Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
ruft Joel Lilienkamp. Er wird sich um den Gefangenen kümmern.« Befriedigt sah Paul, wie der Märtyrerblick aus Tubbermans Augen verschwand und an seine Stelle eine Mischung aus Angst und Überraschung trat. Paul drehte sich auf dem Absatz um und winkte Emily, Fulmar und den anderen, ihren Schlitten zu besteigen.
Tarrie meldete, daß sich in dieser Gegend keine weiteren Maschinen aufhielten, und entschuldigte sich, daß der Verkehr nicht mehr ständig erfaßt wurde. »Bis auf dieses… Raketending war alles normal, Sir. Ach ja, Jake ist zurück. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
»Ja«, antwortete Paul und wünschte sich im stillen, Ongola würde das Kommando wieder übernehmen. »Jake, ich möchte wissen, wo sich Bart Lemos und Stev Kimmer aufhalten. Und Nabhi Nabol.« Emily nickte beifällig.
Inzwischen hatte Fulmar die kurze Strecke zwischen Bavaria und der Anlegestelle Oslo zurückgelegt. Die Überreste der Startplattform qualmten noch. Während Paul mit den andern die Gegend nach Schlittenspuren absuchte, stocherte Fulmar sorgfältig in dem überhitzten Kreis herum und schnupperte dabei.
»Dem Geruch nach ist es Fährentreibstoff, Paul«, meldete er. »Für eine Peilkapsel würde man nicht viel brauchen.«
»Aber man müßte sich damit auskennen«, sagte Paul grimmig. »Man braucht Fachkenntnisse, und Sie und ich wissen genau, wie viele Leute in der Lage sind, mit dieser Art von Technologie umzugehen.« Er schaute Fulmar fest in die Augen, und der Mann ließ die Schultern hängen. »Nicht Ihre Schuld, Fulmar. Ich habe Ihren Bericht bekommen, und es war nicht der einzige. Ich habe es nur versäumt, eins und eins zusammenzuzählen.«
»Wer hätte auch gedacht, daß Ted eine solche Wahnsinnstat vollbringt? Kein Mensch glaubt doch auch nur die Hälfte von dem, was er so daherredet«, verteidigte sich Fulmar.
Emily und die anderen kamen von ihrer erfolglosen Suche zurück. »Jede Menge Schlittenspuren, Paul«, meldete sie. »Und Müll.« Sie zeigte auf einen leeren Treibstoffsack und eine Handvoll Stecker und Drähte. Fulmars Miene verdüsterte sich noch mehr.
»Wir vergeuden hier nur unsere Zeit«, sagte Paul und unterdrückte dabei seine Gereiztheit.
»Cherry und Cabot sollen in meinem Büro auf uns warten«, murmelte Emily, als sie in den Schlitten stiegen.
»Er ist auch noch stolz darauf«, wütete Joel, als Paul und Emily ihn nach ihrer Rückkehr in Emilys Büro riefen. »Behauptet, es sei seine Pflicht gewesen, die Kolonie zu retten, und wir würden überrascht sein, wie viele Leute ihm zustimmten.«
»Er ist derjenige, der überrascht sein wird«, gab Emily zurück. Sie hatte das Kinn entschlossen vorgereckt und die Lippen zu einem merkwürdigen Lächeln verzogen, das ihre müden Augen nicht erreichte.
»Ja, Em, aber was können wir denn mit ihm machen?« fragte Joel in ohnmächtigem Zorn.
Emily schenkte sich einen neuen Becher Klah ein und trank einen Schluck, dann antwortete sie: »Er wird geächtet.«
»Wer wird geächtet?« fragte Cherry Duff, die in diesem Augenblick den Raum betrat, mit ihrer tiefen Stimme. Cabot Carter kam dicht hinter ihr, er hatte, als ihn Emilys Aufforderung erreichte, die Richterin in ihrem Büro abgeholt und hierher geleitet.
»Geächtet?« Carters markantes Gesicht wurde von einem Lächeln erhellt, das in ein breites Grinsen überging, als er erwartungsvoll von Paul zu Emily blickte, und sich abschwächte, als er den mürrischen Magaziner ansah.
Paul grinste zurück. »Geächtet!«
»Geächtet?« rief Joel empört.
Emily winkte Cherry, sich in den bequemsten Stuhl zu setzen, und forderte auch die anderen auf, Platz zu nehmen. Auf ein Nicken von Paul hin gab sie einen knappen Bericht, der in Tubbermans unrechtmäßiger Aneignung der Peilkapsel gipfelte.
»Wir sollen also Tubberman für geächtet erklären, wie?« Cherry sah sich zu Carter um.
»Illegal wäre es nicht, Cherry«, erklärte der Jurist, »es ist keine körperliche Züchtigung per se, was nach den Grundsätzen der Verfassung verboten wäre.«
»Frischt doch mal mein Gedächtnis auf«, sagte Cherry, und es klang sehr belustigt.
»Die Acht war ein Verfahren«, begann Emily, »mit dem passive Gruppen ein Mitglied bestrafen konnten, das vom rechten Weg abgewichen war. Religiöse Gemeinschaften setzten es ein, wenn Angehörige ihrer Sekte sich nicht an die jeweiligen Vorschriften hielten. Eigentlich ganz wirkungsvoll. Die übrige Sekte tat so, als existiere der Schuldige nicht. Niemand sprach mit ihm,
Weitere Kostenlose Bücher