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Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache

Titel: Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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dem Grat auf, atemlos durch den Kälteschock nach so langer Zeit in der tropischen Sonne, aber auch atemlos wegen des großartigen Panoramas, das sich vor ihnen ausbreitete.
    Zum erstenmal begriffen sie, was Piemur meinte, wenn er von trügerischen Entfernungen sprach. Der Berg erhob sich auf der Schräge eines Hochplateaus, das selbst Tausende von Drachenlängen über den Ozean aufragte. Weit unter ihnen zerschnitt ein breiter, schimmernder Meeresarm die Klippen: Gras bedeckte die unteren Hänge des Vulkankegels, dichter Wald den Höhenzug, über dem sie schwebten. Weiter im Süden riegelte eine hohe, dunstverschleierte Felsenbarriere das Land nach Osten und Westen hin ab.
    Der symmetrische Kegel, der immer noch ein gutes Stück von ihnen entfernt lag, beherrschte das Bild.
    »Da!« Sharra deutete plötzlich nach links, in Richtung des Meeres. »Es gibt noch mehr Vulkane. Und einige stoßen Rauch aus.«
    Aus der offenen See erstreckte sich in einem langgezogenen Bogen eine Kette von Vulkanen in Richtung Nordosten, manche von größeren Inseln umgeben, während andere nur knapp aus dem Wasser ragten.
    »Leihst du mir bitte das Fernrohr, Jaxom?« Piemur richtete das Instrument aufs Meer. »Ja«, sagte er ruhig, nachdem er die Vulkanspitzen lange Zeit betrachtet hatte, »zwei davon sind aktiv. Aber weit, weit draußen. Keinerlei Gefahr für uns.« Damit schwenkte er das Fernrohr in Richtung der Gebirgsbarriere. Nach einer Weile schüttelte er langsam den Kopf. »Es könnte sich um die gleichen Berge handeln, die ich im Westen sah.« Seine Stimme klang zweifelnd. »Eine kalte Gegend – und man braucht Monate, bis man dorthin gelangt.« Er beschrieb mit dem Sucher einen kurzen Bogen. »Der Meeresarm reicht weit landeinwärts. Idarolan könnte ihn vielleicht mit einem Segelschiff befahren.« Er gab das Fernrohr zurück und betrachtete den Bergkegel, der vor ihnen lag.
    »Ein herrlicher Anblick«, meinte Sharra mit einem langen Seufzer.
    »Es muß doch die verdeckte Flanke sein, die bei der Eruption einbrach«, murmelte Jaxom vor sich hin.
    »Die verdeckte Flanke?« wiederholten Sharra und Menolly wie aus einem Mund. Jaxom hob mit einem Ruck den Kopf.
    »Habt ihr letzte Nacht etwa auch geträumt?« wollte Jaxom wissen.
    »Was mag uns wohl heute aus den Betten getrieben haben, ehe du heimlich davonschleichen konntest?« entgegnete Menolly ein wenig bissig.
    »Also schön, dann sehen wir uns die andere Seite eben an«, sagte Piemur, und das klang, als fordere er die anderen vergnügt auf, mit ihm schwimmen zu gehen.
    »Warum nicht?« unterstützte ihn Sharra mit der gleichen Sorglosigkeit.
    Ich würde auch gern den Ort meiner Träume sehen, erklärte Ruth und ließ sich ohne Warnung vom Grat aus ein Stück in die Tiefe fallen.
    Menolly und Sharra schrien auf, und Jaxom war froh, daß er auf Halteriemen für alle bestanden hatte. Ruth entschuldigte sich, aber Jaxom kam nicht dazu, die Entschuldigung weiterzugeben, da der weiße Drache im gleichen Moment einen warmen Aufwind erwischte und sie hoch über den Meeresarm hinaustrug. Sobald sie wieder ruhig dahinglitten, warf Jaxom einen Blick durch das Fernrohr und entdeckte eine Felsformation mit ausgeprägten Merkmalen an der Nordschulter des Berges. Er übermittelte Ruth das Bild.
    Sie waren im Dazwischen. Dann schwebten sie über den Felsen, und ein paar Atemzüge lang schien ihnen der Berg bedrohlich entgegenzukippen. Ruth fing sich ab und bog mit kräftigen Schwingenschlägen zur Ostflanke hinüber.
    Einen Moment lang waren sie alle geblendet vom gleißenden Licht der Morgensonne, die bis dahin der Gipfel verdeckt hatte. Ruth wandte sich ein Stück nach Süden. Vor ihnen lag unendlich weites Land – ausgedehnter noch als die Tiefebenen von Telgar oder die Wüste von Igen. Aber Jaxoms Blicke lösten sich rasch von diesem eindrucksvollen Bild und wandten sich dem Berg zu.
    Die Gegend war ihm mehr als vertraut – er kannte sie aus seinen unruhigen Nächten und verworrenen Träumen. In der Ostseite des Berges klaffte ein Loch. Das aufgerissene Maul schien bösartig zu fauchen, und dabei einen Mundwinkel weit herunterzuziehen. Jaxoms Blicke folgten der Linie, und er entdeckte entlang der Südostflanke drei weitere Vulkanspalten, häßliche Abkömmlinge der großen Vertiefung. Ein Lavastrom wies nach Süden, der weiten Ebene zu.
    Ruth flog instinktiv ein Stück vom Berg weg, dem freundlicheren Tal entgegen.
    Hatte das herrliche Nordpanorama des Vulkankegels Jaxom ganz in seinen

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