Die Drachenreiter von Pern 10 - Der Renegaten von Pern
aufblitzen, und plötzlich war der Tag wieder erträglich.
»Wissen Sie nicht mehr? Osemore hat uns doch mitgeteilt, daß er auf dem Weg von der Schmiedehalle in Telgar hierher sei. Mein Bruder, ganz offiziell zum Schmiedemeister ernannt!«
Sie verschränkte die Arme, und ihre Augen strahlten vor Stolz und freudiger Erwartung.
»Oh, Hamian muß auf dem Schiff sein. Was hatte die Alte denn diesmal zu nörgeln? Ich habe mich verdrückt, als ich sah, wie Toric die Mandamos in Stücke riß.«
Irgend jemand von den Anwesenden würde die Geschichte sicher verbreiten, aber als Harfner mußte er auf seine Stellung Rücksicht nehmen, und so schüttelte er den Kopf, während er zusah, wie Toric mit kräftigen Kraulbewegungen auf Rampesis Schiff und seine Passagiere zustrebte.
»Ich weiß nicht, ob es richtig ist, diese Menschen in den Süden zu locken. Wir bekommen keine gestandenen, gut ausgebildeten Leute. Die meisten sind heimatlos. Und warum sind sie heimatlos?«
Saneter überlegte, ob er es wagen konnte, sich für den Rest des Vormittags unsichtbar zu machen. Als Harfner konnte er diese Menschenimporte wirklich nicht gutheißen, andererseits wußte er, wie dringend Toric Arbeitskräfte brauchte, um den dichten Dschungel zu roden, neues Land zu erschließen und seine ehrgeizigen Plane zu verwirklichen.
»Was kümmert das Toric, solange sie noch atmen? Wenn auch Hamian an Bord ist, wird alles gut. Ich hatte mir schon den Kopf zerbrochen, wie in aller Welt wir ihn diesmal von seinem Groll ablenken sollten.«
Sharras Fähigkeit, das ungestüme Temperament ihres Bruders zu zügeln, wurde von den Pächtern des Südkontinents so sehr geschätzt, daß sich Angst und Schrecken verbreiteten, wenn sie auf ihren Streifzügen in die Wildnis verschwand und nicht greifbar war. Sie war auf ihre Weise eine ebenso ausgeprägte Persönlichkeit wie ihr älterer Bruder, obwohl ihre Begabung eher auf dem Gebiet der Heilkunst lag. Sie brachte die reiche Ernte an Arzneipflanzen ein, die auf dem Südkontinent in erstaunlicher Menge zu gewaltiger Größe heranwuchsen.
Andererseits hatte sie auch keine Hemmungen, ihren eigenen Interessen nachzugehen, und kümmerte sich nicht darum, ob Toric ihr die langen, einsamen Wanderungen verbot, die sie so sehr liebte. Plötzlich hüpfte sie auf und ab und winkte aufgeregt.
»Sehen Sie nur, Saneter! Da an der Reling, das muß Hamian sein. Und er will hinter Toric nicht zurückstehen!«
Saneter legte die Hand über die Augen und blinzelte auf das gleißende Meer hinaus. Nur ganz flüchtig sah er die Gestalt auf der Reling stehen, dann schwebte der Mann einen Moment lang elegant in der Luft, glitt in das leuchtend blaue Wasser, kam gleich darauf wieder an die Oberfläche und schwamm seinem Bruder mit energischen Stößen entgegen.
»Einen besseren Zeitpunkt hätte er sich gar nicht aussuchen können«, bemerkte Sharra. »Ich hoffe nur, Rampesi hat für die letzte Fracht einen guten Preis erzielt.«
Der alte Harfner schüttelte den Kopf. Eigentlich war es Toric verboten, mit dem Norden Handel zu treiben.
Sollte jemand sich einmal dafür interessieren, wie viele Schiffe gezwungenermaßen in den Buchten des Südens vor Stürmen Schutz gesucht hatten - immer in der gleichen Bucht - dann konnte das großen Ärger mit den Baronen des Nordens und mit den Weyrführern von Benden geben. Dabei war Saneter ganz sicher, daß Toric sich nur an den Meisterharfner zu wenden und ihm seine Probleme sowie die Möglichkeiten dieses herrlichen Kontinents zu schildern brauchte, um eine angemessene Regelung zu erreichen.
Sharra feuerte ihre Brüder mit lauten Schreien an, ohne für eine Seite Partei zu ergreifen, und selbst jene, die von dem jüngsten Zusammenstoß zwischen Burgherr und Weyrherrin wußten, ließen alles stehen und liegen und jubelten mit ihr.
Osemore beorderte Rudermannschaften in die robusten Fischerboote, um Ladung und Passagiere an Land zu bringen. Saneter sah, daß mehrere von den Fahrgästen ins Wasser sprangen und unbeholfen ans Ufer schwammen, und fühlte sich durch ihre Begeisterung ein wenig ermutigt.
Inzwischen hatten Toric und Hamian sich auf halbem Wege getroffen und veranstalteten mit lautem Gelächter eine gewaltige Wasserschlacht. Saneter entschied, er habe noch lange genug Zeit, sich Sorgen zu machen.
Als er sich nach Sharra umdrehte, landete seine kleine Bronzeechse auf seiner Schulter.
»Nun, wenigstens einige von den Passagieren haben offenbar ein wenig Mumm in den Knochen.
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