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Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung

Titel: Die Drachenreiter von Pern 09 - Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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die Lehre zu gehen und diesen herrlichen Stein zum Üben zu benützen, erheiterte sie.
    »Wo?« fragte sie heiser vor Ungeduld.
    »Da drüben.« Er drehte sich um und zeigte hinauf in das dichte Pflanzengewirr. »In den Felsen gibt es eine ganze Höhle voll.«
    »Du bist einfach reingegangen, und da hat er dich angefunkelt?« Sie zwang sich zu einem unbekümmerten, ein wenig spöttischen Tonfall und zu einem anerkennenden Lächeln. Er sah so verdammt selbstzufrieden aus. Sie lächelte weiter, knirschte aber dabei mit den Zähnen.
    »Ich habe Klah gekocht«, sagte er und deutete auf das Feuer, über dem ein Bratspieß und eine Steinplatte für den Kessel aufgebaut waren.
    »Dieses gräßliche Zeug«, rief sie. Sie hatte sich bei der Flotte eine Vorliebe für starken Kaffee angewöhnt, und der war zum letzten Mal bei dieser jämmerlichen Denkparty ausgeschenkt und verschüttet worden, als der Erdstoß die Kannen von den Ständern warf. Der letzte Kaffee von der Erde war nutzlos im Dreck von Pern versickert.
    »Ach, wenn man es genug süßt, ist es gar nicht so übel.« Er schenkte ihr unaufgefordert einen Becher ein. »Angeblich soll es ebensoviel Koffein enthalten wie Kaffee oder Tee. Der Trick bestand darin, die Rinde gründlich zu trocknen, ehe man sie mahlt und aufbrüht.«
    Er hatte Süßstoff in den Becher geschüttet und reichte ihn ihr, in der Erwartung, sie würde seine Aufmerksamkeit zu schätzen wissen. Sie konnte es sich nicht leisten, Kimmer zu vergraulen, auch wenn er sich noch so widerlich anerkennend wie ein braver kleiner Kolonist über die guten kolonialen Ersatzstoffe äußerte.
    »Tut mir leid, Stev«, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und nahm den Becher. »Morgens ist mit mir nichts anzufangen. Und der Kaffee fehlt mir wirklich.«
    Er zuckte die Achseln. »Jetzt dauert es ja nicht mehr lange, oder?«
    Sie lächelte weiter und fragte sich dabei, ob er wohl wußte, wie albern er sich anhörte, wenn er nur den Mund aufmachte. Doch dann nahm sie sich zusammen. Sie hätte First Lady auf Pern werden können, wenn sie mit Paul ein wenig behutsamer umgegangen wäre. Was hatte sie eigentlich falsch gemacht? Sie hätte schwören können, daß es ihr gelingen würde, sein Interesse an ihr wachzuhalten. Alles war glattgegangen, bis sie das Rubkat-System erreichten. Dann hatte er auf einmal so getan, als gäbe es sie gar nicht mehr. Und dabei habe ich sie alle hierher gebracht!
    »Avril?«
    Die Ungeduld in Stev Kimmers Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. »Entschuldige!« sagte sie.
    »Ich sagte, ich habe genug Proviant für heute zusammengepackt, wir können also aufbrechen, sobald du fertig bist.«
    Sie kippte den Becher aus und beobachtete, wie die dunkle Flüssigkeit kurz einen dunklen Flecken in den weißen Sand zeichnete. Dann schüttelte sie auch den letzten Tropfen aus dem Becher heraus, stellte ihn mit der Öffnung nach unten neben das Feuer, wie es sich für eine brave kleine Kolonistin gehörte, stand auf und lächelte Kimmer strahlend an. »Nun, dann laß uns gehen!«

TEIL ZWEI
FÄDEN
    4.05.08 Pern
    Vielleicht lag es daran, daß die Leute nach acht Jahren so an die Zwergdrachen gewöhnt waren, daß sie auf das Verhalten der Tiere nicht mehr besonders achteten. Wer ihre ungewöhnlichen Kapriolen bemerkte, hielt sie für irgendein neues Spiel, denn die kleinen Kerle kamen immer wieder auf die komischsten Ideen. Später sollten sich die Leute daran erinnern, daß die Zwergdrachen versuchten, das Geflügel und die Schafe und Ziegen in die Scheunen zurückzutreiben, und die Meeresaufseher wußten zu berichten, daß die großen Tümmler Bessie, Lottie und Maximilian sich verzweifelt bemüht hatten, ihren menschlichen Freunden zu erklären, warum die einheimischen Meerestiere so hastig nach Osten zu einer neuen Nahrungsquelle zogen.
    Als Sabra Ongola-Stein in ihrem Haus am Europaplatz aus dem Fenster sah, dachte sie tatsächlich, Fancy, das Zwergdrachenweibchen der Familie, wolle ihren drei Jahre alten Sohn angreifen, der im Hof spielte. Die kleine Goldene riß heftig an Shuvins Hemd und wollte ihn unbedingt von seinem Sandhaufen und seinem geliebten Spielzeuglaster wegzerren. Sabra schlug nach Fancy und zog den Jungen weg, und danach kreiste der Zwergdrache erleichtert zirpend über ihr. Sehr merkwürdig, sicher, und das Hemd war zerrissen, aber am Körper des Jungen fand Sabra keine Verletzungen. Shuvin weinte auch nicht. Er wollte nur zu seinem Lastwagen zurück, während Sabra

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