Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
den Strand erreichte, warf Jaxom einen Blick zum Himmel und hielt Ausschau nach den Dämmer-Schwestern.
Aber es war bereits zu spät. Man konnte sie nicht mehr erkennen.
Die beiden Fernrohre standen noch auf ihren Plattformen, mit Wherleder-Hüllen gegen den Morgentau geschützt. Jaxom konnte nicht widerstehen. Er deckte Wansors Instrument ab und warf einen Blick durch das Rohr, obwohl er wußte, daß es sinnlos war. Dann hüllte er es sorgfältig wieder ein und wandte sich nach Südosten, dem Berg zu.
In seinem Traum war der Kegel explodiert. Und es ließ sich nicht leugnen, daß er nur die eine Seite des Berges sah. Entschlossen deckte der Idarolans Fernrohr ab. Er wußte, daß er mit Wansors Gerät mehr gesehen hätte, aber er wagte nicht, die Einstellung zu verändern. Außerdem reichte Idarolans Instrument für seinen Zweck völlig aus. Nicht daß es den Krater zeigen konnte, den Jaxom zu sehen gehofft hatte…
Nachdenklich senkte er das Fernrohr. Er durfte wieder ins Dazwischen gehen. Und er hatte von Meister Robinton den Befehl erhalten, das Landesinnere zu erforschen. Außerdem – und das zählte stärker als alles andere – er wollte als erster am Berg sein!
Er lachte. Dieses Wagnis war sicher weit harmloser als das Zurückholen des Königin-Eies. Er konnte mit Ruth ins Dazwischen tauchen und wiederkehren, ehe in der Bucht jemand bemerkte, was sie vorhatten. Jaxom schraubte das Fernrohr von seiner Haltung. Er brauchte es für sein Unternehmen. Sobald er und Ruth sich in der Luft befanden, mußte er den Berg eingehend studieren und eine Stelle ausfindig machen, wo Ruth nach dem Sprung ins Dazwischen landen konnte.
Er drehte sich um und blieb wie angewurzelt stehen. Piemur, Sharra und Menolly standen in einer Reihe hinter ihm und beobachteten ihn.
»Nun, Baron Jaxom, was hat das Fernrohr des Schiffsmeisters uns denn gezeigt?« grinste Piemur. »Einen Berg vielleicht?«
Prinzeßchen saß auf Menollys Schulter und schimpfte.
»Hat er genug gesehen?« wandte sich Menolly an Piemur, ohne Jaxom zu beachten.
»Ich denke schon. Als Orientierungshilfe reicht es sicher.«
»Er wird doch nicht etwa geplant haben, ohne uns aufzubrechen?« fragte Sharra.
Sie musterten ihn spöttisch.
»Ruth kann doch nicht vier Leute tragen!«
Ich würde es schaffen, widersprach Ruth. Keiner von euch ist schwer!
Sharra lachte und deutete dann anklagend auf Jaxom.
»Wetten, daß Ruth eben heftig protestiert hat?« meinte sie.
»Die Wette gewinnst du!« Menollys Blicke wichen keine Sekunde von Jaxoms Gesicht. »Aber nun mal im Ernst – ich halte es für besser, wenn du bei diesem Abenteuer nicht allein bist.«
»Bei diesem Abenteuer?« Piemur, hellhörig wie immer, schaute erst Menolly und dann Jaxom an.
Jaxom schluckte und setzte eine undurchdringliche Miene auf. »Bist du sicher, daß du uns alle tragen kannst?« fragte er Ruth.
Ich mußte in letzter Zeit lange Strecken fliegen, weil wir nicht ins Dazwischen durften. Das hat meine Muskeln gekräftigt. Keiner von euch ist schwer. Die Entfernung schaffe ich ohne weiteres. Werden wir den Berg sehen?
»Ruth ist offensichtlich einverstanden«, stellte Menolly fest. »Aber wenn wir uns nicht beeilen…« Sie deutete zum Haus hinüber. »Komm, Sharra, wir holen die Reitausrüstung!«
»Ich muß erst noch zusätzliche Riemen für euch alle anbringen.«
»Dann mach rasch!« Menolly und Sharra liefen bereits über den Sand.
Jagd-Lassos waren zur Hand, und Jaxom fertigte mit Piemurs Hilfe Halteriemen daraus. Eben als sie die letzten Schlingen festzurrten, kamen die Mädchen mit Wherleder-Jacken und Helmen zurück. Jaxom nahm das Fernrohr des Schiffsmeisters an sich und gelobte insgeheim feierlich, daß sie wieder in der Bucht sein würden, ehe Idarolan das Verschwinden seines kostbaren Instruments bemerkte.
Ruth brauchte viel Kraft, um sich vom Boden abzustoßen, aber sobald er seine Kreise in der Luft zog, versicherte er Jaxom, daß er keinerlei Probleme mit dem Fliegen habe. Er wandte sich nach Südosten, während Jaxom das Instrument auf den fernen Gipfel einstellte. Selbst aus dieser Höhe konnte er nicht die Spur einer Eruption erkennen. Er senkte das Fernrohr ein wenig, bis er im Vordergrund des Bergkegels einen klar gegliederten Kamm entdeckte.
Jaxom fragte Ruth, ob das Ziel für ihn klar erkennbar sei. Der Drache bejahte, und ehe Jaxom Zeit fand, die Konsequenzen des Abenteuers noch einmal zu überdenken, wären sie im Dazwischen. Unvermittelt tauchten sie über
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