Die Drachenreiter von Pern 02 - Die Suche der Drachen
Verpflichtung abgeben würden, Ihre teure Haut vor Fäden zu schützen, selbst wenn sie jeden Quadratzentimeter jenes Sterns durchkämmen müßten!«
Meron war einen Schritt zurückgetreten.
Robinton sah sich im Kreis um.
»Ihr habt erlebt, wie der ständige Kampf gegen die Fäden einen Menschen zermürben kann. Ihr habt gesehen, was aus einst so tüchtigen Männern wie T’kul und T’ron wurde. Ihr wißt, was geschieht, wenn ein Drache stirbt.
Oder muß ich euch auch daran erinnern? Glaubt ihr im Ernst, daß die Drachenreiter freiwillig diese Lebensbedingun gen aufrechterhalten? Was haben sie davon? Nicht besonders viel! Sind die Wunden, die sie sich holen, nicht mehr wert als ein paar Säcke Korn oder ein neues Messer?
Kann man den Tod eines Drachen wirklich durch einige dürre Herdentiere oder einen Ballen Tuch bezahlen?
Unsere Vorfahren schufen Instrumente, mit deren Hilfe sie den Roten Stern näher heranholten. Wenn es wirklich nur darum ginge, die Koordinaten zu finden und den Sprung zu wagen – hätten wir dann heute noch Fäden?
Ich glaube es nicht. Ich glaube vielmehr, daß die Drachenreiter der Vergangenheit den gleichen Plan faßten wie wir und… scheiterten. Scheiterten, weil jene grauen Massen vielleicht kein Land sind, sondern unzählige Fäden, weil jene hellen Schichten nicht aus Wasserdampf bestehen wie Perns Wolken, sondern aus einer fremden, tödlichen Substanz!
Wir wissen so wenig über den Roten Stern, und deshalb mahne ich zur Vorsicht!
Aber mir ist auch klar, daß irgendwann die Zeit der Vorsicht vorbei ist und daß wir uns dann auf die Tollkühnheit einzelner verlassen müssen. Denn ich glaube, auch wenn es mein Herz schwermacht, daß die Drachenreiter von Pern den Roten Stern aufsuchen werden.«
»Das ist F’lars Absicht«, erklärte Lessa laut.
»Ja.«
Fandarel nickte langsam.
»Er hat mir und Wansor den Auftrag erteilt, den Roten Stern zu beobachten und Messungen durchzuführen.«
»Und wie lange wird es dauern, bis er eine Expedition ausrüstet?« fragte Meron, als hätte er die Worte des Harfners nicht gehört. Lessa hätte ihm am liebsten das Gesicht zerkratzt.
Wansor trat einen Schritt vor.
»Es wäre Wahnsinn, etwas zu unternehmen, solange wir den Stern nicht von allen Seiten beobachtet haben. Darüber hinaus müssen wir Karten anlegen, die Stärke und Verschiebung der Wolkenfelder eintragen, die …«
»Ich verstehe«, unterbrach ihn Meron mit einem höhnischen Grinsen. »Ein Lebenswerk also.«
»Da kennen Sie F’lar von Benden schlecht«, warf Robinton ein.
»Er betrachtet das Abweichen der Fädeneinfälle von seinen sorgfältig ausgearbeiteten Zeitplänen als eine persönliche Beleidigung, die nicht ungestraft bleiben darf.«
Oterel lachte, während Sangel erstaunt den Kopf schüttelte. »Aber das ist doch Unsinn! F’lars Schema stimmte über Planetendrehungen auf die Sekunde genau! Er kann sich wirklich keine Vorwürfe machen.«
Meron stampfte mit dem Fuß auf.
»Ihr seid alle Narren! Merkt ihr nicht, daß der Harfner euch mit seinem Gerede um den Finger wickelt? Wir werden nie das Ende der Fädeneinfälle erleben.
Wir werden unser Leben lang Abgaben an die Weyr entrichten. Keiner von euch, kein einziger, hat den Mut, die Entscheidung herbeizuführen! Wir brauchen die Drachenreiter nicht. Ich wiederhole es: Wir brauchen sie nicht! Wir haben jetzt Feuerechsen, die Fäden fressen …«
»Dann kann ich T’bor vom Hochland mitteilen, daß er seine Patrouillen zurückholen soll?« fragte Lessa ruhig.
»Er ist sicher erleichtert darüber.«
Der Burgherr von Nabol warf ihr einen haßerfüllten Blick zu. Die Bronzeechse richtete sich auf und zischte. Von den Klippen her kam der helle Schrei Ramoths. Die Feuerechse verschwand mit einem verängstigten Fauchen.
Meron drehte sich ruckartig um und stapfte zum Felsenpfad hinüber. Der grüne Reiter, der ihn hergebracht hatte, kam ihm bereits entgegen. Lessa war sicher, daß Ramoth das Tier verständigt hatte.
Nessel von Crom wandte sich ängstlich an Lessa. »Werden Sie wirklich veranlassen, daß T’bor seine Patrouillen zurückholt, Weyrherrin?« fragte er.
»Mein Gebiet grenzt direkt an die Ländereien von Nabol…«
»Baron Nessel«, entgegnete Lessa mit einem Lächeln, »Sie haben sicher bemerkt, daß der Herr von Nabol nicht darauf bestand. Obwohl wir gute Lust hatten, ihn zu bestrafen. Schließlich war er nicht unbeteiligt am Tod der beiden Königinnen. Aber auf seiner Burg leben Hunderte von
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