Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
auf diesen Notfall vorbereitet worden. Und er brannte darauf, sich nützlich zu machen. Lächelnd half sie ihm, die Feuersteinsäcke aufzuladen. Tagath schnaubte und warf den Kopf hoch, als sei er in der Blüte seiner Jahre. Sie übermittelte ihm die Erkennungspunkte, die Canth ihr gegeben hatte. Dann verschwanden die beiden über dem Sternstein.
Das ist nicht fair, beschwerte sich Ramoth. Ich muss als einzige hier bleiben. Lessa sah, dass sie sich auf dem Landevorsprung sonnte.
»Möchtest du Feuerstein fressen und zu einem dieser albernen grünen Weibchen werden?« tadelte Lessa sie scharf.
Sie trat zu den Verwundeten. B'fols zierliches grünes Tier warf stöhnend den Kopf hin und her. Der eine Flügel war bis auf den Knorpel verbrannt. Es würde Woche dauern, bis der Schaden geheilt war. Zum Glück wies keiner der anderen Drachen ähnlich schwere Verletzungen auf. Lessa wandte rasch den Kopf ab, als sie das Leid in B'fols Augen sah.
Während sie die Runde machte, entdeckte sie, dass mehr Reiter als Drachen verwundet waren. Zwei Männer aus R'guls Geschwader hatten Kopfverletzungen davongetragen. Einer war von den ätzenden Fäden geblendet worden. Manora hatte ihm einen Betäubungstrank gereicht. Ein Reiter hatte den Arm verloren. Lessa wurde immer niedergedrückter. Wie viele Verwundete würden aus Keroon zurückkehren?
Von einhundertsiebenundzwanzig Drachen waren bereits fünfzehn ausgefallen. Dabei hatte der Rote Stern seine Annäherungsphase erst begonnen. Was sollte werden, wenn die Fäden in immer kürzeren Abständen fielen?
Ein Kreischen zerriss die Stille. Lessa riss den Kopf hoch. Über dem Sternstein war ein blauer Drache aufgetaucht.
Ramoth! rief Lessa instinktiv, ohne recht zu wissen, weshalb. Die Königin schwebte in der Luft, noch bevor der Schrei verklungen war. Denn der blaue Drache taumelte besorgniserregend. Einer seiner Flügel hing schlaff herab. Der Reiter war nach vorn gerutscht und umklammerte mit einer Hand den Nacken des Tieres.
Lessa betrachtete angstvoll das Schauspiel. Man hörte im Weyr nichts außer Ramoths kräftigem Flügelschlag. Die Drachenkönigin flog dicht unter das taumelnde Tier und stützte es mit einem Flügel.
Ein Schrei ging durch die Zuschauer. Der Reiter glitt vom Nacken des Blauen, fiel - und landete auf Ramoths breiten Schultern.
Der blaue Drache stürzte wie ein Stein in die Tiefe. Ramoth landete vorsichtig und senkte den Nacken bis zum Boden, damit die Weyrbewohner den Reiter von ihrem Rücken holen konnten.
Es war C'gan.
Lessa wurde übel, als sie sah, wie die Fäden das Gesicht des alten Harfners zugerichtet hatten. Sie barg seinen Kopf in ihrem Schoß. Manora hatte Tränen in den Augen. Sie fühlte nach dem Herzen des alten Mannes. Ihre Züge wurden besorgt, und sie schüttelte den Kopf. Dann strich sie mit entschlossenen Bewegungen eine schmerzstillende Salbe über die Verletzungen.
»Zu alt, um rechtzeitig ins Dazwischen auszuweichen«, murmelte C'gan und warf den Kopf von einer Seite auf die andere. »Zu alt. Aber >Drachenreiter müssen streiten, wenn Silberfäden vom Himmel gleiten<…«
Die Stimme verließ ihn. Er schloss die Augen.
Lessa und Manora sahen einander schmerzerfüllt an. Ein furchtbares, ohrenbetäubendes Wimmern klang auf. Tagath hatte sich mit letzter Kraft in die Luft geworfen. Einen Augenblick später verschwand er im Dazwischen.
Ein dünnes Klagen, einsam wie das Wimmern des Windes, ertönte. Die Drachen erwiesen den Toten die letzte Ehre. Langsam erhob sich Lessa. Sie winkte ein paar Frauen herbei und befahl ihnen, sich um den toten Drachenreiter zu kümmern. Ein Opfer hatten die Fäden bereits gefordert. Wie viele würden nachfolgen?
Und dann sah Lessa zum Sternstein hinauf, wo Ramoth mit golden schimmernden Flügeln ihre Kreise zog. Sie durfte jetzt nicht den Mut verlieren. F'lar brauchte mehr denn je ihre Unterstützung.
Als sie auf Ruatha von der Rache geblendet gewesen war, hatte er ihr eine neue Aufgabe gestellt. Er hatte ihr die Verantwortung für den Weyr übertragen. Und nun wollte sie ihm helfen, die Verantwortung für ganz Pern zu übernehmen.
Lessa warf den Kopf hoch.
Der alte Cgan hatte recht: Drachenreiter müssen streiten, wenn Silberfäden vom Himmel gleiten. Seine starken Hände greifen lenkend in das Schicksalsrad.
Wie F'lar vorhergesagt hatte, endete die erste Attacke gegen Mittag. Ramoth begrüßte mit lautem Trompeten die müden Reiter und ihre Tiere.
Lessa vergewisserte sich, dass F'lar keine
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