Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
traurig gesenkten Kopf. »Dummes Zeug. Du bist jung, du hast Appetit, und es ist unsere Pflicht, dich zu füttern.«
Red gewöhnte sich allmählich daran, daß seine Tochter und sein Schwiegersohn dauernd zusammenhanglose Sätze in den Raum stellten, aber für die anderen war es noch unheimlich. Faranth stupste Sorka an und wollte auch gestreichelt werden, und als sie ihr Ziel erreicht hatten, funkelten ihre Augen in ruhigem, zufriedenem Blau.
»Können sie noch nicht geritten werden? Und selbst auf die Jagd gehen?« wollte Phas Radamanth wissen.
»Man reitet auch kein Fohlen, auch wenn es noch so groß und kräftig ist«, gab Sean zurück und massierte Öl in eine rauhe Stelle auf Carenaths breitem Rücken ein. »Kitti Pings Programm empfiehlt, damit ein ganzes Jahr zu warten.«
»Können wir denn so lange warten, bis sie erwachsen sind?«
Die Sporen und der Kampf gegen sie waren allen stets im Bewußtsein.
»Ich habe noch nie ein Pferd gedrängt«, sagte Sean, »und bei meinem Drachen werde ich nicht damit anfangen. Sie wachsen sehr schnell, und wenn sich herausstellt, daß ihre Knochenstruktur - die Knochen bestehen nämlich aus Borsilikat, das härter ist als unser Kalkmaterial - sich gut entwickelt, können sie, glaube ich, wie geplant zu bemannten Flügen eingesetzt werden. Meine Güte, das wird ein Spaß, was, alter Junge?« grinste er dann.
Die fürsorgliche Zärtlichkeit und die tiefe Zuneigung in Seans Stimme machte die anderen fast verlegen. Red sah seinen Schwiegersohn überrascht an. Die Beziehung zu seinem Drachen hatte den jungen Connell also ebenso verändert wie alle anderen Drachenpartner. Auch Sorka, die schon immer mütterliche Züge gezeigt hatte, schien jetzt noch mehr Kraft zu besitzen und von innen heraus zu leuchten, und das konnte nicht nur von ihrer Schwangerschaft herrühren.
Am auffallendsten hatte sich der junge David Catarel gewandelt. Geistig wie physisch seit jenem Ersten Fädenfall und Lucy Tubbermans tragischem Tod schwer angeschlagen, hatte sich der junge Mann in sich selbst zurückgezogen und in Selbstekel und unbegründeten Schuldgefühlen geschwelgt. Nicht einmal eine Intensivtherapie hatte diese Blockade durchbrechen können. David bekämpfte die Fäden mit einem erbarmungslosen Haß, der beängstigend war. Die ungestüme Zuneigung der Zwergdrachen hatte er erst geduldet, als er sah, wie nützlich sie für die Bodentrupps waren.
Die Erneuerung seiner Persönlichkeit hatte in dem Augenblick begonnen, als Polenth gegen sein Knie gestoßen war. Ein strahlend lächelnder, völlig verzückter David hatte, seinen stolpernden kleinen Drachen fürsorglich und geschickt stützend, den Sand der Brutstätte verlassen! Auch die anderen Jugendlichen hatten sich zu ihrem Vorteil verändert, auch wenn Catherine Radelin-Doyles Angewohnheit, über irgendeine unhörbare Bemerkung ihrer goldenen Partnerin in Gekicher auszubrechen, recht störend sein konnte. Der früher so in sich gekehrte Shih Lao, der den Bronzedrachen Firth an sich gebunden hatte, lief seither mit einem Lächeln auf dem Gesicht herum. Tarrie Chernoff hatte aufgehört, sich für jedes kleine Mißgeschick und jeden Fehler zu entschuldigen, und Otto Hegelmans Stottern war völlig verschwunden.
»Sie machen euch beiden alle Ehre«, sagte Caesar Galliani zu Sean und Sorka. »Obwohl Marcos Duluth, wenn ich das sagen darf, auch sehr gut aussieht.«
Sean grinste den Besitzer von Roma an. »Das ist wahr. Solange sie essen, schlafen…«
»Gebadet, verhätschelt, geölt und gekratzt werden, haben sie keinerlei Klagen«, ergänzte Sorka und wischte ein letztes Mal über Faranths Nase. »So, mein Schatz, jetzt rollst du dich zusammen und machst ein Nickerchen.«
Carenath ist noch nicht fertig, beschwerte sich Faranth, aber sie war schon auf dem Weg zu dem sonnenwarmen Plasbeton, wo sie am liebsten lag. Ich mag es, wenn ich mich an ihn lehnen kann. Außerdem habe ich ein wenig Hunger.
Sorka steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Sofort verschwanden die Zwergdrachen.
Alles sauber, rief Carenath und sprang aus dem Teich. Da Sean ihn verwarnt hatte, schüttelte er sich nicht vor allen Zuschauern, sondern breitete vorsichtig seine nassen, glänzenden Flügel aus und hielt sie in die leichte Brise, während Sean mit Sorkas Hilfe seine Unterseite trockenrieb.
»Brauchst du etwas, Sean, wenn wir schon mal hier sind?« fragte Red.
»Nein«, knurrte Sean und bückte sich, um das Klauenbett
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