Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
Dolch, ein Allzweckmesser und eine kurze Klinge bereit, die in einen Stiefelschaft paßte. Schließlich fehlten nur noch die Rolle wasserdichter Baumwolle, die als Zelt, Regenschutz oder Matratze diente, und der breitkrempige Hut, um die Augen vor der grellen Sonne zu schützen.
Die drei Boote liefen mit der Flut aus, legten sich schräg und glitten rasch davon, als der steife Ostwind in die roten Segel fuhr. Die meisten Fahrgäste sangen, einige von den kleineren Jungen, die die Anreise als den schönsten Teil des ganzen Ausflugs betrachteten, hatten Angelleinen aus dem Boot gehängt, und jeder hoffte, den dicksten Fisch zu fangen. Die Geleitfische erschienen wie gewohnt vor dem Bug, schnellten sich hoch in die Luft, rasten durch das Wasser und entzückten alle mit ihren Kapriolen. Ihr Auftauchen galt als gutes Vorzeichen für eine sichere, schnelle Reise, und Sharra spürte, wie sich die Schatten über der Burg lichteten. Diese verdammten Alten! Sollten sie doch im Dazwischen verschwinden. Sie allein waren schuld an diesen lästigen Beschränkungen.
Sie blickte sich schnell um, als hätte jemand ihre Gedanken hören können. Meer und Talla, ihre beiden Feuerechsen, saßen leise gurrend auf dem Kabinendach.
Immerhin sollte man den Drachenreitern nichts Böses wünschen. Nicht alle waren so wie die Alten, aber die genügten, um einem das Leben im Süden zu vergällen.
Sie kamen um die Landzunge herum, und Sharra faßte mit an, als der Skipper die Segel reffen mußte, um nicht zu dicht an die Felsküste herangetrieben zu werden. Am nächsten Morgen würden sie die Große Lagune erreichen, dann konnten sie den tückischen Untiefen mit der Flut und bei Tageslicht trotzen.
Sobald sie gelandet waren und die Ausrüstung an einem geeigneten Platz deponiert hatten, erklärte Ramala, Sharra könne jetzt verschwinden, solle sich aber in zehn Tagen wieder einfinden.
»Dann komme ich aber nicht viel weiter als zuvor« klagte Sharra, aber auf Ramalas liebevoll strengen Blick hin warf sie sich ihr Bündel über die Schulter, rief Meer und Talla aus dem Schwarm, der über der Ebene seine Tänze vollführte, und trabte, vergnügt über die ständige Bevormundung schimpfend, davon, um ihre Freiheit möglichst auszukosten.
Sie hatte fast die ersten Baumgruppen am Rand der Ebene erreicht, als Meer, der über ihrem Kopf träge Kreise zog, erwartungsvoll zirpte.
Sharra entnahm daraus, daß er eine Goldene gesichtet hatte, denn Meer war die wollüstigste Bronzeechse der ganzen Burg.
Gleich darauf piepste er verwundert und kehrte auf ihre Schulter zurück. Talla ließ sich auf der anderen Seite nieder, beide waren auf der Hut. Als Sharra daher jemanden im Wald herumstolpern und eine Feuerechsenkönigin zetern hörte, war sie nicht überrascht, so weit von der Burg entfernt einem Fremden zu begegnen, aber sie ärgerte sich, weil dies möglicherweise eine Gefährdung ihres zehntägigen Urlaubs bedeutete.
Ihr Groll verflog beim Anblick eines schmächtigen Jungen, der im Gebüsch kauerte und das Treiben im Lager aufmerksam verfolgte. Er hatte einen Arm um den Hals eines Rennerfohlens gelegt, und eine junge goldene Feuerechse umklammerte mit ihrem Schwanz seinen sonnenverbrannten Hals. Der Junge war offenbar empört darüber, daß seine Königin ihn nicht vor Sharra gewarnt hatte, zeigte sich aber durchaus gesprächig. Er heiße Piemur, sagte er, und habe ganz allein bereits drei Fädeneinfälle auf dem Südkontinent überlebt.
Sharra war beeindruckt von so viel Lebenstüchtigkeit. Vielleicht hatte sie in Piemur jemanden gefunden, den Toric gebrauchen konnte. Er war jung, ungebunden und klug - und er gefiel ihr. Sie mußte sich beherrschen, um ihm nicht mit der Hand über den wirren sonnengebleichten Schöpf zu fahren, und einen Augenblick lang empfand sie Mitleid mit der Mutter, die diesen Spitzbuben verloren hatte. Ein richtiger, kleiner Herzensdieb.
Jemanden wie ihn müßte sie finden, mit diesem Charme, zehn Planetenumläufe älter vielleicht…
Sein keckes Selbstvertrauen gab den Ausschlag. Es war nicht nötig, ihn gleich an die Küste zurückzubringen. Sie konnte mit ihm durch die Wildnis streifen und die Pflanzen sammeln, um die Brekke gebeten hatte - dabei konnte sie auch gleich beobachten, ob er wirklich das Zeug dazu hatte, sich im Süden niederzulassen. Toric würde auf ihr Urteil hören. Und wenn sie einen fähigen Lehrling mitnehmen konnte, würde er ihr vielleicht auch längere Erkundungsreisen gestatten.
Als habe er
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