das Bild des Regenwaldes kurz vor Sonnenaufgang. Es war Frühling, die hellen Blüten schimmerten im Laub auf, im Hintergrund schäumte das Meer gegen die Felsen …
Er spürte die brennende Kalte des Dazwischen. Und er spürte, dass ihn einen Moment lang Zweifel durchzuckten. Wenn er nun alle in den Tod schickte?
Dann tauchten sie auf, in jenem schwachen Dämmerlicht, das den neuen Tag verhieß. Der üppige, würzige Geruch des Regenwaldes strömte
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