Die Drachenreiter von Pern 02 - Die Suche der Drachen
spöttelte der Baron von Tillek. »Ich bin nicht halbblind wie Sangel.«
Auch er konnte sich kaum von dem Instrument lösen.
»Welches sind nun die Landgebiete – die grauen oder die dunkleren Massen?«
»Das wissen wir noch nicht«, erklärte Fandarel ruhig. Zum erstenmal meldete sich P’zar, der Weyrführer von Fort.
»Wenn man mit den Drachen hoch über Pern schwebt, verändert sich die Landschaft auch. Aber sie hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem da!« Und er deutete zum Okular hin.
»Weil die Entfernungen viel, viel größer sind«, entgegnete Wansor. Er winkte den nächsten Mann an das Fernrohr.
Lessa stieß Robinton an und deutete unauffällig zu Meron hinüber, der seinen Platz abseits der Gruppe verlassen hatte und langsam näherschlenderte. Die Verachtung, welche die anderen ihm entgegenbrachten, schien ihn nicht zu stören.
»Warum verschwindet er nicht«, flüsterte sie dem Harfner zu. »Seine Nähe macht mich nervös.«
Robinton zuckte mit den Schultern.
»Er kann nicht viel Schaden anrichten.«
Aber Lessa merkte, daß der Harfner den Baron von Nabol scharf im Auge behielt.
Und dann war er selbst an der Reihe. Lessa beobachtete ihn, sah, daß auch er beim Anblick des Erzfeindes leicht zusammenzuckte. Robinton blieb nicht lange an dem Instrument. Als er sich aufrichtete, warf er einen nachdenklichen Blick zum Horizont hinüber.
»Nun, Harfner?« fragte Meron arrogant. »Sie sind doch sonst nie um ein passendes Wort verlegen?«
Robinton starrte den Baron durchdringend an. Dann deutete er auf den roten Punkt am Nachthimmel und sagte: »Ich halte es für klüger, wenn wir diesen Abstand wahren.«
»Hah!« triumphierte Meron. »Das dachte ich mir fast.«
»Ich wußte gar nicht, daß Sie denken«, stellte Robinton ruhig fest.
»Was meinen Sie mit dieser Bemerkung, Meron?« fragte Lessa. Ihre Stimme klang schneidend.
»Ist das nicht offensichtlich?«
Wieder streifte der Herr von Nabol sie mit einem geringschätzigen Blick.
»Der Harfner tut, was Benden anordnet. Und da Benden sich nicht bereit zeigt, das Übel an der Wurzel zu packen …«
»Woher wissen Sie das?« fragte Lessa kalt.
»Und worauf, Baron Meron, gründen Sie Ihre Behauptung, daß der Harfner von Pern tut, was Benden anordnet? Entweder Sie beweisen Ihre Worte, oder Sie nehmen sie auf der Stelle zurück!« Robintons Hand lag auf dem Gürtelmesser.
Die Bronzeechse auf Merons Arm begann zu fauchen und zu zischen. Meron streichelte sie, bis sie wieder ruhig war.
»Wir warten auf Ihre Antwort, Meron!« sagte Oterel.
»Aber seid ihr denn alle blind?« entgegnete der Baron mit gespielter Überraschung.
»Der Mann besitzt eine glühende Leidenschaft für die Weyrherrin von Benden.«
Einen Moment lang stand Lessa wie betäubt da. Es stimmte, daß sie Robinton achtete und bewunderte, daß sie gern in seiner Gesellschaft war und sich vor ihm nie zu verstellen brauchte. Aber was Meron da andeutete, war absurd!
Er versuchte, den Glauben an die Drachenreiter durch bösartige Gerüchte zu untergraben. Erst Kylara … Robintons schallendes Gelächter riß sie aus ihren Gedanken.
»Bendens Weyrherrin besitzt längst nicht so viel Anziehungskraft für mich wie Bendens Wein.«
Erleichterung spiegelte sich auf den Gesichtern ringsum. Lessa erkannte, daß die Barone durchaus geneigt gewesen waren, Merons Anschuldigung Glauben zu schenken.
Es machte sie elend. Aber zugleich bewunderte sie die Reaktion des Harfners. Jeder kannte seine Vorliebe für Wein, besonders für den Wein von Benden, so daß seine Antwort glaubwürdiger klang als Merons Verleumdung.
»Darüber hinaus«, fuhr Robinton fort, »hat der Meisterharfner von Pern für den Roten Stern wirklich keine Worte – auch keinen Vers. Denn dieses Ding am Himmel jagt ihm eine heillose Angst ein, die er am liebsten in Unmengen jenes Benden-Weines ertränken möchte.«
Robintons Stimme war vollkommen ernst.
»Ich kenne die Geschichte und die Legenden unseres geliebten Pern besser als die meisten anderen. Ich habe zu viele Balladen über den unheilvollen Roten Stern gesungen, als daß ich näher mit ihm in Berührung kommen möchte. Selbst das hier«, er deutete auf das Fernrohr, »bringt ihn mir zu nahe. Aber die Männer, die Tag für Tag die Fäden bekämpfen müssen, betrachten ihn vielleicht mit geringerer Furcht als ein armseliger Harfner.
Und, Meron von Nabol, Sie können Ihre nicht unbeträchtliche Habe darauf setzen, daß die Drachenreiter lieber heute als morgen die
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