Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln
zitternden Knien und stolperte auf einen ausgetretenen Pfad, der von den Stimmen und den Waren wegführte. Dabei dachte er so angestrengt an die Schwärze des Dazwischen, daß die Feuer-Echsen loskreischten und die Flucht ergriffen.
»Wer ist nicht hier? Wovon schwatzt ihr?« Die harte Stimme der Frau verfolgte Piemur, als er davonrannte.
Seitenstechen und Atemnot zwangen ihn schließlich, einen Moment stehenzubleiben und zu rasten. Dann schleppte er sich weiter, bis er an einen Bach kam. Er spülte den Mund mit dem lauwarmen Wasser aus und wusch sich das erhitzte Gesicht.
Ein Geräusch, das an das fragende Zirpen einer Echse erinnerte, erschreckte ihn so, daß er um ein Haar in den Bach gefallen wäre. Er hastete weiter, stürzte zweimal und schaffte es beide Male, noch im Fallen das Ei hochzuhalten. Dann war er am Ende seiner Kräfte. Er kroch zu einem blühenden Strauch seitlich des Weges, rollte sich unter dem dichten Geäst zusammen und war eingeschlafen, noch ehe das Hämmern in seiner Brust nachgelassen hatte.
VII
Sebell hatte sich während des Festes kaum um Piemur gekümmert. Er war voll damit beschäftigt, seine Rolle als weinseliger Viehhändler zu spielen und von Tisch zu Tisch zu torkeln. Und als sich herumsprach, daß Baron Meron persönlich auf dem Fest erscheinen würde, fand Sebell keine Zeit mehr, nach seinem Lehrling zu suchen. Er horchte angespannt auf die Gerüchte und haßerfüllten Diskussionen, welche die Ankündigung beim Volk auslöste. Ein Thema, das immer wiederkehrte, war Baron Merons Großzügigkeit im Verteilen von Echsen-Eiern, aus denen meist nur Grüne schlüpften.
Wenngleich das Erscheinen des Burgherrn die Behauptung widerlegte, er sei bereits tot oder liege im Sterben, so entging Sebells scharfen Augen nicht, daß sich der Mann auf zwei Begleiter stützen mußte, die ihn scheinbar freundschaftlich untergehakt hatten. Zwei, die ihn beerben wollten, hörte Sebell die Menge hämisch flüstern.
Als dann das Fleisch vom Spieß an die Anwesenden verteilt wurde, fiel Sebell die Abwesenheit von Piemur zum erstenmal auf. Der Junge würde doch keine Mahlzeit auf Baron Merons Kosten auslassen? Nicht, daß der Braten besonders gut schmeckte. Allem Anschein nach hatte man nur uralte, zähe Tiere geschlachtet. Sebell kaute lustlos an einer flachsigen Portion herum. Er hatte an einem Außentisch Platz genommen, wo Piemur ihn eigentlich gut sehen mußte.
Dann begann der Tanz, und Sebell wurde unruhig. N’ton wollte sie abholen, sobald es dunkel war. Wenn Piemur bis dahin nicht auftauchte? Er konnte doch den Bronzereiter nicht warten lassen oder für einen späteren Zeitpunkt bestellen!
Ganz allmählich setzte sich in Sebell der Verdacht fest, der Junge könnte den Festplatz verlassen haben. Aber Piemur hätte sich doch sicher an ihn gewandt, wenn er in Schwierigkeiten geraten wäre! Vielleicht hatte er sich nur zu einem Schläfchen zurückgezogen. Er war in aller Frühe aufgestanden und immer noch geschwächt von seinem Sturz. Sebell gab Kimi den Auftrag, nach Piemur zu suchen, aber sie kehrte allein zurück und übermittelte betrübt, daß der junge nirgends zu finden sei. Sebell schickte sie zu dem Weidefleck, den sie am Morgen gemietet hatten, für den Fall, daß Piemur dort auf ihn wartete. Als Kimi auch von dort ratlos zurückkehrte, eignete sich Sebell kurzentschlossen einen der schnellen Renner an, die außerhalb des Festplatzes angepflockt waren, und ritt zu dem vereinbarten Treffpunkt mit N’ton, in der vagen Hoffnung, Piemur könnte bereits dort sein.
Obwohl Sebell das Tal gründlich absuchte, entdeckte er keine Spur von seinem jungen Freund. Er mußte sich eingestehen, daß Piemur wohl etwas zugestoßen war. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, was – und warum hatte Piemur nicht sofort nach seinem »Herrn« verlangt?
Der Harfner jagte zurück zur Burg, pflockte das ausgeliehene Tier wieder an und erreichte den Festplatz genau in dem Moment, als die Kunde vom Diebstahl des Königinnen-Eies durch die Menge ging. Man nahm die Neuigkeit mit gemischten Gefühlen auf. Jene, die minderwertige Eier erhalten hatten, verrieten Ärger und Enttäuschung; aber man spürte auch Schadenfreude, daß jemand schlauer als Baron Meron gewesen war.
Als Sebell das Burgtor erreichte, hatten die Wächter bereits den strikten Befehl, niemanden hinein- oder herauszulassen.
Leuchtkörbe verbreiteten ihren Schein über die Höfe, und hinter jedem Burgfenster brannte helles Licht. Sebell
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