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Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln

Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln

Titel: Die Drachenreiter von Pern 06 - Drachentrommeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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fragte sie.
    »Es ist die einzige Möglichkeit, Menolly«, erwiderte Sebell. Er blieb genau vor der Aschegrube stehen und deutete auf die Wand, welche die beiden Gruben trennte.
    »Diese Höhe schafft ein einigermaßen geschickter Kletterer, oder?«
    »Ich denke schon. Und die Geschichte sähe Piemur ähnlich. Aber das würde ja bedeuten, Sebell – daß er sich auf dem Süd-Kontinent befindet!«
    »Allerdings.« Sebell wirkte unendlich erleichtert, daß er eine Erklärung für Piemurs Verschwinden gefunden hatte. »Komm! Wir senden eine Botschaft an Toric. Er soll Ausschau nach dem Bengel halten. Ich glaube, Kimi kennt den Süden besser als Prinzeßchen und Rocky.«
    »Schicken wir alle drei! Meine Echsen sind mit Piemur eng vertraut. Aber warte, mein Junge, wenn ich dich in die Finger kriege!«
    Sebell lachte über Menollys drohende Miene. »Ich sagte dir doch, daß Piemur immer auf den Füßen landet!«



VIII
    Die Abendkühle weckte Piemur. Er hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund, und sein Körper fühlte sich steif an. Einen Moment lang wußte er nicht, wo er war; auch die Schmerzen und den rasenden Hunger konnte er sich nicht erklären.
    Dann kam die Erinnerung, und er richtete sich kerzengerade auf. Seine Hand tastete nach dem Bündel mit dem Ei. Er wickelte in fieberhafter Hast die Lumpen auf und berührte die warme Schale mit einem Seufzer der Erleichterung. Die kurze tropische Dämmerung rückte heran, und die Strahlen der Abendsonne färbten das Laub ringsum golden. Er vernahm das leise Klatschen von Wellen; als er sich dem Laut zuwandte, sah er, daß er nur ein Stück vom Strand entfernt lag.
    Wie zerschlagen kroch er unter dem Strauchwerk hervor. Der Ruf eines heimkehrenden Whers ließ ihn zusammenfahren. Er wußte, daß ihm nur noch wenig Zeit und Licht blieb, um das Ei einzugraben. Während er zum Strand stolperte, hoffte er inbrünstig, daß die Küste nicht gerade hier aus Felsen bestand. Gleich darauf spürte er Sand unter den Füßen und kniete nieder, um eine Kuhle zu buddeln und das Ei darin zu verstecken.
    Mit letzter Kraft sammelte er ein paar Steine, kennzeichnete die Stelle und schleppte sich dann zurück in den Dschungel. Das schwache Abendlicht umspielte einen Baum mit Orangenfrüchten. Die ersten, die er mit einem langen Ast herunterschlug, waren hart und unreif, und eine weitere zerplatzte am Boden. Schließlich erwischte er jedoch zwei eßbare Früchte. Sie reichten zwar nicht aus, um seinen Hunger zu stillen, aber er war zu müde, um nach mehr Nahrung zu suchen. So rollte er sich neben den Baumwurzeln zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Piemur blieb auch den ganzen nächsten Tag am Rande des Dschungels. Er rastete, badete im warmen Meerwasser und wusch seine fleckigen, zerrissenen Kleider. Einige Male sah er Feuer-Echsen und Drachen am Himmel und floh in den Schutz des Waldes. Offenbar befand er sich noch zu nahe am Weyr; er beschloß, ein Stück weiterzuziehen. Aber zuerst mußte er etwas essen – Orangen- und Rotfrüchte, die hier in Hülle und Fülle zu wachsen schienen. Piemur sammelte außerdem einige verdorrte Schalen, eine zum Wasserschöpfen und eine weitere, in der er das Feuerechsen-Ei tragen konnte, das im Moment noch im warmen Sand vergraben lag.
    Die Feuer-Echsen und Drachen flogen in Richtung Weyr zurück. Piemur wartete eine Weile, dann grub er das Ei aus, umhüllte es mit heißem Sand und wanderte nach Westen.
    Er konnte nicht sagen, weshalb er glaubte, daß der Süd-Weyr und die Burg des Südens eine Gefahr für ihn darstellten. Er handelte einfach aus dem Gefühl heraus, daß es besser sei, jeden Kontakt mit anderen Menschen zu meiden, zumindest so lange, bis das Ei herangereift war und er die junge Echse für sich gewinnen konnte. Das war im Grunde unlogisch, aber er hatte eine schlimme Verfolgungsjagd hinter sich, und der Gedanke an Flucht ließ ihn noch nicht los.
    Der erste Mond zog früh herauf, eine volle, leuchtende Scheibe, und wies ihm den Weg über felsige Steilklippen und hohe Sanddünen. Piemur wanderte einfach dahin, pflückte hier und da eine Frucht und suchte sich insgesamt dreimal einen geschützten Platz zum Schlafen – aber jedesmal trieb ihn die Angst bereits nach kurzer Zeit weiter.
    Der zweite Mond ging auf, und die Helligkeit nahm zu, aber gleichzeitig verstärkten und kreuzten sich die Schatten, welche die beiden Himmelskörper warfen. Sie verwandelten Felsbrocken in drohende Berge und Dünen in unbezwingbare Wälle. Piemur

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