Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
einiger Zeit in Umlauf gekommen war – daß man versuchen wolle, den Roten Stern aus seiner Bahn zu drängen und von Pern abzulenken. Hatte Wansor mit seinen Worten eben angedeutet, daß sich dieses Vorhaben nicht durchführen ließ?
Wansor schilderte mit großem Nachdruck, daß man die Position eines Sterns am Himmel für jeden Zeitpunkt genau berechnen konnte, sobald man seine Bahndaten und Geschwindigkeit kannte und die Einflüsse der Nachbargestirne während der Konjunktion berücksichtigte.
»Wir sind deshalb sicher, daß wir in Zukunft den Fädeneinfall exakt vorhersagen können, wenn wir den Roten Stern in Bezug zu seinen Nachbarn am Himmel betrachten.«
Jaxom stellte lächelnd fest, daß Wansor wir sagte, wenn er eine Folgerung vortrug, und ich, sobald er eine Neuentdeckung ankündigte.
»So glauben wir fest, daß die Sporen wieder nach dem von F’lar errechneten Plan fallen werden, sobald der blaue Stern hier sich aus dem Einfluß des gelben Sterns am Frühlingshorizont löst und nach Osten weiterwandert.
Mit dieser Gleichung…« – Wansor schrieb rasch eine Zahlenreihe an die Tafel, und wieder wunderte sich Jaxom, wie exakt die Schrift im Vergleich zu Wansors nachlässigem Auftreten wirkte – »können wir auch die späteren Konjunktionen berechnen, welche den Fädeneinfall bis zum Abwandern des Roten Sterns beeinflussen werden. Mehr noch, wir sind nun in der Lage festzustellen, wann die jeweiligen Sterne an welchem Punkt des Himmels standen – und stehen werden.«
Er schrieb mit atemberaubendem Tempo und erklärte dazu, welche Sterne von welchen Gleichungen erfaßt wurden. »Mit Hilfe der neuen Erkenntnisse läßt sich sogar vorausberechnen, wann der Rote Stern das nächste Mal an Pern vorbeizieht. Das liegt natürlich so viele Planetenumläufe in der Zukunft, daß wir uns darüber nicht den Kopf zerbrechen müssen. Aber ich finde das Wissen dennoch tröstlich.«
Gekicher da und dort ließ ihn verwundert aufschauen. Erst jetzt merkte er, daß sein letzter Satz der Grund dafür war, und er lächelte zögernd.
»Außerdem müssen wir sichergehen, daß während des nächsten langen Intervalls keiner mehr den Roten Stern vergißt.« Fandarels grollender Baß schreckte die Zuhörer auf, die immer noch Wansors sanften Tenor im Ohr hatten. »Deshalb auch diese Zusammenkunft«, fügte er hinzu und erfaßte mit einer großen Geste alle Anwesenden.
Einige Planetenumläufe zuvor, als Ruths Lebenserwartung noch sehr gering gewesen war, hatte Jaxom eine eigene, etwas egozentrische Theorie hinsichtlich der Zusammenkünfte in der Gilde-Halle der Schmiede entwickelt. Er war davon überzeugt gewesen, daß man ihn dazu einlud, um seinem Leben einen Sinn zu geben, falls Ruth starb. Die heutige Versammlung entlarvte diesen Gedankengang als reine Illusion, und Jaxom schämte sich ein wenig für sein aufgeblähtes Ichbewußtsein. Je mehr Leute in den Burgen und Weyrn Bescheid wußten, was in den einzelnen Gilde-Hallen geleistet wurde, desto geringer war die Gefahr, daß die ehrgeizigen Pläne zur Erhaltung Perns eines Tages wieder in Vergessenheit gerieten.
Jaxom, F’lessan, Benelek, Mirrim, Menolly, T’ran, Piemur, dazu eine Reihe von tüchtigen Hofeben und begabten Gilde-Gesellen bildeten den Kern einer jungen Truppe, die ihr Wissen austauschte und im Gespräch mit anderen ergänzte.
Auf diese Weise lernten sie auch fremde Arbeitsgebiete kennen und besser einschätzen.
Kontakte sind wesentlich. Das war einer von Robintons Lehrsätzen. Sagte er nicht immer: »Tauscht Wissen aus, lernt, mit Verstand über jedes Thema zu reden, lernt, eure Gedanken in Worte zu fassen, seid bereit, neue Konzepte anzunehmen, prüft sie, untersucht sie! Denkt objektiv! Denkt in die Zukunft!«
Jaxom ließ seine Blicke durch den Saal schweifen und überlegte, wie viele der Anwesenden Wansors Erklärungen ga nz verstanden. Gewiß, er besaß den Vorteil, daß er wie die meisten seiner Freunde hier die Sterne in ihrer Bahn beobachtet hatte, Nacht für Nacht, Jahreszeit um Jahreszeit, bis sich die erhabenen Kreise auf Wansors Skizzen und Zahlen übertragen ließen. Das Problem lag darin, daß die Leute im Saal alle gewillt waren, sich neuen Gedanken zu öffnen. Es galt jedoch, diejenigen zu beeinflussen, die sich gegen den Fortschritt wehrten – wie etwa die Alten, die jetzt in der Verbannung des Südkontinents lebten.
Jaxom vermutete, daß man die Geschehnisse im Süden heimlich beobachtete. N’ton hatte einmal eine versteckte
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