Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
sie im Krankheitsfall versorgen wird!« Leri rollte die Listen zusammen und verstaute sie sorgfältig in einem Regal. »So, mein Freund, du verkündest erst mal die frohe Botschaft in den Unteren Höhlen und stellst anschließend die Geschwader für den morgigen Fädeneinfall zusammen!«
Heilerhalle, 15.03.43
Hart fiel das Licht der vielen Lampen, die Capiam hatte heranschaffen lassen, um die engen, verblaßten Schriftzeichen der alten Aufzeichnungen zu erhellen, auf die angenehmen Züge von Tirone, dem Meisterharfner von Pern. Tirone, der an Capiams ausladendem Schreibtisch Platz genommen hatte, sah den Heiler mit düster gerunzelter Stirn an - ein völlig ungewohntes Mienenspiel bei einem Mann, der bekannt war für seine Liebenswürdigkeit und seinen ausgeprägten Sinn für Humor. Die Epidemie hatte alle gezeichnet, selbst jene, die ihr entkommen waren.
Viele glaubten, Tirone sei auf seinen Wegen quer durch den Kontinent irgendwie gegen die Krankheit gefeit gewesen. Man hatte den Harfner ins Grenzgebiet von Tillek und Hochland gerufen, damit er dort einen Streit um die Bergwerke schlichtete, und auf diese Weise war er nicht mehr rechtzeitig zum Fest von Ruatha erschienen. Als dann die Trommeln von der Quarantäne kündeten, war er eilends zurückgeritten und hatte die Renner jeweils auf Höfen gewechselt, die nicht von der Krankheit befallen waren. Er bekam einen heftigen Streit mit Tolocamp, der nicht zulassen wollte, daß er den Burgbereich und die Heilerhalle betrat; aber allem Anschein nach trugen Tirones Logik und die Tatsache, daß er jeden Kontakt mit Kranken vermieden hatte, den Sieg davon. Oder hatte einer der Wachtposten dem Meisterharfner verraten, auf welche Weise Baron Tolocamp von Ruatha auf seine Burg zurückgekehrt war?
Schließlich war es Tirone auch noch gelungen, von Desdra eine Besuchserlaubnis beim Meisterheiler zu erkämpfen.
»Wenn ich die Einzelheiten nicht von Euch erfahre, Capiam, muß ich mich auf Gerüchte stützen - nicht gerade die ideale Quelle für einen Meisterharfner.«
»Geduld, Tirone, ich liege doch nicht im Sterben! Euer Wunsch, einen wahrheitsgetreuen und genauen Bericht vom Verlauf der Krankheit abzufassen, ist durchaus lobenswert, aber ich habe im Moment Dringlicheres zu tun.« Capiam deutete auf die Schriftrollen. »Ich muß herausfinden, wie man diese verdammte Krankheit heilt oder zum Stillstand bringt, ehe sie noch mehr Menschenleben kostet.«
»Ich habe die strikte Anweisung, Euch nicht zu ermüden, sonst bläst mir Desdra das Lebenslicht aus!« entgegnete Tirone mit einem schwachen Lächeln. »Aber Ihr müßt verstehen, daß ich im Augenblick der schlimmsten Krise keinerlei Kontakt zu meiner Gilde hatte. Nicht einmal der Meister der Trommeln kann mir eine vernünftige Auskunft geben, obwohl ich natürlich einsehe, daß weder er noch seine Gesellen die Zeit fanden, die Botschaften aufzuzeichnen, die Tag und Nacht bei ihnen eintrafen. Tolocamp weigert sich, mich zu empfangen, obwohl seit dem Fest auf Ruatha fünf Tage vergangen sind und er keinerlei Krankheitssymptome zeigt. Und die wirren, zusammenhanglosen Reden des Volkes nützen mir nichts. Der Chronist braucht die Angaben eines geübten Beobachters, wie Ihr es seid. Man sagte mir, daß Ihr mit Talpan von Ista gesprochen hättet?« Tirone nahm die frisch geschnittene Feder zur Hand.
»Talpan … mit dem Mann müßt Ihr Euch länger unterhalten, wenn diese Geschichte erst ausgestanden ist.«
»Das wird nicht möglich sein. Beim Ei! Hat man Euch nicht Bescheid gesagt?« Der Harfner richtete sich auf und streckte ihm die Hände voller Mitgefühl entgegen.
»Danke, es geht! Nein, man hat mir nicht Bescheid gesagt.« Einen Moment lang schloß Capiam die Augen, um den Schock zu verarbeiten. »Sie dachten wohl, die Wahrheit würde mich zu sehr bedrücken. Mit Recht. Talpan war ein großartiger Mann mit einem klaren, scharfen Verstand. Hatte das Zeug zum Herdenmeister.« Capiam spürte, wie Tirone einen Moment lang den Atem anhielt, und schaute ihn forschend an. »Auch Herdenmeister Trume?« Und als Tirone nickte, biß Capiam die Zähne zusammen. So war das also. Man hatte Tirone zu ihm gelassen, damit der ihm schonend die harten Tatsachen beibrachte. »Bitte, erzählt nun auch den Rest der schlimmen Nachrichten, die Desdra und Fortine verschwiegen! Im Moment bin ich zu betäubt, um den Schmerz voll zu spüren.«
»Ihr wißt sicher, daß es schreckliche Verluste gab …«
»Existieren bereits Zahlen?«
»In
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