Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
vielleicht besser war, sein Alibi für künftige Gelegenheiten zu festigen. Die Schilfsammler auf der Flußinsel waren rasch gefunden, und Corana begrüßte ihn mit großer Herzlichkeit. Sie sah wirklich hübsch aus mit ihrer zart geröteten Haut und den großen, grünlich schillernden Augen. Ein paar dunkle Strähnen hatten sich aus ihren Flechten gelöst und hingen in Kringeln um ihre Stirn und Schläfen.
»Hat es Fäden geregnet?« fragte sie, und ihre Miene wirkte mit einem Mal besorgt.
»Nein. Warum?«
»Ich rieche Feuerstein.«
»Ach so – sicher meine Reitkleider. Ich benutze sie immer, wenn wir Fäden bekämpfen. Da hat sich der Geruch festgesetzt. Mir war das nicht aufgefallen.« An dieses Risiko hatte er gar nicht gedacht, und er mußte sich etwas dagegen einfallen lassen. »Ich habe deinem Bruder noch etwas Saatgut gebracht…«
Sie dankte ihm mit großer Wärme, daß er sich all die Mühe für einen so kleinen Hof machte. Dann stand sie ein wenig verlegen herum. Jaxom machte es Spaß, diese Verlegenheit zu schüren, und er begann ihr beim Schilfschneiden zu helfen.
»Ich muß schließlich alle Arbeitsvorgänge auf den Pachthöfen kennenlernen«, sagte er, als sie ihn daran hindern wollte.
Jaxom genoß das Spiel. Als sie ein großes Schilfbündel zusammengetragen hatten, bot er an, es zum Hof zu fliegen, wenn Corana mit aufsaß. Sie zögerte, weil sie Angst vor Ruth hatte, aber Jaxom versprach ihr, nicht ins Dazwischen zu fliegen, weil sie dafür nicht warm genug gekleidet war. Er fand Gelegenheit zu ein paar Küssen, während Ruth über dem Hof kreiste, und kam bald zu dem Schluß, daß Corana für ihn mehr war als eine bloße Ausrede.
Nachdem er sie und das Schilf abgeladen hatte, steuerte er Ruth ins Dazwischen und landete an ihrem Bergsee. Obwohl ihm nicht nach einem kalten Bad zumute war, wußte Jaxom, daß er und sein Drache den Feuersteingeruch besser herunterspülten, ehe sie nach Ruatha zurückkehrten. Es dauerte eine Weile, bis er Ruth mit Sand gescheuert hatte. Dann mußte Jaxom noch warten, bis seine Kleider in der Sonne getrocknet waren. Inzwischen brach der Nachmittag an, und er hatte viel mehr Zeit vertrödelt, als er für seinen Besuch auf Fidellos Hof plausibel machen konnte. So ging er das Risiko ein und lenkte Ruth ein Stück zurück zu einem Zeitpunkt, da die Sonne den Zenit noch nicht überschritten hatte. Alles klappte – bis auf eine Kleinigkeit, die sie um ein Haar verraten hätte.
Er saß gerade beim Essen, als sein Drache ihm einen drängenden Hilferuf zusandte. »Ruth!« sagte er nur hastig, sprang von seinem Stuhl auf und rannte quer durch den Saal nach draußen.
Mein Magen brennt! teilte ihm Ruth verzweifelt mit.
»Verdammt, das sind die Steine«, murmelte Jaxom, während er den menschenleeren Korridor entlangeilte. »Geh ins Freie, zu den Feuerhöhen! Du weißt, wo Wilth die Asche immer hinspuckt!«
Ruth entgegnete verzagt, daß er in seinem Zustand bestimmt nicht fliegen könnte.
»Unsinn! Du kannst immer fliegen.« Ruth mußte seinen zweiten Magen unbedingt außerhalb des Lagers entleeren. Jaxom befürchtete, daß Lytol auftauchen könnte, um nachzusehen, was dem Drachen fehlte.
Ich kann mich nicht rühren. In meinem Bauch liegt ein Riesengewicht.
»Du wirst gleich die Feuersteinasche hochwürgen. Kein Drache behält das Zeug im Magen; aber der Darm scheidet es nicht aus. Deshalb erbrichst du es.«
Genauso fühle ich mich.
»Nicht im Lager, Ruth, ich flehe dich an!«
Kaum eine Sekunde später schaute ihn Ruth zerknirscht an. Mitten auf dem Boden seiner Schlafkammer lag ein dampfendes kleines Häufchen, das an graubraunen Sand erinnerte.
Jetzt fühle ich mich sehr viel besser, erklärte Ruth, immer noch verlegen.
»Kommt Lytol mir nach?« fragte Jaxom; sein Herz hämmerte vom schnellen Laufen so laut, daß er sonst nichts hörte. Er raste durch das metallene Schwingtor zum Küchentrakt und holte aus dem Hof einen Eimer und eine Schaufel. »Wenn ich das Zeug nur nach draußen schaffen kann, ehe der ganze Raum schwefelig riecht…«
Er arbeitete in fieberhafter Eile. Zum Glück reichte der eine Eimer aus, um die Asche aufzunehmen. Etwas anderes wäre es wohl gewesen, wenn Ruth Feuerstein für eine vierstündige Sporenabwehr zerkaut hätte.
Jaxom stellte den Kübel ins Freie und streute Duftsand über die bewußte Stelle der Schlafkammer.
»Kein Lytol?« fragte er einigermaßen überrascht.
Nein.
Jaxom atmete erleichtert auf und tätschelte Ruth. Das
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