Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
die Hände auf die Schultern und sah ihm in die Augen. «Die Fäden sind bereits gefallen«, sagte er ernst. »Aber die Luft war so kalt, dass sie gefroren und zu winzigen Teilchen zerbrachen, die der Wind forttrug als schwarzen Staub.«
»Wütet Kälte spät im Jahr, wird zu Staub die Gefahr«, zitierte Lessa. »So lautet der Chor in »Moretas Ritt«.
»Ich möchte nicht gerade jetzt an Moreta erinnert werden«, meinte F'lar unwirsch und beugte sich über seine Karten. »Sie konnte sich mit jedem einzelnen Drachen in Verbindung setzen.«
»Aber das kann ich doch auch!« rief Lessa empört.
Langsam, als traue er seinen Ohren nicht, wandte sich F'lar Lessa zu.
»Was hast du eben gesagt?«
»Dass ich mich mit jedem Drachen im Weyr in Verbindung setzen kann!«
F'lar setzte sich mit mechanischen Bewegungen. Er ließ kein Auge von ihr.
»Seit wann besitzt du diese Fähigkeit?« stieß er hervor.
Etwas in seinem Tonfall ließ Lessa unsicher werden. Sie stammelte wie ein Jungreiter, der bei einem Unfug ertappt worden war: »Ich… ich konnte das von Anfang an. Schon beim Wachwher auf Ruatha.« Sie deutete mit einer fahrigen Geste in die Richtung der Burg. »Auch mit Mnementh habe ich mich auf Ruatha unterhalten. Und - als ich hierher kam, fiel es mir nicht schwer …« Sie stockte, als sie F'lars harten, anklagenden Blick bemerkte. Anklagend und, was noch schlimmer war, verächtlich.
»Ich dachte, du wolltest mir helfen.«
»Es tut mir wirklich leid, F'lar. Mir kam gar nicht die Idee, dass es irgendeinen Nutzen haben könnte …«
F'lar sprang mit blitzenden Augen auf.
»Ich zerbreche mir monatelang den Kopf, wie ich während eines Angriffs die Geschwader führen und gleichzeitig mit dem Weyr in Kontakt bleiben kann, wie ich Verstärkungen und Nachschub von Feuersteinen anfordern kann. Und du - du siehst mir zu und verbirgst heimtückisch …«
»Ich bin nicht heimtückisch«, schrie sie ihn an.
»Ich sagte, dass es mir leid tut.
Und das ist die Wahrheit. Aber du hast die scheußliche, selbstgefällige Angewohnheit, alles für dich zu behalten. Woher sollte ich wissen, dass du nicht die gleiche Fähigkeit besitzt? Du bist F'lar, der allmächtige, allwissende Weyrführer. Aber du bist ebenso schlimm wie R'gul, weil du mir nur die Hälfte von den Dingen erklärst, die ich wissen müsste …«
F'lar packte sie an den Schultern und schüttelte sie, bis sie zu schreien aufhörte.
»Genug. Wir können unsere Zeit nicht damit verschwenden, dass wir wie Kinder streiten.« Mit einemmal wurden seine Augen groß. Er starrte an Lessa vorbei. »Zeit verschwenden - aber das ist ja gar nicht nötig!«
»Du denkst an einen Zeitsprung?« Lessa keuchte.
»Ja - an einen Zeitsprung.«
»Die Fäden fielen im Morgengrauen in Nerat«, sagte F'lar mit glänzenden Augen. Seine Haltung drückte Entschlossenheit aus.
F'nor spürte einen kalten Klumpen im Magen. Nerat? Im Morgengrauen? Aber das war gleichbedeutend mit der Vernichtung der Regenwälder! Sein Blut jagte schneller durch den Körper.
»Also gehen wir ins Dazwischen und tauchen am frühen Morgen in Nerat auf.
F'nor, die Drachen können nicht nur den Ort, sondern auch die Zeit überwinden, wenn sie das Dazwischen durchqueren.«
»Die Zeit?« wiederholte F'nor entsetzt. »Das könnte gefährlich sein.«
»Ja, aber heute wird es uns helfen, Nerat zu retten.
Lessa… « F'Iar klopfte ihr stolz und liebevoll auf die Schulter »du trommelst alle Drachen zusammen, ob alt oder jung, wenn sie nur fliegen können. Befiehl ihnen, sich mit Feuersteinsäcken zu beladen. Ich weiß nicht, ob du die Verbindung zu ihnen auch über eine Zeitdistanz aufrechterhalten kannst…«
»Mein Traum heute morgen ,..«
»Vielleicht. Aber nun scheuche den Weyr auf.« Er wirbelte zu F'nor herum. »Wenn die Fäden im Morgengrauen in Nerat niedergegangen sind, fallen sie jetzt in Keroon und Ista. Du fliegst mit zwei Geschwadern nach Keroon. Verständige die Barone. Sie sollen Feuer in den Gruben machen. Nimm ein paar Jungreiter mit und schicke sie nach Igen und Ista. Diese Burgen sind nicht unmittelbar in Gefahr. Ich komme so bald wie möglich mit Verstärkung. Und… Canth soll auf Lessas Befehle hören.«
Der braune Reiter ging, immer noch ein wenig verwirrt.
»Mnementh sagt, dass R'gul heute Wachoffizier ist und wissen möchte …«, begann Lessa.
»Komm, Mädchen!« F'lars Augen leuchteten vor Erregung. Er raffte die Karten zusammen und schob Lessa die Treppe hinauf.
R'gul und T'sum
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