Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
und den Ort des Sporeneinfalls anzusteuern.
Als sie über dem öden Bergland im Norden Ruathas auftauchten, spürte Jaxom eine Freude wie nie zuvor. Der Himmel schien erfüllt von Drachen, die mit mächtigen Schwingen nach Osten flogen, der Gefahr entgegen.
Jaxom schniefte, ein wenig verärgert, daß die Erkältung ihm den Triumph verdarb. Jaxom, der Herr von Ruatha, flog mit seinem weißen Drachen gegen die Sporenplage! Er spürte ein schwaches Vibrieren an den Innenseiten der Schenkel; Ruth verdaute den Feuerstein, und die Gase in seinem Magen rumorten heftig. Ob er sich ähnlich elend fühlte wie sein Reiter?
Unvermittelt stürmte der Königinnen-Flügel vorwärts, und Jaxom blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken; er sah den schwachen Schleier am Himmel, jenes vage Grau, das die näherrückende Fädenfront ankündigte.
Selianth will, daß ich immer über ihr bleibe, damit ihre Flammen mich nicht versengen, erklärte Ruth und änderte seine Position. Auch die weiter unten fliegenden Drachen setzten sich nun in Bewegung.
Der graue Schleier verwandelte sich im Nu in silbernen Sporenregen. Flammenbälle zuckten durch den Himmel, als die ersten Drachen ihren uralten, verstandlosen Feind zu Staub verkohlten. Jaxoms Erregung legte sich rasch; er hatte zahllose Übungsflüge mit den Jungreitern absolviert, und so setzte sich die kühle Logik der Routine durch. Heute wollten er und Ruth ohne Brandwunden heimkehren!
Der Königinnen-Flügel schwenkte leicht nach Osten, unter der ersten Woge von Drachen hinweg, um die Fäden zu vernichten, die den Flammen der Frontkämpfer eventuell entwischt waren. Sie durchflogen dichte Staub-Barrieren – die Überreste versengter Sporen. Dann wendete der Flügel scharf, und Jaxom entdeckte in seiner Nähe ein silbernes Knäuel. Er lenkte den mehr als willigen Ruth hin, sein Drache scheuchte die Gefährten zur Seite und vernichtete die Sporen mit einem gutgezielten Flammenstoß.
Jaxom fragte sich, ob jemand gesehen hatte, wie geschickt Ruth zu Werke ging: der Strahl reichte gerade aus, um den Feind zu vernichten. Der kleine Drache beging nicht den Fehler des Anfängers, seinen Flammenatem zu verschwenden. Gleich darauf stürmte der Königinnen-Flügel erneut in eine andere Richtung, einer dichten Konzentration von Fäden entgegen.
Von diesem Moment an bis zum Ende des Sporenregens kam Jaxom nicht mehr zum Denken. Er begann den Angriffsrhythmus des Königinnen-Flügels in seinem Innern zu spüren. Margatta auf Ludeth schien einen unheimlichen Instinkt für die Fädenklumpen zu besitzen, die selbst dicht gestaffelten Drachenreihen entkommen konnten. Jedesmal tauchten die Königinnen unter dem silbernen Regen auf und versengten ihn. Jaxom erkannte, daß seine Position im Königinnen-Flügel weder Auszeichnung noch besonderen Schutz bedeutete. Die goldenen Drachen konnten ein größeres Gebiet überwachen, waren aber lange nicht so beweglich wie Ruth. Der weiße Drache jagte von einer Seite der V-Formation auf die andere, ohne an Höhe zu verlieren, und sprang überall dort ein, wo er benötigt wurde.
Unvermittelt hörte der Sporenregen auf. In den höheren Regionen waren keine grauen Schleier mehr zu sehen. Die Drachen begannen in langsamen Spiralen tiefer zu kreisen und formierten sich dann zur letzten Phase des Kampfes, einem Flug dicht über dem Erdboden, bei dem sie die Bodenmannschaften auf Spuren von Fädenknäueln aufmerksam machten, die sich ins Erdreich gegraben hatten.
Sobald das Kampffieber in Jaxom nachließ, machte sich sein körperliches Unbehagen wieder bemerkbar. Er hatte das Gefühl, als sei sein Kopf zur doppelten Größe aufgeschwollen, die Augen tränten, er hatte Halsschmerzen und einen starken Druck in der Brust. Idiotisch von ihm, in diesem Zustand die Fäden zu bekämpfen! Er dachte jetzt allen Ernstes daran, sich mit Ruth aus dem Geschehen zurückzuziehen, aber das ging nur mit Erlaubnis des Geschwaderführers. Pflichtbewußt behielt er seine Position oberhalb Selianth.
Die große Königin meint, wir sollen jetzt verschwinden, erklärte Ruth plötzlich, bevor uns die Bodenmannschaften erkennen.
Jaxom warf einen Blick zu Margatta hinüber, und sie winkte ihn zur Seite. Die Geste kränkte ihn irgendwie. Er hatte zwar nicht gerade mit einem Sonderlob gerechnet, aber Ruth und er hatten sich doch so gut geschlagen, daß sie seiner Meinung nach zumindest eine Spur von Anerkennung verdienten. Hatten sie etwas falsch gemacht? Er konnte mit seinem heißen,
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