Die Drachenreiter von Pern 01 - Die Welt der Drachen
wurde der Besuch später mit keiner Silbe erwähnt. Der Mann setzte ein paar Wochen danach die Eintragungen fort, als habe er die Gildehalle überhaupt nicht verlassen.« Robinton deutete mit spitzem Finger auf F'lar. »Und einige Zeit später wurde der düstere Frage-Gesang, den ich Ihnen vortrug, in die Lehrballaden aufgenommen.«
»Sie glauben, dass diese beiden Vorfälle mit dem rätselhaften Verschwinden der Drachenreiter von den übrigen fünf Weyrn zu tun hat?«
»Ja, aber ich kann nicht sagen, weshalb. Ich spüre nur, dass die Ereignisse miteinander verknüpft sind.«
F'lar füllte zwei Becher mit Wein.
»Ich habe selbst Nachforschungen angestellt«, sagte er.
»Bis zum Augenblick des Verschwindens muss das Leben auf den Weyrn ganz normal verlaufen sein.
Die Aufzeichnungen beschäftigen sich mit den Abgaben, den Vorräten, den Patrouillen. Und dann hört mit einem Schlag alles auf. Nur das Archiv des Benden-Weyrs wird weitergeführt.«
»Weshalb gerade der Benden-Weyr?« meinte Robinton nachdenklich.
»Wenn schon ein Weyr übrig bleiben musste, hätte sich Ista sehr viel besser geeignet. Benden liegt völlig abgeschieden im Norden.«
»Vielleicht eine Krankheit, die alle anderen Weyr erfasste?«
»Wir haben nirgends Skelette gefunden. Zudem wäre eine Seuche sicher in den Schriften erwähnt worden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sämtliche Reiter und Drachen im gleichen Augenblick tot umfielen.«
»Dann überlegen wir, weshalb der Harfner gerufen wurde! Erhielt er den Auftrag, eine Lehrballade zu schreiben, die dieses Thema behandelte?«
Robinton rümpfte die Nase.
»Eine Beruhigung für die Nachwelt stellt sie jedenfalls nicht dar. Und sie bietet keine Lösung an - nur Fragen!«
»Die wir beantworten sollen?« meinte F'lar leise.
»Ja.«
Robintons Augen glänzten. »Es handelt sich um einen quälenden Gesang, den man nicht mehr vergisst, wenn man ihn einmal gehört hat. Er hat die Aufgabe, uns wachzurütteln. Diese Fragen sind wichtig, F'lar.«
»Welche Fragen sind wichtig?« fragte Lessa vom Eingang her.
Die beiden Männer sprangen auf. F'lar rückte Lessa mit ungewohnter Fürsorge einen Stuhl zurecht und reichte ihr einen Becher Wein.
»Ich bin nicht zerbrechlich«, wehrte sie ein wenig ärgerlich ab. Doch dann lächelte sie und nahm damit ihren Worten die Schärfe. »Ich habe geschlafen und fühle mich sehr viel besser. Worüber habt ihr beide so eifrig diskutiert?«
F'lar schilderte in raschen Worten, worum es ging. Als er den Frage-Gesang erwähnte, zuckte Lessa zusammen.
»Diese Zeilen gehen mir nie aus dem Sinn«, gestand sie. »Als ich sie auswendig lernen musste, hatte ich nächtelang Alpträume.«
Mit einemmal sprang sie erregt auf.
»Sind sie vorausgeeilt, fort!« rief sie.
»Das ist der Kernsatz! Alle fünf Weyr gingen - in die Zukunft! Aber in welche Zeit?«
F'lar sah sie sprachlos an.
»In unsere Gegenwart«, fuhr sie flüsternd fort.
»Die Drachenreiter von fünf Weyrn!«
»Nein, das ist unmöglich«, widersprach F'lar.
»Weshalb?« fragte Robinton erregt. »Er würde all unsere Fragen und Probleme lösen.«
F'lar schob sich das Haar aus der Stirn und nickte.
»Zumindest verstehe ich nun, weshalb sie keine Aufzeichnungen hinterließen. Damit hätten sie das Unternehmen gefährdet. Auch ich konnte F'nor nichts von den Schwierigkeiten verraten, die auf ihn zukommen würden, obwohl ich sie kannte.
Er machte eine Pause.
»Aber wie gelangen sie hierher?
Woher wissen sie, dass sie gebraucht werden und zu welchem Zeitpunkt sie gebraucht werden?
Wie übermittelt man einem Drachen Erkennungspunkte von der Zukunft?«
»Jemand von uns muss in die Vergangenheit gehen und sie verständigen«, erwiderte Lessa ruhig.
»Du bist wahnsinnig, Lessa!« rief F'lar entsetzt.
»Hast du schon vergessen, wie elend du dich fühltest, als du aus der Vergangenheit zurückkamst? Aber das war ein Sprung von zehn Planetendrehungen!
Wie möchtest du vierhundert Planetendrehungen überwinden?
Und welche Bezugspunkte besitzt du für die Vergangenheit?«
»Pern ist jedes Opfer wert«, entgegnete sie und sah ihn ernst an.
F'lar packte sie an den Schultern und schüttelte sie, wie immer, wenn er erregt war.
»Nein!
Wir dürfen weder dich noch Ramoth verlieren. Das kann niemand von uns verlangen. Lessa, Lessa, dieses eine Mal musst du auf mich hören!«
»Vielleicht gibt es eine Lösung, die wir heute noch nicht kennen, Weyrnerrin«, warf Robinton gewandt ein.
»Wer weiß, was
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