Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Spinden neben der Luke und kam mit einem Raumanzug und einem schmutzigen Lappen zurück. »Hier! Reiß dir ein paar Streifen ab!«
Sallah verband ihren Finger mit dem am wenigsten schmutzigen Stoffstück und wickelte den Rest um ihren Fuß. Er tat sehr weh, und sie spürte, daß sich Teile ihres Arbeitsstiefels ins Fleisch gebohrt hatten. Sie durfte auch die Toilette benützen, Avril sah ihr zu und stellte dabei hämisch fest, wie sehr die Mutterschaft doch den Körper einer Frau veränderte. Sallah tat so, als schäme sie sich sehr, und Avril fühlte sich sehr überlegen. Wer hoch steigt, wird tief fallen, dachte Sallah grimmig und zwängte sich in den Raumanzug.
***
»Sie hat die Gig verlassen, Admiral!« sagte Ezra plötzlich. In dem überfüllten Interfaceraum herrschte gespanntes Schweigen. Man hatte Tarvi verständigt. Er stand stumm dabei, aber sein Gesicht war tränenüberströmt. »Sie hat die Sensoren im Andockbereich passiert. Nein«, verbesserte er sich. »Zwei Personen haben die Sensoren passiert.« Tarvi schluchzte auf.
Steinchen für Steinchen hatte man das Mosaik zusammengesetzt, bis das Rätsel um Sallahs Verschwinden und Avril Bitras Wiederauftauchen schließlich gelöst war.
Ein Techniker, der unweit von Sallah an einem anderen Schlitten gearbeitet hatte, hatte beobachtet, wie sie sich entfernte und auf den Schrotthaufen am Ende des Landegitters zuschlenderte. Er hatte auch Kenjo und Ongola zur Mariposa gehen sehen. Sonst war niemand in der Nähe gewesen. Kurz darauf war die Gig gestartet.
Sobald man erst einmal danach suchte, wurde der Schlitten, den Avril benützt hatte, recht schnell gefunden. Er hatte nicht die Zusatzausrüstung aller übrigen pernesischen Schlitten und war zwischen anderen zur Wartung anstehenden Fahrzeugen am Rand des Gitters abgestellt worden. Man rief Stev Kimmer, damit er ihn identifizierte. Avril hatte nichts zurückgelassen, Steve deutete jedoch auf einige Kratzer, die ihm neu waren. Seine persönliche Ansicht über seine ehemalige Partnerin behielt er für sich, seine Miene war allerdings so finster, daß Paul und Emily den Verdacht hatten, er sei hereingelegt worden. Er hatte einen Moment lang gezögert, dann jedoch achselzuckend alle Fragen beantwortet, die sie ihm stellten.
»Sie wird nicht weit kommen«, sagte Emily, um Zuversicht ringend.
»Nein, sicher nicht.« Paul blickte auf den Steuerkristall, um nicht Tarvi ansehen zu müssen.
»Könnte sie das Ding nicht mit ähnlichen Chips von der Brücke ersetzen?« fragte Tarvi; sein Gesicht war merkwürdig fahl, seine Lippen waren trocken, und seine glänzenden Augen blickten gequält.
»Falsche Größe«, sagte Ezra traurig. »Die Mariposa war moderner und arbeitete mit kleineren, technisch ausgefeilteren Kristallen.«
»Außerdem«, fügte Paul schwerfällig hinzu, »ist der Chip, den sie wirklich braucht, genau der, den Ongola durch eine Attrappe ersetzt hat. Oh, sie kann vermutlich einen Kurs eingeben, und es wird auch so aussehen, als würde er akzeptiert. Das Schiff wird rückwärts ablegen, sobald sie jedoch die Zündung betätigt, wird es einfach geradeaus fliegen.«
»Aber Sallah!« fragte Tarvi verzweifelt. »Was wird aus meiner Frau?«
***
Sallah wartete, bis Avril mit der Mariposa abgelegt und sich vom gewaltigen Rumpf der Yokohama entfernt hatte und bis ein Feuerstrahl aus den Heckdüsen schoß und anzeigte, daß sie die Triebwerke gezündet hatte, erst dann schaltete sie das Komgerät ein. Avril hatte an der Kommandokonsole so viel Schaden angerichtet, wie sie nur konnte, aber sie hatte vergessen, daß man vom Admiralsterminal aus eine Überbrückungsmöglichkeit hatte. Sallah griff darauf zu, sobald ihre Gegnerin die Brücke verlassen hatte.
»Yokohama an Landing. Ezra, bitte kommen. Sie müssen doch da sein!«
»Hier Keroon, Telgar! Wie ist Ihre Position?«
»Ich sitze«, sagte Sallah.
»Himmel noch mal, Telgar, Sie sollten in einem solchen Augenblick keine Witze machen«, schrie Ezra.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Sallah. »Ich kann keine Sichtverbindung herstellen.« Das war gelogen, aber sie wollte nicht, daß jemand sah, in welchem Zustand sie war. »Ich schalte jetzt um zur Sondengarage. Für diesen Bereich liegt keine Schadensmeldung vor. Es sind noch drei Sonden übrig. Wie soll ich sie programmieren?«
»Hölle und Teufel, Mädchen, lassen Sie doch jetzt die Sonden! Wie können wir Sie da runterholen?«
»Ich glaube nicht, daß Sie dazu in der Lage sind, Sir«, sagte sie
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