Die Drachenreiter von Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Nabol und Fort sowie den weitverstreuten Siedlungen in Ruatha, Ista und dem Westen von Telgar hätte man die Drachenreiter sämtlicher Weyr für diese Aktion einsetzen müssen. Aber es waren nur acht vom Hochland, sieben von Fort und sechs von Ista.
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Rill!« riet mir Desdra mit schwachem Lächeln. »Es ist zu schaffen, wenn man die besonderen Fähigkeiten der Drachen berücksichtigt.«
Dieser Hinweis verwirrte mich noch mehr, aber in diesem Moment landeten die Drachenreiter von Ista und Fort, um ihre letzte Lieferung in Empfang zu nehmen. Die Tiere wirkten ein wenig fahl - kein Wunder, denn die Passage im Dazwischen forderte noch mehr Kraft als die häufigen Start- und Landeflüge. Leri sah völlig erschöpft aus, aber sie war auch die älteste Königin-Reiterin von Fort. Daß sie sich überhaupt auf eine so schwere Aufgabe einließ, zeugte von ihrem sehr starken Verantwortungsgefühl für Pern und die Weyr.
Plötzlich bäumten sich die Königinnen hoch auf und trompeteten empört los. Der einzige blaue Drache in der Gruppe duckte sich ängstlich. Leri sah ebenso wütend aus wie die übrigen Königin-Reiterinnen. Zwischen Tieren und Menschen schien eine hastige lautlose Konferenz stattzufinden. Da ich Leri am nächsten stand, winkte sie mich heran und reichte mir kurzentschlossen die Serumbehälter, die ich ihr eben erst ausgehändigt hatte.
»Gib das S'peren, mein Kind! Er wird den Impfstoff für mich verteilen.«
Eine Staubwolke hüllte mich ein, als Holth einen kurzen Anlauf nahm und sich in die Luft schwang. Kaum hatte die alte Drachenkönigin den Außenwall von Ruatha überflogen, da verschwand sie auch schon im Dazwischen. Ein kalter Windstoß ließ mich frösteln. Auch die anderen Königin-Reiterinnen wirkten mit einem Mal ernst und grimmig. Ich verstand das nicht. Die Verteilung des Serums hatte geklappt, und eigentlich gab es eher einen Grund zur Freude und zum Feiern. Langsam kehrte ich zur Burg zurück.
»Das hier kommt in die Kühlräume«, befahl Alessan und deutete auf die Kisten mit dem übriggebliebenen Serum. Wir hatten etwas mehr Impfstoff als nötig hergestellt, falls auf dem Transport der eine oder andere Behälter zerbrach. »Sobald der ganze Wirbel vorbei ist, bringen wir das Zeug zu den Zuchtställen von Keroon. Der dortige Herdenmeister - wer immer das sein wird - kann den Impfstoff vermutlich gut gebrauchen. Ich bin sicher, daß man in Keroon oder Telgar noch die eine oder andere verlassene Renner-Herde entdeckt. So viele Höfe stehen völlig leer.«
Während wir das Serum verstauten, traf Deefer mit seinen Jägern ein. Triumphierend schwenkten sie die Beute - gut ein halbes Dutzend fetter Wildwhere.
»Heute abend wird gefeiert! Oklina, Rill - untersucht mal die Speisekammern! Vielleicht findet ihr die Zutaten für ein richtiges Festmahl. Das ewige Stew hängt mir allmählich zum Hals heraus.«
Die Ankündigung löste Jubel aus, und einige der Leute erboten sich, in der Küche zu helfen. Andere entrümpelten den Großen Saal und stellten die schweren Tische auf, die man nach dem Fest so achtlos in einer Kammer gestapelt hatte. Einige trugen noch Tischdecken mit Fett- und Weinflecken. Oklina und ich nahmen sie hastig ab und brachten sie in die Waschküche.
»Ich gehe nur ungern fort von hier«, sagte Desdra zu mir, während sie ihre Instrumente und Aufzeichnungen verstaute. »Ruatha erholt sich rasch - auch wenn es im Moment nicht danach aussieht…« Sie deutete auf die Unordnung.
»Sie und Meister Capiam müssen uns bald besuchen!« rief Oklina mit leuchtenden Augen. »Sie werden sehen, wie Ruatha dann strahlt, nicht wahr, Rill?«
»Gebt mir nur die nötige Ellbogenfreiheit, und ich bringe die Burg auf Hochglanz!« erklärte ich mit solchem Nachdruck, daß Desdra lachte.
Dann blinzelte sie mir zu und sagte so leise, daß es Oklina nicht hören konnte: »Ich glaube, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen. Auf Burg Fort wurden Ihre Fähigkeiten nie richtig anerkannt. Und es tut mir nachträglich leid, daß ich Ihr Angebot falsch verstand und ablehnte. Sie wären in der Heiler-Halle eine große Hilfe gewesen.«
»Mein Vater hätte mich zurückgeholt«, entgegnete ich, erleichtert darüber, daß Oklina sich entfernte. »Hier dagegen stehe ich auf eigenen Füßen und weiß, daß man meine Leistungen objektiv beurteilt, weil niemand meine Herkunft kennt. Ich glaube, daß ich auf Ruatha gebraucht werde, besonders wenn Oklina…« Ich
Weitere Kostenlose Bücher