Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
später erschien er an der Tür und schob auf einer Gravplattform langsam ein schweres Gerätepaket heraus. Hinter ihm kam Jake, ähnlich bepackt. Paul folgte mit zwei weiteren Teilen.
»Soll ich helfen?« fragte Joel automatisch, obwohl er so zusammengesunken vor der Konsole saß, daß er sichtlich zu keiner Anstrengung mehr fähig war.
»Ein Flug noch«, sagte Ongola, als sie die Geräte in seinem Schlitten verstaut hatten. »Reichen die Energiezellen für die Landung?« fragte er Joel.
»Jawohl. Meine letzte frische Zelle.«
Während Ongola und Jake noch einmal in den Turm zurückkehrten, trat Paul an die Fahnenstange und holte mit trostloser Miene feierlich die versengten Fetzen der Kolonieflagge herunter. Er zerknüllte sie zu einer Kugel und stopfte sie unter seinen Sitz im Schlitten. Dann warf er dem Magazinverwalter einen langen Blick zu. »Soll ich fliegen, Joel?«
»Ich habe euch hergebracht, ich bringe euch auch weg!«
Paul wagte nicht, zu den Ruinen von Landing zurückzuschauen, aber als Joel in weitem Bogen erst nach Osten und dann nach Norden flog, sah der Admiral, daß er nicht der einzige war, dem die Tränen über die Wangen liefen.
Dank einer steifen Brise aus Nordost wurde die Bucht von Kahrain auch weiterhin von der Asche und den ätzenden Dämpfen der Garben-Eruption verschont. Patrice blieb mit einem kleinen Team zurück, nachdem Landing verlassen worden war, um das Ereignis zu überwachen.
***
»Heute gehen wir auf die Jagd«, erklärte Sean den anderen Reitern.
Sie hatten eine stille Bucht gefunden, die vom Lager der Evakuierten aus gesehen strandaufwärts lag. Keiner der in der warmen Sonne liegenden Drachen hatte eine gesunde Farbe, und Sean machte sich insgeheim Sorgen, ob sich die noch nicht voll ausgewachsenen Tiere nicht vielleicht überanstrengt hatten. Dann entschied er resolut, alles, was ihnen fehle, sei eine anständige Mahlzeit, sah sich nach Feuerechsen um und fluchte leise. »Verdammt! Wir brauchen alle, die wir haben! Vier Königinnen und zehn Bronzefarbene können unmöglich genügend Packschwänze fangen, um achtzehn Drachen sattzukriegen! Sie haben doch sicher nicht zum erstenmal einen Vulkanausbruch erlebt.«
»Aber nicht direkt über ihren Köpfen«, gab Alianne Zulueta zurück. »Ich konnte die meinen nicht beruhigen. Sie sind einfach verschwunden!«
»Rotes Fleisch wäre besser als Fische - mehr Eisen«, schlug David Catarel vor, und seine Augen ruhten auf der blassen Haut seines bronzefarbenen Polenth. »Hier gibt es Schafe.«
»Langam«, wehrte Marco Galliani entschieden ab und hob beide Hände. »Mein Vater will die Tiere nach Roma transportieren, sobald Schlitten frei sind. Erstklassiges Zuchtmaterial.«
»Das sind Drachen auch.« Sean erhob sich mit einem merkwürdigen Grinsen. »Peter, Dave, Jerry, ihr kommt mit mir. Sorka, du kümmerst dich um Störungen - falls welche auftreten.«
»He, Sean, Moment mal.« Marco wußte nicht, auf welche Seite er sich stellen sollte.
Sean grinste verschmitzt und legte einen Finger an die Nase. »Was das Auge nicht sieht, Marco, darüber weint das Herz nicht.«
»Es geht schließlich um deinen Drachen, Mann«, murmelte Dave, als er an ihm vorbeiging.
Eine Stunde später verschwanden mehrere Drachen dicht über den Baumwipfeln in westlicher Richtung. Die anderen Reiter halfen so auffällig den Trupps, die sich bemühten, Ordnung in das Chaos am Strand zu bringen, daß niemand bemerkte, ob alle gleichzeitig anwesend waren. Am Mittag wälzten sich siebzehn gesättigte Drachen mit kräftiger Hautfarbe am Strand. Einer saß geduldig auf der Landspitze, während Zwergdrachen ins Wasser tauchten und nach Packschwänzen fischten.
Als Caesar und Stefane Galliani beim Verladen ihre Schafe zählten, stellten sie fest, daß etwa sechsunddreißig Tiere fehlten, darunter einer der besten Böcke. Caesar bat die Drachenreiter, die Gegend abzusuchen und die vermißten Tiere an die Küste zurückzutreiben.
»Die Taugenichtse streunen ständig herum«, bemerkte Sean verständnisvoll und nickte den ratlosen, verwirrten Gallianis zu. »Wir werden nachsehen.«
Als Sean sich eine Stunde später zurückmeldete, erklärte er, die Schafe müßten wohl in eine der vielen Höhlen in der Gegend gestürzt sein. Widerstrebend brachen die Gallianis mit der dezimierten Herde auf. Die großen Transportschlitten mußten ihre Termine einhalten, die Beförderung konnte nicht aufgeschoben werden.
Als der letzte Schlitten gestartet war, trat Emily
Weitere Kostenlose Bücher