Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Fährenpilotin während der Landung oder als fähige Verwalterin des Karachi Camps gekannt. Ihre mutige Tat hatte jedoch eine unerwartete Stärkung der Moral zur Folge, es war fast, als müßten sich jetzt, nachdem Sallah so bereitwillig die letzten Augenblicke ihres Lebens dem Wohl der Kolonie gewidmet hatte, alle noch mehr bemühen, um ihr Opfer zu rechtfertigen. So schien es jedenfalls während der nächsten acht Tage, bis sich erneut beunruhigende Gerüchte zu verbreiten begannen.
»Hör zu, Paul«, begann Joel Lilienkamp, noch ehe er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Jeder hat das Recht, sich im Magazin zu bedienen. Aber dieser Ted Tubberman holt sich in letzter Zeit Sachen, die für einen Botaniker recht ungewöhnlich sind.«
»Nicht schon wieder Tubberman!« Paul lehnte sich mit einem tiefen Seufzer in seinem Stuhl zurück. Tarvi - Telgar, verbesserte sich Paul - hatte am Tag zuvor angerufen und gefragt, ob Tubberman die Genehmigung habe, sich Teile der Fähre zu holen, die sie eben zerlegten.
»Ja«, sagte Joel. »Wenn du mich fragst, der hat nicht mehr alle Chips im Computer. Du hast genug am Hals, Paul, aber du mußt doch wissen, was dieser Narr treibt. Ich wette meine letzte Flasche Brandy, daß der was im Schilde führt.«
»Auf Windblütes Bitte hin hat Pol ihm verboten, die Biologielabors noch einmal zu betreten«, sagte Paul müde. »Offenbar hat er sich so aufgeführt, als sei er dort der Boß. Bay kann ihn auch nicht besonders leiden.«
»Da ist sie nicht die einzige«, stellte Joel fest, ließ sich in einen Stuhl sinken und rieb sich das Gesicht. »Ich brauche deine Erlaubnis, um ihm ebenfalls die Ladentür vor der Nase zuzumachen. Ich habe ihn in Gebäude G erwischt, wo hochempfindliche technische Geräte untergebracht sind. Ich will nicht, daß sich da jemand ohne mein Einverständnis rumtreibt. Und er hat aufgetrumpft, als sei das sein gutes Recht. Bart Lemos war auch dabei.«
»Bart Lemos!« Paul richtete sich wieder auf.
»Ja. Er, Bart und Stev Kimmer glucken zur Zeit ständig zusammen und machen auf alte Kumpel. Und was ich aus meinen Quellen über die Gerüchte höre, die sie verbreiten, gefällt mir gar nicht.«
»Stev Kimmer gehört auch dazu?«
Joel zuckte die Achseln. »Eine richtig dicke Freundschaft.«
Paul rieb sich nachdenklich die Fingerknöchel. Bart Lemos war ein leicht zu beeinflussender Niemand, aber Stev Kimmer war hochqualifizierter Techniker. Paul hatte den Mann nach Avrils Flucht diskret überwachen lassen. Stev war drei Tage lang auf Sauftour gegangen, und dann hatte man ihn in der zerlegten Fähre schlafend aufgefunden. Nachdem er sich von den Nachwirkungen des Quikal erholt hatte, war er wieder an die Arbeit gegangen. Fulmar sagte, die anderen Techniker hätten ihn nicht gerne in ihrem Team, weil er wortkarg war, um nicht zu sagen brummig. Der Gedanke, daß Tubberman von Kimmers Fachkenntnissen profitieren könnte, bereitete Paul Unbehagen. »Was hast du genau gehört, Lili?« fragte er.
»Einen Haufen dummes Zeug«, sagte der kleine Magaziner und faltete die Hände vor der Brust. »Ich meine, niemand, der auch nur einen Funken Verstand hat, glaubt die Geschichte, daß Avril und Kenjo miteinander im Bunde gewesen sein sollen. Oder daß Ongola Kenjo tötete, um die beiden davon abzuhalten, mit der Mariposa loszufliegen, um Hilfe zu holen. Aber ich warne dich, Paul, wenn Kittis Biotechnikprogramm keine positiven Ergebnisse bringt, könnten wir dran sein. Ich wette jeden Betrag, daß man dann von dir und Emily verlangt, die Entscheidung rückgängig zu machen und die Peilkapsel doch noch abzuschicken.«
Am Abend zuvor hatte Paul mit Emily, Ezra und Jim über dieses letzte Mittel gesprochen. Keroon war am entschiedensten dagegen gewesen, mittels einer Peilkapsel Alarm zu geben, er bezeichnete das als aussichtsloses Unterfangen, Paul stellte noch einmal fest, daß Hilfe von den technisch höherentwickelten Welten frühestens in zehn Jahren eintreffen könne. Und die Chance, daß die KVR sich besonders beeilen würde, war bedrückend gering. Eine solche Maßnahme erschien ihnen nicht nur wie eine Mißachtung von Sallahs Opfer, sondern auch wie eine feige Kapitulation zu einer Zeit, da sie den Erfindungsreichtum und die Fähigkeiten ihrer Kolonie noch nicht bis zum letzten ausgeschöpft hatten.
»Was für Material hat Ted denn angefordert, Lili?« fragte Paul.
Joel zog einen Packen Papier aus seiner Hüfttasche, entfaltete ihn umständlich und las. »Ein
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