Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung
geschickt.
»Du hast bewiesen, daß du auch ohne Aufsicht arbeiten kannst, Sorka«, lobte Direktor Shwartz. »Genau die Einstellung, die wir brauchen, um die Dinge auf Pern in Gang zu bringen.«
Nachdem man ihnen einen Vormittag lang die bereits bekannten Meerespflanzen gezeigt hatte, wurden Sorka und die fünf anderen jungen Leute in zwei Gruppen aufgeteilt und in entgegengesetzten Richtungen losgeschickt, um entlang der natürlichen Hafenbucht noch nicht identifizierte Seetang- und Seegrasarten und alles andere zu sammeln, was nach dem Gewitter der vergangenen Nacht vielleicht in den Meerwassertümpeln zurückgeblieben war. Sorka machte sich eifrig mit Jacob Chernoff auf den Weg, der als der älteste zum Führer ernannt wurde und einen Piepser für Notfälle ausgehändigt bekam.
»Der Sand sollte hier anders sein, nicht so wie überall«, beklagte sich das dritte Mitglied der Gruppe.
»Chung, der Ozean zermahlt die Steine auf Pern genauso wie auf der Erde, und das Ergebnis kann gar nichts anderes sein als Sand«, erklärte Jacob freundlich. »Wo kommst du denn her?«
»Aus Kansas«, antwortete Chung. »Wetten, daß du nicht weißt, wo das ist?« Er sah Sorka spöttisch an.
»Es liegt zwischen den alten Staaten Missouri im Osten, Oklahoma im Süden, Colorado im Westen und Nebraska im Norden«, antwortete Sorka mit gespielter Bescheidenheit. »Und da gibt es keinen Sand, sondern Dreck!«' »Du kennst dich aber gut aus in Geographie«, stellte Jacob bewundernd fest. »Woher kommst du?«
»Aus Colorado?« fragte Chung sarkastisch.
»Aus Irland.«
»Ach, eine von diesen europäischen Inseln!« bemerkte Chung abfällig.
Sorka deutete auf einen großen violetten Pflanzenstengel direkt vor ihnen. »He, ob sie das wohl schon haben?«
»Nicht berühren!« warnte Jacob, als sie das Gewächs erreichten. Mit einer Zange hob er es an, um es genauer zu untersuchen. Es hatte dicke Blätter, die unregelmäßig von einem zentralen Stamm ausgingen.
»Sieht aus, als wäre es auf dem Meeresboden gewachsen«, bemerkte Sorka und zeigte auf ein Gewirr von Fäden am unteren Ende, die wie Wurzeln aussahen.
»Etwas so Großes haben sie uns nicht gezeigt«, sagte Chung. Also steckten sie die Pflanze in einen Präparatenbeutel, um sie mitzunehmen und untersuchen zu lassen.
Das war an diesem Nachmittag fast ihr einziger Fund, obwohl sie viele Haufen von Meerespflanzen durchsuchten, die aber alle bereits bekannt waren. Als sie einen der verwitterten grauen Felsen umrundeten, die überall aus dem langen, halbmondförmigen Strand aufragten, standen sie vor einem ziemlich großen Tümpel, in dem sich verschiedene Meerestiere gefangen hatten, Wesen mit zahlreichen Beinchen, zwei violette blasenförmige Objekte - bestimmt giftig, behauptete Sorka - und einige fingerlange durchsichtige Geschöpfe, die fast wie Fische aussahen.
»Wie können sie fast wie Fische aussehen?« fragte Chung, als Sorka diese Ansicht äußerte. »Sie leben im Wasser, oder nicht? Also sind es Fische.«
»Nicht unbedingt«, widersprach Jacob. »Und sie sehen eigentlich auch nicht wie Fische aus, sondern eher… Na ja, ich kann auch nicht genau sagen wie«, gab er zu.
Diese Lebensform hatte offenbar mehrere Reihen von Flossen an der Seite, und einige davon waren in ständiger Bewegung. »Haarig sehen sie aus.«
»Ich weiß nur, daß wir so etwas in den Becken in der Zuchtanstalt nicht gesehen haben«, sagte Chung. Er holte ein Präparatenfläschchen heraus und beugte sich über den Rand des Tümpels, um ein Exemplar zu fangen.
Es gelang Jacob zwar, eine der Blasen in ein Gefäß zu praktizieren, und drei Exemplare der vielbeinigen Spezies sprangen fast freiwillig in die Gläser, aber die Fingerfische entschlüpften ihnen immer wieder.
Da die beiden Jungen auf Sorkas Ratschläge nicht eingingen, schlenderte sie weiter am Strand entlang. Hinter einem zweiten Stapel Felsblöcke fand sie einen großen Stein, der aussah wie ein grobschlächtiger Männerkopf; Brauenbögen, Nase, Lippen und Kinn, alles war vorhanden, nur das Kinn war zum Teil im Sand vergraben, und die Wellen schlugen dagegen. Sorka stand vor Freude wie erstarrt. Der Felsen war wunderschön, und sie hatte ihn entdeckt. Eines der Mädchen zu Hause am Asienplatz war in ein Loch gefallen, und später stellte sich heraus, daß dieses Loch einer von vielen Eingängen zu einer Reihe von Höhlen war, die sich von Landing aus nach Süden und Westen erstreckten. Nach ihrer ahnungslosen Entdeckerin hatte man
Weitere Kostenlose Bücher