Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Körper, bis sie Leris ängstlichen Gesichtsausdruck bemerkte. »Ich habe mich gefaßt. Holth wird es dir bestätigen. Wußtest du, daß sie mit mir spricht?«
»Ja, sie hat sich während deiner Krankheit daran gewöhnt, dich zu beobachten«, meinte Leri mit einem freundlichen, gelassenen Lächeln.
»Was hast du in den Wein gemischt? Ich fühle mich … schwerelos.«
»Genau das wollte ich erreichen. Fellissaft, Betäubungskraut und ein paar Tropfen einer Euphorie-Droge. Nur um den Schock zu dämpfen.«
»Kommt noch mehr?« An Leris zitternden Lippen erkannte Moreta, daß sie in der Tat noch nicht alle schlimmen Nachrichten erfahren hatte. »Dann … berichte, solange ich mich noch in diesem merkwürdigen Schwebezustand befinde! Der Hof meiner Familie … kann kein Einzelfall gewesen sein.«
Leri schüttelte den Kopf. »Ruatha?« fragte Moreta zögernd.
»Wurde schwer geprüft.«
»Alessan?« Angst stieg in ihr auf. Der junge Erbbaron, der eben erst sein Amt übernommen hatte …
»Nein, er hat die Krankheit überstanden und befindet sich auf dem Weg der Genesung. Aber in seiner Familie und unter den Gästen hat die Epidemie entsetzlich gewütet. Auch in den Rennställen …«
»Dag?«
»Wir erfuhren kaum Namen. Der Igen-Weyr und die Burg sind nahezu menschenleer. Baron Fitatric, seine Gemahlin, die Hälfte ihrer Kinder …«
»Beim Großen Ei, wurde denn nichts und niemand verschont?«
»Doch. Auf Bitra, Lemos, Nerat, Benden und Tillek gab es verhältnismäßig wenige Kranke, und diese Leute wurden sofort isoliert, so daß sich die Ansteckung in Grenzen hielt. Die Burgen sandten Helfer aus …«
»Warum?« Moreta ballte die Fäuste. »Warum? So dicht vor dem Ende unserer Leiden! Noch acht Planetenumläufe bis zum nächsten Intervall! Moretas Stimme klang hart und schrill. »Wußtest du, daß sich meine Familie nach dem letzten Vorbeizug des Roten Sterns in Keroon niederließ? Daß sie bereits damals die Rennerzucht begründete? Und jetzt - so kurz vor dem Ende der Sporenplage - wird alles ausgelöscht!«
»Du hast doch eben selbst gesagt, daß ein Teil der Herden vielleicht auf den Winterweiden war. Behalt diese Möglichkeit im Auge!« Die Drachen verstärkten Leris Optimismus.
Moretas Ausbruch verging so rasch, wie er gekommen war. Sie sank in die Kissen zurück, ihre Lider wurden schwer, der Körper erschlaffte. Leri schien in weite Ferne zu entschwinden, obwohl Moreta wußte, daß sie noch an ihrem Bett saß.
»So ist es gut. Schlaf jetzt!« sagte die alte Weyrherrin sanft.
»Ich könnte gar nicht wachbleiben«, murmelte Moreta und entspannte sich.
Ruatha, 16.03.43
K'lon war unendlich erleichtert, als Heilergeselle Folien aus Baron Alessans Räumen kam. Der Totengestank in dem eiskalten Korridor erschütterte K'lon, obwohl er inzwischen abgehärtet war von dem Leid, das ihm überall begegnete.
»Ich habe seine Schwester und den Harfner geimpft. Baron Alessan meint, daß in diesem Korridor vielleicht noch mehr Patienten liegen; die oberen Stockwerke konnten sie inzwischen freimachen. Ich weiß nicht, wie der Mann das geschafft hat. Wenn ich geahnt hätte, daß die Dinge hier so schlimm stehen, hätte ich darauf bestanden, daß Meister Capiam uns mehr Serum mitgibt.«
»Wir haben nicht sehr viel davon.«
»Als ob ich das nicht wüßte!«
Folien lächelte dünn. Am Vorabend hatte der blaue Reiter den Heilergesellen nach Süd-Boll gebracht, nachdem die Trommeln verkündet hatten, daß es dort Überlebende der Epidemie gab. Da Capiams Besuch gleich zu Beginn des Krankheitsausbruchs sowie seine Empfehlungen an die Heiler von Süd-Boll dazu geführt hatten, daß sich die Seuche nicht so stark ausbreitete wie in den mittleren Regionen des Kontinents, war es nur gerecht, daß sämtliche Genesenen ein wenig Blut opferten. Selbst Baron Ratoshigan zählte zu den Spendern; allerdings hatte man den leicht erregbaren Burgherrn in dem Glauben gelassen, daß die Blutabnahme ein Teil der notwendigen Behandlung sei.
»Wir können auch hier Blut bekommen«, fuhr Folien fort und strich sich mit den Fingern durch die Haare. »Wenn Baron Alessans Zahlen stimmen, müßte die Burg in der Lage sein, sich selbst mit Impfstoff zu versorgen. Ich möchte den Patienten jedoch zuerst etwas von Desdras Kräftetrank geben. Fragen Sie Baron Shadder, ob er noch ein paar Freiwillige auftreibt, die uns unterstützen. Ich bin sicher, daß wir auch viele der an Nebeninfektionen Erkrankten retten können, wenn wir nur genügend
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