Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
Und jetzt an Bord mit dem Hanrahan-Clan! Wir sind der heutigen Horde nur einen Schritt voraus.«
Da die Hanrahans als erste gekommen waren, durften sie sich ihre Plätze aussuchen, und Sorka schlug vor, die letzte Reihe zu nehmen, damit sie unten als erste aussteigen konnten. Die Aufregung schnürte ihr die Kehle zu, und sie litt fast Höllenqualen, bis alle angeschnallt waren und der Flug begann. Daß der vordere Bildschirm nicht funktionierte, war eine Enttäuschung, denn nun wußte sie nicht genau, wann die Fähre ablegte. Außerdem hätten die Bilder sie etwas von den Vibrationen abgelenkt. Sie warf einen flehenden Blick auf ihre Eltern, aber die hatten die Augen geschlossen. Brian war allem Anschein nach ebenso verängstigt wie sie, aber sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, ihre Gefühle zu zeigen. Plötzlich fiel ihr wieder ein, wie Sean Connell sich im Garten versteckt hatte, und stellte sich mit aller Kraft vor, sie sei Raumfahrerin Yvonne Yves und leite eine abenteuerliche Expedition zu einem geheimnisvollen Planeten.
Und dann waren sie da. Die Bremsverzögerung drückte sie in den gepolsterten Sitz zurück und nahm ihr fast den Atem, dann spürte sie einen leichten Ruck, als das Fahrwerk den Boden berührte.
»Wir sind gelandet! Wir haben es geschafft!« rief sie.
»Das klingt ja gerade so, als ob dich das überrascht, mein Kleines!« lachte ihr Vater und tätschelte ihr das Knie.
»Gibt es etwas zu essen, wenn wir draußen sind?« quengelte Brian. Weiter vorn lachte jemand leise.
Sorka hörte das Zischen, als die Passagierluke geöffnet wurde. Dann erschienen die beiden Pilotinnen vorn im Mittelgang und gaben Anweisung zum Aussteigen. Helles Sonnenlicht und frische Luft strömten in das Raumschiff, und Sorkas Herz begann vor Freude schneller zu klopfen.
Lachend löste ihr Vater ihren Sicherheitsgurt und drängte sie zum Aufstehen. Aber sie war plötzlich unsicher geworden und zögerte.
»Komm schon, du kleines Gänschen!« sagte Red und grinste zum Zeichen, daß er ihr Zaudern verstand.
»He, Sorka, du kannst jetzt aussteigen«, rief Sallah.
Sorkas Beine waren ein wenig wackelig. »Ich bin wieder schwer!« rief sie. Volles Gewicht war nach der Halbschwerkraft auf der Yoko ein ganz ungewohntes Gefühl. Am Ausgang blieb sie stehen, überwältigt von ihrem ersten Blick auf Pern, auf das gewaltige Panorama des Grasplateaus mit den komisch kugeligen blauen Büschen und dem blaugrünen Himmel.
«Du versperrst den Weg, mein Kind«, sagte eine Frau, die draußen neben der Rampe stand.
Sorka ging hastig weiter, aber sie wußte nicht, wie sie die Rampe hinunterkam, soviel gab es zu sehen. Der Bodenbewuchs war ein wenig anders als das Gras auf der Farm. Die Büsche waren eher blau als grün und hatten merkwürdig geformte Blätter, fast wie die geometrischen Formen eines Zusammensetzspiels, mit dem sie sich als Kleinkind beschäftigt hatte.
»Schau, Daddy, Wolken! Genau wie zu Hause!« schrie sie und deutete aufgeregt zum Himmel.
Lachend legte ihr Vater ihr den Arm um die Schultern und schob sie weiter.
»Vielleicht sind sie uns gefolgt, Sorka«, sagte er freundlich und lächelte sie an. Sorka wußte, daß er ebenso aufgeregt war wie sie, weil sie nun endlich auf Pern gelandet waren.
Sorka hielt das Gesicht in den frischen Wind, der über das Plateau fegte. Es roch nach wunderbaren Dingen, neu und erregend. Am liebsten hätte sie getanzt, es war so herrlich, wieder frei unter einem Himmel zu stehen, ohne von einer Decke oder von Wänden eingeengt zu werden.
»Sind Sie die Hanrahans oder die Jepsons?« fragte eine Frau mit einem Verzeichnis in der Hand.
»Die Hanrahans«, antwortete Red. »Mairi, Peter, Sorka und Brian.«
»Willkommen auf Pern!« sagte sie und lächelte höflich, ehe sie die Namen auf ihrer Liste abhakte. »Sie haben Haus Vierzehn am Asienplatz. Hier ist ihr Ortsplan. Alle wichtigen Einrichtungen sind deutlich gekennzeichnet. Wenn Sie jetzt mit anpacken könnten, die Fähre muß entladen und alles überprüft werden…« Sie reichte ihm ein Blatt, zeigte auf den kleinen Elektrowagen, der rückwärts auf die offene Frachtluke zufuhr, und ging dann weiter zu den Jepsons, die eben die Fähre verlassen hatten.
»Wir haben es geschafft, Mairi, mein Liebes«, sagte Red und umarmte seine Frau. Sorka sah verwundert, daß ihre Eltern Tränen in den Augen hatten.
Es gab mehr zu entladen als das persönliche Gepäck der Passagiere. Immer noch mußten Kartons mit Vorräten von der Liste
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