Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
und wen sie wollen.«
»Und das sollte Toric sich hinter die Ohren schreiben!«
»Wie kann er es vergessen, wenn du ihn bei jeder Hochzeit daran erinnerst? Könnte ich jetzt«, fuhr er fort und blockte erneut einen recht kräftigen Fausthieb ab, »freundlicherweise etwas zu trinken bekommen, meine Kehle ist von der Salzluft ganz ausgetrocknet. Auf See war es schon stürmisch genug, mußt du gleich mit einem Donnerwetter über mich herfallen, sobald ich die Treppe zu meinem Heim hinaufsteige?«
»Ramala preßt Fruchtsaft aus, seit ich deine Hosen geholt habe. Und da kommt Mechalla, um dich zu begrüßen. Bring sie doch mit.« Mit einem boshaften Grinsen überließ Sharra dem Mädchen den Platz an der Seite ihres Bruders, das bei seinem Weggang als erste um ihn getrauert hatte und nun bei seiner Rückkehr als erste mit ihm kokettieren wollte.
Niemand wollte diesen Abend durch eine Anspielung auf das morgendliche Treffen mit der Weyrherrin trüben; die ganze Burg machte sich unverzüglich an die Arbeit, um die Neuankömmlinge unterzubringen und danach Hamians Rückkehr gebührend zu feiern. Nachdem alle Einwanderer Torics kritischem Blick standgehalten hatten, waren selbst die schmächtigsten unter ihnen fest entschlossen, das reichliche Essen und die aufrichtige Gastfreundschaft zu genießen. Auch Saneter legte die dicken Schriftrollen, die sich hauptsächlich mit den Verbannten beschäftigten, vorerst beiseite und ließ sich den Braten schmecken, der am Strand aufgetischt wurde.
»Wie viele Mörder sind darunter, Saneter?« fragte Toric und entfernte sich mit dem Harfner ein wenig von dem Trubel. Die Neuankömmlinge waren immer noch mit Essen beschäftigt, und der Burgherr wollte wissen, inwieweit seine private Einschätzung mit den offiziellen Berichten übereinstimmte.
»Nur einer«, antwortete Saneter, »und der hat angeblich in Notwehr gehandelt.« Der Harfner war davon nicht überzeugt, denn er hatte den mürrisch dreinschauenden Burschen, der sich ein wenig abseits hielt und offenbar von den anderen Passagieren gemieden wurde, bereits entdeckt. »Fünfzehn Lehrlinge sind dabei, und zwei haben es in ihrer Gilde bis zum Gesellen gebracht, verloren aber dann ihren Posten, weil sie das Stehlen nicht lassen konnten. Einer wurde erwischt, als er Gildenerzeugnisse zu einem Drittel ihres Werts verkaufte.«
Toric nickte. Er brauchte so dringend Hilfe bei der Rodung der Wälder, daß er keinen Mann abwies und sogar das von den Weyrführern von Benden verhängte Verbot jeglicher Beziehungen zwischen dem Norden und dem geächteten Süd-Weyr und der Burg des Südens umging. Toric schmuggelte also Leute aus dem Norden ein. Ein paar verzweifelte Heimatlose hörten Gerüchte, daß sie an den Gestaden des Südens mit Aufnahme rechnen konnten, aber es waren mehr Taugenichtse darunter, als von den vertrauenswürdigen Siedlern problemlos integriert werden konnten. Der Burgherr brauchte mehr Leute, die sich darauf verstanden, Höfe und Handwerksbetriebe zu verwalten - und zudem mußte er die illegalen Siedler vor den Alten verstecken.
»Zwei wurden beim Diebstahl unmarkierter Herdentiere erwischt.
Ein paar ehrliche Siedler sind aber auch darunter«, ging Saneter hastig zu den guten Nachrichten über. »Vier Paare mit guter Handwerksausbildung und neun Alleinstehende unterschiedlicher Herkunft, einige mit ausgezeichneten Empfehlungen. Hamian bürgt für vier von den Männern und zwei von den Frauen. Toric, mir liegt etwas auf der Seele: Sie sollten sich an den Meisterharfner wenden.«
Toric schnaubte verächtlich. »Er würde sofort nach Benden laufen…«
»Sie sollten gemeinsam mit Meister Robinton mit den Weyrführern von Benden sprechen, denn die beiden wären die ersten, die Ihnen helfen würden. Sie hatten vor, das ganze Land zu erkunden«, sagte Saneter mit einer weit ausholenden Handbewegung, »und hätten es auch getan, wenn nicht die Alten - nun, das wissen Sie ja alles selbst.«
Er brach ab.
»Aber ein paar junge, eifrige, ausgebildete Pächtersöhne, die wissen, daß sie im Norden während einer Annäherungsphase nirgends unterkommen können, würden die Vorteile einer Auswanderung in den Süden gewiß erkennen.
Schlimmstenfalls müßten wir sie heimlich einschleusen, ohne daß die Alten es merken.«
Saneter warf einen schnellen Blick auf Toric, um zu sehen, wie er reagierte. Toric hatte den Kopf gesenkt, und sein Profil verriet nichts.
»Sie brauchen gar nicht zu erwähnen, wieviel Land Sie bereits
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