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Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Titel: Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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merkwürdige Dinge zeigen, die er während seines Aufenthalts hier entdeckt hat.«
    »Er ist nicht gekränkt, daß Ruth und ich ihn aufgespürt haben?«
    »Aber nein.« N’ton zeigte sich verblüfft über die Frage. »Nein, mein Junge, er schien im Gegenteil überrascht, daß wir ihn vermißten – und dankbar, daß wir seine Erfahrung als Drachenreiter noch brauchen.«
    »N’ton!« Brekkes Tonfall klang sehr energisch.
    »Oh, die Besuchszeit ist um.« Jaxom hörte, wie N’ton hastig aufstand. »Aber ich komme bald wieder – großes Ehrenwort!« Tris zeterte vorwurfsvoll. Jaxom konnte sich denken, daß der Drachenreiter sie bei seinem Aufspringen aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
    »Geht es Menolly schon besser? Und richten Sie bitte Lytol aus, daß mir die ganze Geschichte leid tut. Ich wollte ihm keine neuen Sorgen aufbürden.«
    »Das weiß er doch, Jaxom. Und Menolly ist fast wieder auf der Höhe. Bei ihr verlief die Krankheit harmloser. Sebell erkannte die Symptome sofort und zog Oldive zu Rate. So – und du ruhst dich jetzt gründlich aus!«
    So sehr Jaxom sich über den Besuch gefreut hatte, er war doch erleichtert, als der Drachenreiter ihn verließ. Er fühlte sich schlapp, und sein Kopf begann zu schmerzen.
    »Brekke?« Hoffentlich war das kein Rückfall!
    »Sie spricht noch mit N’ton, Jaxom.«
    »Sharra! Ich habe Kopfschmerzen.« Er konnte ein leises Zittern in seiner Stimme nicht verbergen.
    Ihre Hand legte sich kühl auf seine Wange. »Fieber hast du keines, Jaxom. Du ermüdest nur rasch, das ist alles. Schlaf jetzt!«
    Die ruhigen Worte und ihre sanfte, melodische Stimme nahmen ihm die Furcht, und obwohl er gern noch eine Weile wachgeblieben wäre, fielen ihm die Augen zu. Ihre Finger massierten ihm die Schläfen und wanderten zum Nacken; sanft löste sie die Spannung aus seinen Muskeln. Er überließ sich ihrer Fürsorge.
    Im Morgengrauen weckte ihn eine kühle, feuchte Brise, und er zog fröstelnd die leichte Decke über seine bloßen Beine. Danach versuchte er noch einmal einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht, obwohl er die Augen fest geschlossen hielt. Also öffnete er sie wieder und starrte mißmutig durch die hochgeschlagenen Vorhänge des Lagers ins Freie. Unvermittelt stieß er einen Schrei aus, denn ihm kam erst jetzt zu Bewußtsein, daß sich keine Binde mehr vor seinen Augen befand. Er konnte ungehindert sehen. »Jaxom?« Er drehte sich um. Sharra kletterte aus einer Hängematte, eine hochgewachsene Gestalt mit langem, dunklem Haar, das ihr im Moment wirr ins Gesicht hing.
    »Sharra!«
    »Was machen die Augen, Jaxom?« fragte sie leise und besorgt, ein paar schnellen Schritten war sie neben seinem Lager.
    »Alles in Ordnung, Sharra.« Er hielt ihre Hand fest und verbuchte im Halbdunkel ihre Züge zu erkennen. »O nein!« sagte er mit einem leisen Lachen, als sie sich freizumachen versuchte. »Ich zerbreche mir seit Tagen den Kopf darüber, wie du aussiehst!« Mit der freien Hand schob er ihr dichtes Haar beiseite.
    »Und?« Sie stellte die Frage trotzig und warf dabei den Kopf zurück, daß die dunkle Mähne flog.
    Sharra war nicht schön. Das hatte er vermutet. Ihre Züge wirkten ein wenig hart und unregelmäßig. Die Nase war schmal und lang und das Kinn, wenngleich wohlgeformt, eine Spur zu kantig. Aber ihr Mund bildete weiche, volle Linien, und die etwas tiefliegenden Augen funkelten spöttisch. Sie zog die geschwungenen Brauen hoch, als er mit seiner Inspektion fertig war. »Und?« wiederholte sie.
    »Ich weiß, daß du meine Ansicht vermutlich nicht teilst, aber ich finde dich schön.« Er blieb zum zweitenmal Sieger, als sie Versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. »Daß du eine herrliche Stimme besitzt, weißt du sicher selbst.«
    »Als Heilerin brauche ich die«, meinte sie.
    »Und du setzt sie so gekonnt ein, daß deine Kranken ganz zahm werden!« Er zog sie näher zu sich heran. Irgendwie war es ungeheuer wichtig für ihn, ihr Alter festzustellen.
    Sie lachte leise und stemmte sich gegen seine Hand. »Komm, Jaxom, sei ein braves Kind und laß los!«
    »Ich bin weder brav noch ein Kind.« Er hatte mit solchem Nachdruck gesprochen, daß der gutmütige Spott aus ihren Zügen verschwand. Sie begegnete seinem Blick mit einem ruhigen Lächeln.
    »Nein, das stimmt, du bist kein Kind. Du bist ein schwerkranker Mann, und ich habe die Aufgabe…« – sie betonte das letzte Wort –, »dich zu heilen.« Er gab ihre Hand frei.
    »Je eher ich gesund werde, desto besser.«

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